Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Doku über Musiker Tobias Gruben
Der Sänger und Komponist gehörte zur Underground-Szene der 80er Jahre.
Zuletzt war Oliver Schwabe mit „Asi mit Niwoh”, seiner Musik-Doku über den Kölner Punk-Rocker Jürgen Zeltinger zu Gast im Kino Metropol an der Brunnenstraße. Und natürlich wollte er auch seinen neuen Film in Düsseldorf persönlich vorstellen. Doch das durchkreuzte die Corona-Krise, weshalb der Film nun auf dem Online-Portal www.filmkunstkinos.de zu sehen ist.
Oliver Schwabe erzählt, dass ihm ein Freund ein Mixtape geschenkt hat, auf dem auch ein Stück der Gruppe Cyan Revue war. Das Tape hat ihn jahrelang begleitet, bis es dem Bandsalat zum Opfer fiel. Erst 2013 erinnerte er sich wieder an diese Band und versuchte, die Platte zu kaufen, vergeblich. Bei seiner Recherche stieß er auf Tobias Gruben, der auch Sänger und Komponist der Gruppe Die Erde war und bereits 1996 gestorben ist. Er fing an, sein Leben und seine Karriere zu rekonstruieren und schuf damit nicht nur einen Beitrag zur deutschen Underground-Musik der 1980er Jahre, sondern auch das Porträt eines eigenwilligen Künstlers, der kurz vor dem Durchbruch den Drogentod starb.
Es ist auch die Geschichte einer schwierigen Kindheit in einer Akademiker-Familie, in der Gruben insbesondere unter dem autoritären Vater leidet. Seine Begeisterung für die Musik wird ihm zeitlebens als
„rumgammeln” ausgelegt. Beeindrucken kann er den Vater mit seiner Musik kaum, ganz im Gegensatz zu seinen Geschwistern, die sich in seinen Songs wiederfinden. Und nicht nur die! Schwabe spürt einige Weggenossen Grubens auf: Mit Christoph Schlingensief hat er angefangen, war als Vorgruppe mit Einstürzende Neubauten unterwegs und schickte sich an, ein deutscher Nick Cave zu werden. Schwabe verknüpft seine Musik auch mit der Jetztzeit, zeigt Verbindungen zu jungen deutschen Bands wie Messer oder Isolation Berlin oder dem Schauspieler Tom Schilling. Beeindruckend interpretieren sie teils unveröffentlichte Songs Grubens und machen erfahrbar, welches Talent da so ruhmlos untergegangen ist.
Info „Die Liebe frisst das Leben“, 92 Min., Doku von Oliver Schwabe, abrufbar unter www.filmkunstkinos.de