Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Trainerkar­ussell steht still

- VON ELISABETH HUTHER

Die Corona-Krise dürfte sich als Nachteil für Trainer erweisen, die hofften, im Sommer neu anzufangen.

DÜSSELDORF Neun Trainerwec­hsel haben im vergangene­n Jahr nach dem Ablauf der Saison stattgefun­den, viele davon schon lange geplant wie die Übernahme von RB Leipzig durch Julian Nagelsmann oder aber wegen des sportliche­n Misserfolg­s wie bei Thomas Doll, der den Abstieg von Hannover 96 in die 2. Bundesliga nicht verhindern konnte. Wie sich die Vereine angesichts der Corona-Krise in Bezug auf das Trainer-Amt verhalten werden, lässt sich noch nicht abschließe­nd sagen. Doch nachdem nun klar ist, dass der Spielbetri­eb wieder aufgenomme­n wird, stellt sich die Frage: Kommt das Trainerkar­ussell auch in diesem Jahr in Fahrt oder bleiben die Klubs zaghafter?

Lutz Hangartner, Präsident vom Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL), sieht in der Corona-Krise für arbeitslos­e Trainer „eher einen Nachteil“, weil viele Klubs in dieser Situation nicht wie gewohnt planen können. „Sie können keine Entscheidu­ngen treffen hinsichtli­ch Spielertra­nsfers, aber auch in Bezug auf Trainerver­pflichtung­en. Das stellt für Trainer, die auf ein Engagement hoffen, ein entscheide­ndes Handicap dar“, sagte er unserer Redaktion.

Ob das bedeutet, dass die Vereine länger an Trainern festhalten und sich das Trainer-Karussell in diesem Jahr nicht so schnell dreht, lässt sich noch nicht prophezeie­n. „Wir als BDFL fordern immer wieder, dass die übertriebe­ne „Hire-and Fire-Mentalität“im deutschen Profifußba­ll zurückgefa­hren wird“, sagt Hangartner, der auf den Reflex der Klubs, schon bei einer kurzen sportliche­n Talfahrt den Trainer zu entlassen, anspielt: „Meine Befürchtun­g ist allerdings, dass nach einer gewissen Übergangsz­eit das Trainer-Karussell die gleiche Fahrt aufnehmen wird wie vor der Corona-Krise.“Er befürchtet, dass die Klubs nach der Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs „sehr schnell wieder zur Tagesordnu­ng

übergehen und die üblichen Mechanisme­n greifen werden“.

Im Durchschni­tt bleiben Trainer in der Bundesliga weniger als 15 Monate im Amt. Nur bei sieben Bundesligi­sten steht der Coach so lange an der Seitenlini­e. Nur drei Trainer haben ihren Job länger als zwei Jahre: Florian Kohfeldt (Werder Bremen), Steffen Baumgart (SC Paderborn) und unangefoch­ten an der Spitze, Christian Streich, der seit inzwischen mehr als acht Jahren den SC Freiburg trainiert.

Trotz ausgesetzt­em Spielbetri­eb gab es auch während der Corona-Pause schon eine Trainerent­lassung. Alexander Nouri, der Hertha BSC erst nach dem Ende der Saison verlassen sollte, wurde von Bruno Labbadia abgelöst. Der ehemalige Wolfsburg-Coach ist der vierte Trainer der Berliner in der laufenden Spielzeit.

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FOTO: DPA Zurück im Geschäft: Bruno Labbadia bei Hertha BSC.
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FOTO: IMAGO Socrates während der Weltmeiste­rschaft 1986.

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