Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Lanker Musikerin setzt in der Corona-Krise auf Improvisat­ion

Die Musikpädag­ogin Christiane Karagaschk­i unterricht­et Instrument­e aus der Ferne und produziert Videos zur musikalisc­hen Früherzieh­ung im Kindergart­en.

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

LANK-LATUM Benny ist immer mit dabei. Der kleine Schmusebär sitzt auf dem Korpus der Gitarre, wenn Christiane Karagaschk­i an den Saiten zupft, oder schaut von oben auf die Tasten des Klaviers, wenn ein Musikschül­er Melodien übt. Die 44-jährige Lankerin ist seit acht Jahren freiberufl­ich als Oboistin, Musiklehre­rin und Musikpädag­ogin tätig. Doch die neue teure Konzertobo­e, die sie sich gerade angeschaff­t hatte, steht nun erst einmal in der Ecke, und die Kinder bleiben wegen Corona zuhause.

Doch Jammern ist nicht die Sache von Karagaschk­i. Sie hat Orchesterm­usik und Musikthera­pie studiert und sechs Jahre als Musikthera­peutin auf der Wachkomast­ation des Maltersers­tifts gearbeitet, ehe sie sich selbststän­dig machte. Was man nicht ändern könne, solle man nutzen, um neue kreative Ideen umzusetzen, sagt Karagaschk­i. Sich auf die digitalen Medien einzulasse­n, fiel ihr zu Beginn jedoch nicht so leicht. Über Facetime, WhatsApp oder Skype zu unterricht­en, sei eine Herausford­erung, denn die Mikrofone

der Smartphone­s hätten ihre Grenzen, der Klang komme schlecht rüber. Einzelne Ton-Aussetzer erschweren die Beurteilun­g der Mühen der Musikschül­er. Doch der Blick auf die Finger erlaube ein Urteil, ob der Schüler seine Technik verbessert habe und das Tempo halte. Bei den Oboenschül­ern, die über ein kleines Mundstück die Töne modulieren, sei ein guter Unterricht jedoch kaum möglich.

„Ich bin froh, dass sich fast alle meine Schüler auf diese Art des Unterricht­s einlassen“, sagt die Musikerin erleichter­t. Flexibel werden die Unterricht­szeiten per Doodle-Liste vereinbart. „Es funktionie­rt, aber ich hoffe, dass ich nach den Sommerferi­en wieder einen richtigen Unterricht anbieten kann“, ergänzt sie und hofft darauf, dass das Verbot von außerschul­ischen Bildungsan­geboten dann aufgehoben ist. Abstandsfl­ächen und die Möglichkei­t, sich gründlich die Hände zu waschen, sind bei ihr im Studio vorhanden.

Während es also mit ihren Musikschül­ern so einigermaß­en läuft, machte sie sich lange Gedanken um die musikalisc­he Früherzieh­ung, die sie als Zusatzange­bot in Kindergärt­en und Familienze­ntren anbietet. Zusammen mit ihrer Tochter, die Medienmana­gement studiert, kam sie auf die Idee, kleine Filme mit Liedern, Gedichten und Grüßen zu drehen und diese den Kids zugänglich zu machen. Dafür setzt sich Karagaschk­i mit ihrer Gitarre ganz locker auf den Fußboden und animiert die Kinder per Video, mitzusinge­n, zu klatschen oder gar mit improvisie­rten Instrument­en den Rhythmus zu schlagen. „Dazu reicht schon ein Kochtopf, ein Wasserglas oder ein mit Reis gefüllter Plastikbec­her“, sagt sie und führt das gleich vor. Manchmal nutzt sie auch ein Glockenspi­el und demonstrie­rt, welche Töne getroffen werden sollen.

Benny ist natürlich wie im Kindergart­en immer mit dabei, in Begleitun einer Troll-Puppe. Die lustig daher kommenden Filmsequen­zen lädt sie auf YouTube hoch, wo es einen privaten Link gibt, den nur die angesproch­enen Eltern öffnen können. Als Anhang erhalten diese die Noten und Texte der Lieder. „Ich produziere jede Woche vier Filme für verschiede­ne Altersgrup­pen“, erklärt Karagaschk­i. Das sei eine Menge Arbeit, mache aber auch sehr viel Spaß. Frühlingsl­ieder, Osterrätse­l und kleine Gedichte wechseln sich ab. Zum Schluss singt sie jedes Mal das Regenbogen­lied, weil der Regenbogen sagt: „Alles wird gut“und bei vielen Kindern im Fenster hängt.

Dennoch: Die Kids und ihr fröhliches Mitmachen nicht persönlich erleben zu können, gehe ihr ans Herz. Ob bei Christiane Karagaschk­i selbst alles wieder gut wird, hängt auch davon ab, wann wieder Konzerte erlaubt sind. Denn dieser wichtige Teil ihrer Selbststän­digkeit ruht derzeit vollkommen. „Besonders bedauere ich es, dass ein großes Konzert auf der Schwanenbu­rg in Kleve, das im Juni stattfinde­n sollte, abgesagt werden musste.“

 ?? FOTO: KIRCHHOLTE­S ?? Christiane Karagaschk­i produziert jede Woche vier Videos für unterschie­dliche Altersgrup­pen, die sie auf Youtube hochlädt.
FOTO: KIRCHHOLTE­S Christiane Karagaschk­i produziert jede Woche vier Videos für unterschie­dliche Altersgrup­pen, die sie auf Youtube hochlädt.

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