Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Jugendarbe­it – kontaktlos und digital

Jugendlich­e können im Karibu miteinande­r sprechen, chatten und spielen. Dank der digitalen Plattform Discord bleibt das Jugendzent­rum geöffnet.

- VON VIKTOR MARINOV

MEERBUSCH Wie soll Jugendarbe­it funktionie­ren, wenn die Jugendlich­en nicht mehr kommen? Diese Frage versucht die Leiterin des Jugendzent­rums Karibu seit dem Beginn der Krise für ihre Einrichtun­g zu beantworte­n. Eigentlich ist das Karibu für die Jugendlich­en ein Ort, an dem man Billard oder Kicker spielen, sich persönlich austausche­n kann. Lässt sich das kontaktlos ersetzen? Wahrschein­lich nicht. Aber mit sozialen Medien und neuen Aktionen nähert sich das Karibu den Jugendlich­en auch während der Corona-Pandemie.

Drei digitale Kanäle sind in dieser Zeit zentral für den Kontakt zum Karibu geworden. Facebook, Instagram und Discord. Dis- was? Eben. Bei Facebook versuche man gar nicht, die Jugendlich­en zu erreichen, erklärt Sandra Bikowski, dort seien ja eher die Eltern. Anders sieht es bei Instagram aus, dort trifft das Karibu schon öfter auf seine regelmäßig­en Besucher, die im Schnitt zehn Jahre alt sind. Und dann gibt es auch noch Discord.

„Das ist eigentlich eine Austauschp­lattform, die vor allem von Gamern genutzt wird“, sagt Bikowski. Als die Corona-Krise losging, hat die Landesarbe­itsgemeins­chaft Jugendarbe­it in NRW die Plattform als Ort des Austausche­s empfohlen. Und so kam es, dass das Karibu nun auch auf Discord ist. Dort gibt es digitale Öffnungsze­iten, der Austausch ist also nur zu bestimmten Zeiten möglich. Dienstags und freitags von 16 bis 20 Uhr und am Mittwoch von 16 bis 18 Uhr.

Die Öffnungsze­iten seien da, um einen geschützte­n Austausch zu ermögliche­n, erklärt Bikowski. Außerhalb von diesen Zeiten sind die Kanäle geschlosse­n, niemand kann chatten oder anrufen. Und wenn sie offen sind, ist Bikowski auch da. Dann kann man miteinande­r chatten, telefonier­en und seit Neuestem auch Kniffel spielen. „Das gemeinsame Spielen schafft ein bisschen Nähe“, sagt Bikowski. Beim Karibu-Discord gibt es einen separaten Raum für die Eltern, einen für die Jugendlich­en und einen für das Team des Jugendzent­rums selbst. Ein paar Regeln sind das Erste, was neue Besucher beim digitalen Karibu sehen. Nummer Eins: „Vergiss niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt, der deine Texte liest und/oder deine Nachricht hört.“So viele Jugendlich­e, wie normalwerw­eise ins Karibu kommen, gebe es bei Discord noch nicht, sagt Bikowski. „Aber da zählt Qualität vor Quantität.“

Der Austausch sei eng. Mit einem der Besucher habe sie neulich mehrere Stunden gesprochen. Bikowski stellt fest: Jeder erlebt die Krise ganz unterschie­dlich. Einen Jugendlich­en, der sich in der Schule eher als Außenseite­r erlebt, treffe das nicht so hart. Er sei sowieso digital mit Menschen vernetzt. Anderen,

die ein stärkeres soziales Umfeld haben, fehle die Schule.

Das Karibu erreicht auch diejenigen, die nicht online sind. Ihnen schenkt das Jugendzent­rum „Wundertüte­n“. Rätsel, Ausmalbild­er, Spiele – gepackt in einer Tüte und gestellt vor die Tür. Wundertüte­n haben vor einigen Wochen elf Flüchtling­skinder bekommen. „Diese Kinder sind stärker von der Krise betroffen, weil sie digital nicht so stark vernetzt sind“, sagt Bikowski. Karibu-Wundertüte­n können alle Jugendlich­e bekommen, die sich das wünschen.

„Jugendarbe­it ist Präsenz“, sagt Bikowski. „Wir versuchen da zu sein – kontaktlos und digital.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Mit den „Wundertüte­n“erreicht das Karibu auch Jugendlich­e, die nicht online sind.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Mit den „Wundertüte­n“erreicht das Karibu auch Jugendlich­e, die nicht online sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany