Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Hospizdienste arbeiten auch in Corona-Zeiten
Die Mitarbeiter begleiten weiterhin sterbenskranke Menschen und ihre Angehörigen. Das ist vor allen Dingen im privaten häuslichen Umfeld gut möglich. Aber auch neue Wege werden in dieser Ausnahmesituation erprobt.
DÜSSELDORF Der Wunsch vieler todkranker Menschen ist es, die letzten Tage ihres Lebens in einer vertrauten Umgebung zu verbringen. Dieses Umfeld gibt ihnen Sicherheit und Halt. Das Anliegen, daheim zu sterben, ist zurzeit besonders groß, da die Sterbenden befürchten, im Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung aufgrund der Corona-Verordnungen nur sehr eingeschränkt von ihren Angehörigen besucht und begleitet werden zu können. „Den letzten Weg muss dennoch niemand allein gehen, denn wir bieten weiterhin unsere Hilfen an – unabhängig vom Glauben oder der Herkunft der Hilfesuchenden“, sagt Christina Paul. Sie ist eine der Koordinatorinnen beim Ökumenischen Hospizdienst Kaiserswerth, einer der fünf ambulanten Hospizvereine in Düsseldorf.
„Ich habe mich unheimlich gut betreut gefühlt und würde mir wünschen, dass viele Menschen rechtzeitig auf diese Hilfe zurückgreifen und nicht allein diesen qualvollen Weg gehen“, sagt Werner Stegemann. Der Hospizverein Kaiserswerth
hat seine Frau in ihren letzten Lebenswochen und ihn begleitet und den Kontakt zum ambulanten Palliativteam des Evangelischen Krankenhauses (EVK) hergestellt. Da lag schon ein jahrelanger Leidensweg hinter der Sterbenden. „Ich war beeindruckt von der Kompetenz und davon, wie schnell die Mediziner die Situation im Griff hatten. Sie haben meiner Frau einen friedlichen Tod daheim ermöglicht“, sagt Stegemann.
Normalerweise begleiten und besuchen die Mitarbeiter die Sterbenden nicht nur zu Hause, sondern auch in Seniorenheimen und Krankenhäusern. Da dies zurzeit nur eingeschränkt möglich ist, werden neue Wege wie beispielsweise eine Begleitung über Videoschaltungen und mit Telefonaten ausprobiert. „In den vergangenen Wochen führten vor allen Dingen die Koordinatorinnen der Hospizdienste viele Beratungsgespräche zu den belastenden Situationen für Angehörige, die ihre Lieben in den stationären Einrichtungen nicht besuchen konnten oder denen ein Abschied auf verschiedenen Ebenen verwehrt worden war. Das war für die Angehörigen mit viel Leid verbunden“, sagt Anita Kramer, Sprecherin des Düsseldorfer Hospiz- und Palliativforums (DHPF).
In dem Forum haben sich im Februar unter anderem die stationären Hospize, die ambulanten Hospizdienste in Düsseldorf und Umgebung, Palliativstationen und Trägervereine wie die Diakonie und die Caritas zusammengeschlossen. Eines der Ziele des DHPF ist es, die kontinuierliche Verbesserung der hospizlichen und palliativen Versorgung
der Düsseldorfer Bürger zu erreichen.
Bis auf die Koordinatorinnen arbeiten bei den Hospizvereinen in der Regel nur Ehrenamtliche mit. „Wir haben Glück, dass wir auch viele jüngere Mitarbeiter haben, die weiterhin Besuche machen dürfen“, sagt Dorothée Marquardt von der Kaiserswerther Hospizgruppe. Allerdings
ist die Gewinnung von neuen Mitarbeitern im Moment so gut wie unmöglich, da die bereits angelaufene Schulung der neuen Ehrenamtlichen abgebrochen werden musste. Normalerweise besuchen diese einen Kursus, der rund 100 Stunden umfasst und neben theoretischen Einheiten auch die Begleitung von schon ausgebildeten Ehrenamtlern in verschiedene Einrichtungen wie Pflegeheime oder Palliativstationen umfasst.
„Wir hoffen, dass diese an dem Ehrenamt Interessierten uns dennoch erhalten bleiben“, sagt Marquardt. Die Auseinandersetzung mit dem Tod sei wichtig, gerade in der momentanen Zeit. „Hier liegt eine große Chance, Ängsten zu begegnen, Verantwortung zu teilen und einander näherzukommen“, sagt Kramer.
Kontakt Anita Kramer, Sprecherin des DHPF, vermittelt die zuständigen Hospizdienste und beantwortet Fragen per Email (kramer@hospizbewegung-duesseldorf-sued.de) und telefonisch unter 0211 7022830.