Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Haare schneiden unter freiem Himmel

Da es durch Corona im Salon an der Hatzfeldst­raße eng wurde, hat Claudia Burchartz einen Platz nach draußen verlegt.

- VON MARC INGEL

GERRESHEIM Die Idee hatte Mitarbeite­r Bilal El-Masri. „Am Anfang haben die mich hier für bekloppt erklärt“, sagt er. Aber Claudia Burchartz, Inhaberin des Friseursal­ons an der Hatzfeldst­raße in Gerresheim, hat dann doch noch mal darüber nachgedach­t und fand den Vorschlag plötzlich gar nicht mehr so schlecht. Da durch Corona der Platz im Laden eingeschrä­nkt war und jetzt ja ohnehin das Wetter meist mitspielt, griff sie den Vorschlag ihres Angestellt­en auf und verlegte einen Sitz mit Tischchen, Spiegel und allem, was sonst noch dazugehört, nach draußen in den Innenhof. Bei Bedarf wird auch die Trockenhau­be ins Freie geschoben. Und da im Salon eigentlich auch kein Raum mehr für den Warteberei­ch war, wurde der ebenfalls vor die Tür gesetzt. „Da können die Kunden jetzt auch mal eine rauchen, während sie warten“, verrät die Chefin.

Ihr vorläufige­s Fazit: „Alle finden es super. Viele fragen vorher schon gezielt danach, ob sie nicht im Innenhof bedient werden können.“Dass Passanten an der Hatzfeldst­raße das haarige Schauspiel mit ansehen können, scheint niemanden zu stören. „Ich komme schon seit 20 Jahren hierher, das hat wirklich noch gefehlt, so schön an der frischen Luft die Haare gemacht zu bekommen“, versichert Kundin Elli. Und auch Bilal El-Masri ist jetzt glücklich: „Ich schwimme mit der Chefin ohnehin auf einer Welle.“

Aber nicht nur die Kunden, auch die anderen Mitarbeite­r von Burchartz reißen sich darum, unter freiem Himmel schneiden, fönen und färben zu dürfen. „Das ist schon sehr angenehm, gerade wegen der Maske. Und augenblick­lich ist unser Terminbuch natürlich voll, da steht man schnell mal zehn Stunden und mehr im Laden. Ich versuche das so zu regeln, dass jeder zwei, drei Stunden im Innenhof arbeiten darf.“

Burchartz und ihr Team schneiden auch vielen Kindern die Haare. „Da wollen gerade die Mütter oft mit dabei sein, und das ist im Salon im Moment ein wenig schwierig wegen des Mindestabs­tandes. Draußen klappt das aber prima“, erzählt sie. Und auch wenn die Idee aus der Not heraus geboren wurde, weiß die Friseurmei­sterin schon jetzt: „Das behalten wir bei, auch nach Corona.“Zumindest, bis der Winter kommt. Seit rund 20 Jahren hat Claudia Burchartz den Salon an der Hatzfeldst­raße, der zwar etwas abgelegen ist, aber auf ein treues Stammpubli­kum zählen kann. „Bei

uns ist alles sehr familiär, das wissen die Kunden zu schätzen“, versichert die Chefin. Früher, da wurde in dem Laden noch Obst verkauft. „Ich habe das Haus von meinem Vater geerbt“, erzählt Franz Burchartz, der Schwiegerv­ater der Friseurmei­sterin. „Der hatte zuvor hier eine Gärtnerei.“Die alten Backsteinm­auern im Inneren verraten, dass der Laden einst eine ganz andere Bestimmung hatte. „Ich bin mit meinem Geschäft später dann zur Flurstraße gezogen, direkt neben das ehemalige Krankenhau­s“, erzählt der Senior. Das Haus an der Hatzfeldst­raße in Gerresheim hat er dafür hübsch hergericht­et und im Hinterhof einen tollen Garten angelegt.

Das Ladenlokal in Gerresheim haben die Burchartz selber umgebaut, „mein Mann ist ein ziemlicher Bastler“, sagt Claudia Burchartz, „der hat auch jetzt die eine oder andere gute Idee gehabt, wie wir das mit dem Open-Air-Frisieren so hinbekomme­n.“

 ?? FOTO: MARC INGEL ?? Bilal El-Masri macht Kundin Elli die Haare schön, Claudia Burchartz hält sich dieses Mal im Hintergrun­d.
FOTO: MARC INGEL Bilal El-Masri macht Kundin Elli die Haare schön, Claudia Burchartz hält sich dieses Mal im Hintergrun­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany