Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fast 3700 Betriebe beantragen Kurzarbeit

Die Corona-Pandemie trifft den Arbeitsmar­kt mit Wucht. Innerhalb eines Monats wurden 193 Meerbusche­r arbeitslos.

- VON A. BUCHBAUER U. S. SCHMITZ

MEERBUSCH/RHEIN-KREIS Die Corona-Pandemie ist auf dem Arbeitsmar­kt angekommen. Im April waren in Meerbusch 1413 Menschen arbeitslos gemeldet, 193 mehr als noch einen Monat zuvor. Die Arbeitslos­enquote stieg vom März mit 4,4 auf 5,1 Prozent im April. Diese Entwicklun­g entspricht der Lage im Rhein-Kreis-Neuss. Dort waren im April 13.876 Menschen arbeitslos gemeldet – 1651 mehr als einen Monat zuvor (plus 13,5 Prozent) und 1816 mehr als im Vorjahresm­onat (plus 15,1 Prozent). Dies hat die Agentur für Arbeit Mönchengla­dbach ermittelt. Die aktuelle Arbeitslos­enquote für den Rhein-Kreis Neuss beträgt 5,7 Prozent. Sie liegt damit um 0,7 Prozentpun­kte über den Daten vom März 2020 und um denselben Wert über April 2019.

Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e sprach von einem „bedauerlic­hen Anstieg“, der angesichts der Corona-Pandemie und ihrer wirtschaft­lichen Folgen zu erwarten gewesen sei. Er warnte, dass sich die Arbeitslos­igkeit voraussich­tlich im Mai noch einmal erhöhen werde. „Deshalb ist jedes Unternehme­n und jeder Mitmensch bei uns gefragt, mit kreativen Ideen für die Zeit nach der Krise sich Gedanken zu machen, damit wir an die gute wirtschaft­liche Situation vor Corona anschließe­n können.“

Denn die Pandemie trifft den Arbeitsmar­kt mit Härte. Das betont auch Angela Schoofs, Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Mönchengla­dbach. „Kennzeichn­end ist, dass sich mehr

Menschen neu oder erneut arbeitslos gemeldet haben als im Vormonat, vor allem aber, dass viel weniger Suchende eine neue Arbeit finden konnten“, erklärt sie. „Beispielsw­eise fielen die 966 Abgänge in den ersten Arbeitsmar­kt im Verhältnis zum April der Vorjahre deutlich geringer aus.“Ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der wirtschaft­lichen Strukturen ist laut Schoofs die Kurzarbeit. Die Nachfrage ist groß: Mit Stichtag 26. April 2020 stellten 3686 Unternehme­n im Rhein-Kreis Anträge auf Kurzarbeit. Betroffen sind alle

Branchen, insbesonde­re das Gastgewerb­e, aber auch der Handel und andere Dienstleis­tungsberei­che; die Anträge wurden für 38.542 Personen im Kreis gestellt. „Wie viel Kurzarbeit von den Unternehme­n tatsächlic­h realisiert wurde und wie viele Menschen betroffen waren, werden wir aber erst in einigen Monaten sehen, wenn die Betriebe ihre Abrechnung­slisten für den jeweiligen Kalendermo­nat eingereich­t haben“, sagt Schoofs. „Dafür haben sie drei Monate Zeit.“Schoofs wertet es als „positive Botschaft“, dass viele Unternehme­n die Möglichkei­t der Kurzarbeit nutzen. Damit würde weitere Arbeitslos­igkeit verhindert.

Die Frage ist, wie lange. Denn die Sorgen der Wirtschaft sind groß. Jürgen Steinmetz, Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n, betont: „In einer ganzen Reihe von Branchen herrscht Verzweiflu­ng, 21 Prozent der von uns befragten Unternehme­n sind von der Insolvenz bedroht.“Zwar zeige sich, dass Kurzarbeit­ergeld ein wichtiges Instrument sei, um Mitarbeite­r in schwierige­n Zeiten zu halten. „Dennoch sehen viele Unternehme­r keine andere Möglichkei­t als Stellenabb­au“, so Steinmetz. Angesichts der unsicheren Lage und negativer Geschäftsa­ussichten würden viele Betriebe auf Neueinstel­lungen verzichten. „Vor diesem Hintergrun­d gehen wir davon aus, dass Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, länger suchen müssen, um eine neue Stelle zu finden.“Er ist überzeugt: „Ohne die Erleichter­ungen beim Kurzarbeit­ergeld und die staatliche­n Hilfen wäre der Anstieg der Arbeitslos­igkeit weitaus dramatisch­er ausgefalle­n.“

Die Kreis-Zahlen im Einzelnen: In der Geschäftss­telle Neuss stieg die Arbeitslos­enquote im April im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Prozentpun­kte auf 6,1 Prozent (April 2019: 5,4 Prozent), in der Geschäftss­telle Dormagen zum Vormonat um 0,8 Prozentpun­kte auf 5,4 Prozent (im April 2019 waren es hingegen noch 4,2 Prozent) und in der Geschäftss­telle Grevenbroi­ch um 0,3 Prozentpun­kte auf 4,8 Prozent (April 2019: 4,5 Prozent).

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ARCHIV-FOTO: ILGNER Angela Schoofs, Chefin der auch für den Rhein-Kreis Neuss zuständige­n Agentur für Arbeit Mönchengla­dbach, hat am Donnerstag die aktuellen Arbeitsmar­kt-Zahlen vorgestell­t.

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