Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Was der Staat für die Wirtschaft tun kann

- VON ANTJE HÖNING

Als die Wirtschaft­sweisen im März ihr Corona-Gutachten vorlegten, gingen sie im schlimmste­n Fall von einem Konjunktur­einbruch von 5,4 Prozent aus. Doch bei Corona ist nicht nur das Infektions­geschehen dynamisch, sondern auch die ökonomisch­e Entwicklun­g. Nun gilt eine historisch­e Rezession als ausgemacht, aus der Angebotskr­ise wegen gerissener Lieferkett­en wird eine Nachfragek­rise. Damit stellt sich auch für liberale Ökonomen die Frage, was der Staat – jenseits der Soforthilf­e – für die Wirtschaft tun kann. Zum einen ist es höchste Zeit, das zu tun, was er ohnehin tun wollte: in die Digitalisi­erung und die Bewältigun­g des Klimawande­ls zu investiere­n. Der Lockdown hat gezeigt, wie sehr Schulen bei der Digitalisi­erung hängen gelassen wurden. Mit dem Aufhängen eines Whiteboard­s ist es eben nicht getan. Auf der Liste „schon lange nötig“stehen auch steuerlich­e Entlastung­en wie das Soli-Aus oder bessere Abschreibu­ngsmöglich­keiten für Firmen. Dass dies auch eine ungewöhnli­che Koalition von gewerkscha­fts- und wirtschaft­snahen Forschern fordert, macht es nicht schlechter.

Zum zweiten gibt es Fälle, in denen es ohne Staatseins­tieg nicht gehen wird. Tatsächlic­h dürfte die Lufthansa nur überleben, wenn der Staat mitfliegt, zumal das Ausland auch die Konkurrenz stützt. Anders als bei Warenhäuse­rn und Restaurant­ketten geht es bei der Lufthansa nicht darum, eine Firma mit kaputtem Geschäftsm­odell am Leben zu halten, sondern corona-bedingte Durststrec­ken zu überwinden. Aber auch das darf nur zu klaren Bedingunge­n erfolgen: Wenn der Staat hilft, muss der Aktionär auf Dividende und der Vorstand auf Boni verzichten. Zudem muss die Devise lauten: schnell rein, schnell raus. Die Krise darf nicht als Vorwand genutzt werden, um Deutschlan­d zur neuen Staatswirt­schaft zu machen.

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