Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Mit immer mehr Apps gegen die Pandemie
Die Bundesregierung setzt auf digitale Technik. Doch die macht Probleme.
DÜSSELDORF Der Einsatz von digitaler Technik soll eine Rückkehr zur Normalität erleichtern, solange keine Medikamente oder Impfstoffe gegen das Coronavirus bereitstehen. Inzwischen treibt die Bundesregierung schon drei Projekte mit unterschiedlichen Zielrichtungen voran.
Tracing-App
Sie soll dabei helfen, Infektionsketten nachzuvollziehen. Die Tracing-App registriert über die Bluetooth-Funktion, wenn sich zwei Smartphones – und damit ihre Nutzer – über einen Zeitraum von mindestens 15 Minuten in einem Abstand von weniger als 1,5 Metern – nahekommen. Solche Risikokontakte werden in einer Art Tagebuch protokolliert, wobei die Daten aber auf dem Smartphone verbleiben. Wird ein App-Nutzer später positiv auf das Coronavirus getestet, können seine Risikokontakte anonym gewarnt werden, damit sie sich ebenfalls testen lassen. Die Verfügbarkeit der App wird derzeit für Mitte Juni angekündigt. Ihre Nutzung soll freiwillig sein. Umstritten ist die von verschiedenen Politikern ins Spiel gebrachte Idee, die Anwender der Tracing-App zu belohnen.
Quarantäne-App
Obwohl die Tracing-App noch nicht einsatzbereit ist, lässt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereits die nächste digitale Waffe im Kampf gegen Corona schmieden: eine Melde-App, mit der die 375 deutschen Gesundheitsämter die Einhaltung der häuslichen Quarantäne überwachen sollen. Es sei daran gedacht, deren Anwendung durch die Gesundheitsämter mittelfristig verpflichtend zu machen, hieß es in der entsprechenden Beschlussvorlag für das „Corona-Kabinett“
der Bundesregierung. In der Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine schriftliche Anfrage des FDP-Bundestagsabgeordneten Konstantin Kuhle, aus der das „Handelsblatt“zitiert, ist von einer „freiwilligen digitalen Meldung“durch Betroffene an das zuständige Gesundheitsamt die Rede. Derzeit muss das zuständige Gesundheitsamt zweimal täglich prüfen, ob die Quarantäneauflagen auch eingehalten werden. Das geschieht meist per Telefon, seltener auch per Hausbesuch.
Spahns Beamte hoffen, dass dies mit der geplanten Quarantäne-App künftig schneller abgewickelt werden kann. Offen bleibt, ob die App irgendwann auch dazu genutzt werden könnte, auch die Einhaltung der Quarantäne-Vorschriften zu überprüfen. So können etwa die Behörden in Polen anordnen, dass sich Personen unter Quarantäne eine spezielle App auf ihrem Smartphone installieren müssen. Mehrmals am Tag fordert die Anwendung ein Selfie an, wobei mittels Geolokalisierung der Standort überprüft wird. Wird das Foto nicht innerhalb von 20 Minuten hochgeladen, wird die Polizei informiert.
Immunitäts-App
Ein weiteres Projekt aus dem Spahn-Ministerium ist die Einführung eines elektronischen Immunitätsausweises. Die Idee: Menschen, die die vom Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 überstanden haben, sollen dies durch den Ausweis belegen können. Dessen Einführung war ursprünglich im Rahmen des neuen Infektionsschutzgesetzes geplant, das am Donnerstag verabschiedet wurde. Doch gegen Spahns Pläne gab es Bedenken. Deshalb soll nun erst der Ethikrat eine Stellungnahme abgeben.