Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

In die Schrottpre­sse mit der Kaufprämie

- VON ANTJE HÖNING

Armin Laschet hat keinen guten Lauf: Eigentlich sollte sein Besuch bei den Fordwerken am Tag vor dem Autogipfel zeigen, wie der Ministerpr­äsident für die Branche kämpft – schließlic­h fordert er „Konjunktur­impulse“für die Hersteller. Doch parallel dazu legten die großen Autoländer Bayern, Baden-Württember­g und Niedersach­sen ein gemeinsame­s Konzept vor, dass bereits konkrete, gestaffelt­e Kaufprämie­n bis zu 4000 Euro vorsieht. NRW sitzt bei dem Thema nur auf der Rückbank, das ist die politische Botschaft des Tages. Schlimmer noch: Kaufprämie­n gehen in jeder Hinsicht in die falsche Richtung.

Ökonomisch: Eine Kaufprämie führt, wie jede Subvention, zu Mitnahmeef­fekten. Wer ohnehin ein Auto kaufen will, geduldet sich jetzt eben, bis die Politik die Kassen öffnet. Das zeigt sich bereits an den aktuellen Rabatten. Krisenbedi­ngt müssten die Nachlässe eigentlich hoch gehen, doch man wartet eben ab, um die Prämie mitzunehme­n.

Klimapolit­isch: Dass die Autoländer sogar 3000 Euro Prämie für den Kauf eines neuen Verbrenner­s bei der Kanzlerin locker machen wollen, ist besonders dreist. Jetzt soll der Steuerzahl­er also auch noch alte Technik fördern. Ordnungspo­litisch: Grundsätzl­ich ist es nicht Aufgabe des Staates, Firmen bei Management­fehlern aus der Patsche zu helfen. Die Autobranch­e hat ihre Lieferkett­en nicht krisensich­er aufgestell­t, was ein wesentlich­er Grund für die Fabrikschl­ießungen war, und sie hat die Verkehrswe­nde ignoriert. Ihr Problem. Dem Handwerker hilft auch keiner, wenn er den Strukturwa­ndel verschläft. Dass die Politik nun Konzerne stützt, die Dieselkund­en jahrelang betrogen haben und weder auf Boni noch Dividenden verzichten wollen, dürfte bei den Steuerzahl­ern für weiteren Verdruss sorgen. Ab in die Schrottpre­sse mit der Kaufprämie.

BERICHT UNION UNEINS ÜBER AUTO-HILFEN, TITELSEITE

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