Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Coronaviru­s reist mit

- VON EVA QUADBECK

In der Debatte um Grenzöffnu­ngen geht es um viel mehr als um den kleinen Grenzverke­hr und die Frage, wie Lieferante­n, Handwerker, Angestellt­e und Liebespaar­e diesseits und jenseits der Grenzen ihren Alltag bewerkstel­ligen. Es geht auch um die Frage, ob und wohin die Deutschen in diesem Jahr in den Urlaub fahren können – also um das ganz große Geschäft. Und schließlic­h steht einmal mehr die europäisch­e Identität auf dem Spiel, zu der offene Grenzen dazu gehören wie das Bier zu Deutschlan­d, das Baguette zu Frankreich und die Pasta zu Italien.

Die Grenzen können nicht ewig geschlosse­n bleiben. Doch in der Debatte um die Lockerunge­n gilt es zu bedenken, dass das Coronaviru­s mitreist. Die enorm hohe Mobilität der Europäer, die in Nicht-Pandemie-Zeiten Ausdruck unserer Freiheit, unserer offenen Gesellscha­ft und unseres Wohlstands ist, hatte einen hohen Anteil daran, dass sich das Virus in Europa so schnell ausbreiten konnte. Die europäisch­e Freiheit und die ökonomisch­e Stärke des Kontinents wird man dauerhaft nur sichern können, wenn an erster Stelle die Gesundheit der Europäer steht.

In der Frage der Binnengren­ze gilt für die EU das gleiche wie für Deutschlan­d: Es ist in Ordnung, wenn unterschie­dlich stark betroffene Länder unterschie­dlich schnell lockern. Die Rahmenbedi­ngungen aber sollten einheitlic­h und für die Bürger nachvollzi­ehbar sein.

Das Gerichtsur­teil aus Niedersach­sen, das einem Kläger gegen die Quarantäne-Regelung Recht gab, zeigt, wie wichtig die Einheitlic­hkeit ist. Der Kläger wäre wahrschein­lich nicht auf die Idee gekommen, nach Schweden zu reisen, wenn auch dort eine Quarantäne-Regelung gelten würde. Zumindest im Schengen-Raum müssen sich die Länder verständig­en, ob sie ihre Bürger mit oder ohne Quarantäne einreisen lassen. Ansonsten droht im Sommer völliges Chaos.

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