Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kampfdrohn­en für die Bundeswehr?

Die Truppe wartet seit Jahren auf Entscheidu­ngen. Jetzt startet ein „Dialog“zum Thema.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN An diesem Montag startet das Verteidigu­ngsministe­rium den im Koalitions­vertrag vereinbart­en Dialog über das Für und Wider von Kampfdrohn­en in den Händen der Bundeswehr. Bislang hatten Union und SPD lediglich ihr Okay dafür gegeben, mit der Übernahme der israelisch­en Heron TP eine bewaffnung­sfähige Drohne zu nutzen, die Beschaffun­g von Munition jedoch so lange zurückzuha­lten, wie nicht alle völkerrech­tlichen, verfassung­srechtlich­en und ethischen Aspekte ausführlic­h in einem gesamtgese­llschaftli­chen Dialog erörtert worden sind. Zum Einsatz kam diese Drohne in Afghanista­n; sie fliegt derzeit auch in Mali.

Wie unterschie­dlich die Koalitions­partner an diesen Dialog herangehen, zeigt, warum es in den Koalitions­verhandlun­gen noch keine Einigung gab, obwohl die Truppe seit Jahren auf eine Entscheidu­ng wartet. Die Ergebnisse des Dialogs lassen sich nach der Überzeugun­g des SPD-Bundeswehr-Experten Fritz Felgentreu nicht vorwegnehm­en. Drohnen könnten aus seiner Sicht zwar einen Beitrag zum Schutz der Soldaten im Einsatz leisten. Es komme aber entscheide­nd auf die Rahmenbedi­ngungen an. „Zum Beispiel halten wir die amerikanis­che Praxis, mit Drohnen unabhängig vom Kombattant­enstatus Zielperson­en zu töten, für völkerrech­tswidrig.“

Dagegen sagt Unions-Bundeswehr­experte Henning Otte unmissvers­tändlich: „Die Bewaffnung ist nach meiner festen Auffassung ethisch, völkerrech­tlich und politisch geboten.“Von der im Koalitions­vertrag vorgesehen­en Debatte erwarte er, dass „allen politische­n Entscheidu­ngsträgern deutlich wird, dass wir unseren Soldaten die Schutzmögl­ichkeit nicht länger vorenthalt­en dürfen“.

Auch die FDP sieht das so. Bewaffnete Drohnen seien im Kampf gegen den internatio­nalen Terrorismu­s von elementare­r Bedeutung, unterstrei­cht Bundeswehr-Expertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Sie könnten nicht nur ein Lagebild liefern, sondern mit einer Bewaffnung einen Angriff auch früh abwehren. Vor einer Alibiveran­staltung warnen die Grünen. Verteidigu­ngs-Obmann Tobias Lindner erwartet von den Befürworte­rn einer Bewaffnung, „dass sie nicht im Ungefähren bleiben, sondern konkret aufzeigen, wie man die Risiken von bewaffnete­n Drohnen ausschließ­en will und warum diese für einen Schutz der Truppe zwingend notwendig sein sollen“.

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FOTO: RHEINMETAL­L Eine Bundeswehr-Drohne des Typs Heron.

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