Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Haare schneiden unter freiem Himmel
Da es durch Corona im Salon an der Hatzfeldstraße eng wurde, hat Claudia Burchartz einen Platz nach draußen verlegt.
GERRESHEIM Die Idee hatte Mitarbeiter Bilal El-Masri. „Am Anfang haben die mich hier für bekloppt erklärt“, sagt er. Aber Claudia Burchartz, Inhaberin des Friseursalons an der Hatzfeldstraße in Gerresheim, hat dann doch noch mal darüber nachgedacht und fand den Vorschlag plötzlich gar nicht mehr so schlecht. Da durch Corona der Platz im Laden eingeschränkt war und jetzt ja ohnehin das Wetter meist mitspielt, griff sie den Vorschlag ihres Angestellten auf und verlegte einen Sitz mit Tischchen, Spiegel und allem, was sonst noch dazugehört, nach draußen in den Innenhof. Bei Bedarf wird auch die Trockenhaube ins Freie geschoben. Und da im Salon eigentlich auch kein Raum mehr für den Wartebereich war, wurde der ebenfalls vor die Tür gesetzt. „Da können die Kunden jetzt auch mal eine rauchen, während sie warten“, verrät die Chefin.
Ihr vorläufiges Fazit: „Alle finden es super. Viele fragen vorher schon gezielt danach, ob sie nicht im Innenhof bedient werden können.“Dass Passanten an der Hatzfeldstraße das haarige Schauspiel mit ansehen können, scheint niemanden zu stören. „Ich komme schon seit 20 Jahren hierher, das hat wirklich noch gefehlt, so schön an der frischen Luft die Haare gemacht zu bekommen“, versichert Kundin Elli. Und auch Bilal El-Masri ist jetzt glücklich: „Ich schwimme mit der Chefin ohnehin auf einer Welle.“
Aber nicht nur die Kunden, auch die anderen Mitarbeiter von Burchartz reißen sich darum, unter freiem Himmel schneiden, fönen und färben zu dürfen. „Das ist schon sehr angenehm, gerade wegen der Maske. Und augenblicklich ist unser Terminbuch natürlich voll, da steht man schnell mal zehn Stunden und mehr im Laden. Ich versuche das so zu regeln, dass jeder zwei, drei Stunden im Innenhof arbeiten darf.“
Burchartz und ihr Team schneiden auch vielen Kindern die Haare. „Da wollen gerade die Mütter oft mit dabei sein, und das ist im Salon im Moment ein wenig schwierig wegen des Mindestabstandes. Draußen klappt das aber prima“, erzählt sie. Und auch wenn die Idee aus der Not heraus geboren wurde, weiß die Friseurmeisterin schon jetzt: „Das behalten wir bei, auch nach Corona.“Zumindest, bis der Winter kommt. Seit rund 20 Jahren hat Claudia Burchartz den Salon an der Hatzfeldstraße, der zwar etwas abgelegen ist, aber auf ein treues Stammpublikum zählen kann. „Bei
uns ist alles sehr familiär, das wissen die Kunden zu schätzen“, versichert die Chefin. Früher, da wurde in dem Laden noch Obst verkauft. „Ich habe das Haus von meinem Vater geerbt“, erzählt Franz Burchartz, der Schwiegervater der Friseurmeisterin. „Der hatte zuvor hier eine Gärtnerei.“Die alten Backsteinmauern im Inneren verraten, dass der Laden einst eine ganz andere Bestimmung hatte. „Ich bin mit meinem Geschäft später dann zur Flurstraße gezogen, direkt neben das ehemalige Krankenhaus“, erzählt der Senior. Das Haus an der Hatzfeldstraße in Gerresheim hat er dafür hübsch hergerichtet und im Hinterhof einen tollen Garten angelegt.
Das Ladenlokal in Gerresheim haben die Burchartz selber umgebaut, „mein Mann ist ein ziemlicher Bastler“, sagt Claudia Burchartz, „der hat auch jetzt die eine oder andere gute Idee gehabt, wie wir das mit dem Open-Air-Frisieren so hinbekommen.“