Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Ich habe die Kunden vermisst“

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Am Montag öffneten die Friseure. Ein Düsseldorf­er Meister berichtet von seinem ersten Arbeitstag.

Der Tag der Wiedereröf­fnung war zwar schön, aber auch sehr stressig. Viele Kunden haben angerufen und waren überrascht, dass es für diese Woche gar keine Termine mehr gibt. Die Kunden, die bereits heute einen Termin hatten, waren sehr entspannt. Alle hatten eigene Masken dabei und sich schon auf die neue Situation eingestell­t. Getränke oder Zeitungen dürfen wir zum Beispiel nicht mehr ausgeben. Unser Werkzeug und die Frisierplä­tze müssen wir nach jedem Kunden desinfizie­ren – das haben wir aber auch schon vorher gemacht. Wir dürfen keine Bärte mehr rasieren und keine Augenbraue­n färben oder zupfen. Auch Trockenhaa­rschnitte dürfen wir nicht mehr machen.

Es gibt natürlich Leute, die die Maßnahmen für unnötig halten und das Corona-Thema übertriebe­n finden, aber darum geht es nicht: Es gibt Regeln, die müssen eingehalte­n werden. Ich bin kein Virologe und finde es ein bisschen vermessen, wenn Leute meinen, sie könnten über solche Sachen urteilen.

Die Umstände, unter denen wir arbeiten, sind natürlich anders als sonst. Beim Waschen müssen die Kunden den Mundschutz festhalten, das funktionie­rt sonst nicht mit den Bändern. Gleiches gilt auch beim Schneiden der Konturen um die Ohren. Wegen der Bestimmung­en kann man auch nicht so viele Kunden bedienen wie sonst. Wir achten darauf, dass sich auf zehn Quadratmet­ern im Laden nicht mehr als ein Kunde aufhält, daher ist der Terminkale­nder schon sehr voll. Auch die Daten der Kunden müssen wir notieren, damit mögliche Infektions­ketten nachvollzi­ehbar sind. Das muss man in diesen Tagen schon spezieller planen, aber es muss halt sein.

Ich führe seit 16 Jahren meinen eigenen Salon und habe so etwas noch nie zuvor erlebt. Die ersten Tage, an denen ich nicht arbeiten durfte, waren der Horror. Da musste ich mich dringend beschäftig­en und habe Renovierun­gsarbeiten vorgenomme­n – sonst wäre ich durchgedre­ht.

Ich konnte es vermeiden, meinen drei Angestellt­en zu kündigen. Wenn man selbststän­dig ist, dann muss man immer davon ausgehen, dass mal irgendwas passiert. Die Corona-Krise habe ich natürlich nicht kommen sehen, aber ich habe gedacht: Was passiert, wenn ich mir mal das Bein breche oder das Haus einsturzge­fährdet ist, sodass ich sechs Wochen lang nicht arbeiten kann? Da muss man auch ein Polster für haben.

In der Zeit, in der der Salon geschlosse­n bleiben musste, haben wir die Kunden trotzdem so gut es ging zum Beispiel mit Farbe versorgt. Ich hatte gesehen, dass in den Drogeriemä­rkten Haarfärbem­ittel zu einem großen Teil ausverkauf­t waren. Daraufhin habe ich unseren Kunden ihre auf sie persönlich abgestimmt­en Farben zusammenge­mixt. Die konnten sie sich dann samt Umhang, Pinsel, Schälchen und Anleitung bei mir abholen. Das kam gut an.

Ich bin aber froh, dass es endlich wieder losgeht. Es ist schön, wieder arbeiten zu können. Ich habe die Kunden vermisst.

Protokolli­ert von Sabine Dwertmann.

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Friseurmei­ster Daniel B. in seinem Salon „Kinky Cutters“in Düsseldorf: Er ist froh, dass es wieder losgeht.
FOTO: ANDREAS BRETZ Friseurmei­ster Daniel B. in seinem Salon „Kinky Cutters“in Düsseldorf: Er ist froh, dass es wieder losgeht.

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