Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Islamist soll Anschläge in Bayern begangen haben
WALDKRAIBURG (guy) Die Anschlagserie auf türkische Geschäfte im oberbayerischen Waldkraiburg ist aufgeklärt: Ein 25 Jahre alter Islamist gilt nach Angaben der Polizei und der Generalstaatsanwaltschaft München als dringend tatverdächtig und sitzt in Untersuchungshaft. Laut Polizeipräsident Robert Kopp hat der Mann nach seiner Festnahme am späten Freitagabend ein glaubhaftes Geständnis abgelegt.
Seine Eltern sind demnach Türken, er selbst besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Innerhalb einiger Jahre hat er sich als Islamist radikalisiert und gab in der Vernehmung an, er sei Anhänger des Islamischen Staats (IS). Als Motiv gab er laut Generalstaatsanwalt Georg Freutsmiedl „Hass auf Türken“an.
Seit Mitte April waren die Scheiben von drei Geschäften – einem Friseurladen, einer Pizzeria und einem Kebab-Imbiss – mit Steinen eingeworfen worden, zusätzlich wurde eine „übel riechende Substanz“in die Räume gekippt. Ein wesentlich schwerwiegenderer Anschlag ereignete sich am 27. April: Eine Bombe wurde in ein türkisches Lebensmittelgeschäft geworfen, bei einem Großbrand wurden sechs Bewohner des dreistöckigen Hauses verletzt. Die Staatsanwaltschaft wertet dies als schwere Brandstiftung und versuchten Mord in 27 Fällen.
Der Mann wurde in einem Zug nach Waldkraiburg als Schwarzfahrer aufgegriffen. In seinem Trolley entdeckten die Beamten zehn funktionstüchtige Rohrbomben; in einem Auto in einer Tiefgarage sowie in seiner Wohnung wurde aufgrund seiner Angaben noch in der Nacht ein ganzes Sprengstoff- und Waffenarsenal entdeckt, darunter 13 weitere scharfe Rohrbomben.
Über Mittäter oder Mitwisser ist den Ermittlern nichts bekannt. Polizeilich war der Mann bisher nur wegen Marihuana-Besitzes aufgefallen. Nach der Schule habe er eine Lehre als Einzelhandelskaufmann absolviert und häufig wechselnd bei Leiharbeitsfirmen gearbeitet.