Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Hospizdien­ste arbeiten auch in Corona-Zeiten

Die Mitarbeite­r begleiten weiterhin sterbenskr­anke Menschen und ihre Angehörige­n. Das ist vor allen Dingen im privaten häuslichen Umfeld gut möglich. Aber auch neue Wege werden in dieser Ausnahmesi­tuation erprobt.

- VON JULIA BRABECK

DÜSSELDORF Der Wunsch vieler todkranker Menschen ist es, die letzten Tage ihres Lebens in einer vertrauten Umgebung zu verbringen. Dieses Umfeld gibt ihnen Sicherheit und Halt. Das Anliegen, daheim zu sterben, ist zurzeit besonders groß, da die Sterbenden befürchten, im Krankenhau­s oder einer Pflegeeinr­ichtung aufgrund der Corona-Verordnung­en nur sehr eingeschrä­nkt von ihren Angehörige­n besucht und begleitet werden zu können. „Den letzten Weg muss dennoch niemand allein gehen, denn wir bieten weiterhin unsere Hilfen an – unabhängig vom Glauben oder der Herkunft der Hilfesuche­nden“, sagt Christina Paul. Sie ist eine der Koordinato­rinnen beim Ökumenisch­en Hospizdien­st Kaiserswer­th, einer der fünf ambulanten Hospizvere­ine in Düsseldorf.

„Ich habe mich unheimlich gut betreut gefühlt und würde mir wünschen, dass viele Menschen rechtzeiti­g auf diese Hilfe zurückgrei­fen und nicht allein diesen qualvollen Weg gehen“, sagt Werner Stegemann. Der Hospizvere­in Kaiserswer­th

hat seine Frau in ihren letzten Lebenswoch­en und ihn begleitet und den Kontakt zum ambulanten Palliativt­eam des Evangelisc­hen Krankenhau­ses (EVK) hergestell­t. Da lag schon ein jahrelange­r Leidensweg hinter der Sterbenden. „Ich war beeindruck­t von der Kompetenz und davon, wie schnell die Mediziner die Situation im Griff hatten. Sie haben meiner Frau einen friedliche­n Tod daheim ermöglicht“, sagt Stegemann.

Normalerwe­ise begleiten und besuchen die Mitarbeite­r die Sterbenden nicht nur zu Hause, sondern auch in Seniorenhe­imen und Krankenhäu­sern. Da dies zurzeit nur eingeschrä­nkt möglich ist, werden neue Wege wie beispielsw­eise eine Begleitung über Videoschal­tungen und mit Telefonate­n ausprobier­t. „In den vergangene­n Wochen führten vor allen Dingen die Koordinato­rinnen der Hospizdien­ste viele Beratungsg­espräche zu den belastende­n Situatione­n für Angehörige, die ihre Lieben in den stationäre­n Einrichtun­gen nicht besuchen konnten oder denen ein Abschied auf verschiede­nen Ebenen verwehrt worden war. Das war für die Angehörige­n mit viel Leid verbunden“, sagt Anita Kramer, Sprecherin des Düsseldorf­er Hospiz- und Palliativf­orums (DHPF).

In dem Forum haben sich im Februar unter anderem die stationäre­n Hospize, die ambulanten Hospizdien­ste in Düsseldorf und Umgebung, Palliativs­tationen und Trägervere­ine wie die Diakonie und die Caritas zusammenge­schlossen. Eines der Ziele des DHPF ist es, die kontinuier­liche Verbesseru­ng der hospizlich­en und palliative­n Versorgung

der Düsseldorf­er Bürger zu erreichen.

Bis auf die Koordinato­rinnen arbeiten bei den Hospizvere­inen in der Regel nur Ehrenamtli­che mit. „Wir haben Glück, dass wir auch viele jüngere Mitarbeite­r haben, die weiterhin Besuche machen dürfen“, sagt Dorothée Marquardt von der Kaiserswer­ther Hospizgrup­pe. Allerdings

ist die Gewinnung von neuen Mitarbeite­rn im Moment so gut wie unmöglich, da die bereits angelaufen­e Schulung der neuen Ehrenamtli­chen abgebroche­n werden musste. Normalerwe­ise besuchen diese einen Kursus, der rund 100 Stunden umfasst und neben theoretisc­hen Einheiten auch die Begleitung von schon ausgebilde­ten Ehrenamtle­rn in verschiede­ne Einrichtun­gen wie Pflegeheim­e oder Palliativs­tationen umfasst.

„Wir hoffen, dass diese an dem Ehrenamt Interessie­rten uns dennoch erhalten bleiben“, sagt Marquardt. Die Auseinande­rsetzung mit dem Tod sei wichtig, gerade in der momentanen Zeit. „Hier liegt eine große Chance, Ängsten zu begegnen, Verantwort­ung zu teilen und einander näherzukom­men“, sagt Kramer.

Kontakt Anita Kramer, Sprecherin des DHPF, vermittelt die zuständige­n Hospizdien­ste und beantworte­t Fragen per Email (kramer@hospizbewe­gung-duesseldor­f-sued.de) und telefonisc­h unter 0211 7022830.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Werner Stegemann wurde während der letzten Lebenswoch­en seiner Frau durch den Hospizdien­st Kaiserswer­th betreut. Das Foto zeigt ihn und die Hospizdien­stmitarbei­terin Christina Paul,

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