Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Extra-Schichten für 18.000 Sprinter?
Die Werksleitung will die coronabedingte Pause aufholen. Möglich sind Samstagsschichten.
DERENDORF Nein, Armin Willy will die Zahl nicht sagen. Man könne sie ja leicht ausrechnen, sagt der Leiter des Sprinter-Werks. Es scheint, als ob er sich die Ausmaße des fünfwöchigen Stillstands der Produktion lieber nicht so genau vor Augen führen will. Dabei kennt er sie als Mann der Zahlen natürlich genau. Die Rechenaufgabe ist tatsächlich nicht kompliziert: Am 19. März wird das Werk aufgrund der Pandemie langsam heruntergefahren. Es dauert bis zur Frühschicht des nächsten Tages, bis die Produktion steht. Denn ein Spezialkleber muss noch komplett verarbeitet werden, da er eine Pause von mehr als den sonst üblichen zwei bis drei Wochen für Umbauten nicht überstehen würde. Die Produktion startet dann am 27. April wieder, fünf Wochen später. Abzüglich der Feiertage sind das 23 Produktionstage multipliziert mit 660 Fahrzeugen, die normalerweise in den drei Schichten pro Tag produziert werden. Also 15.000 Sprinter. Rund 3000 weitere müssen addiert werden. Denn Vollbetrieb hat die erste Schicht erst am 4. Mai erreicht, am 11. Mai kam eine zweite hinzu, seit dem 14. komme man laut Willy mit drei Schichten nahe an das normale Tagesergebnis heran. Mit einem Rückstand von rund 18.000 Sprintern – und den resultierenden Verzögerungen bei der Auslieferung der bestellten Transporter.
Willy bläst jetzt zur Aufholjagd. „Wir wollen unsere Kunden nicht ewig warten lassen.“Fast alle Mitarbeiter sind nach Abbau von Urlaub und Überstunden und dann dreiwöchiger Kurzarbeit wieder an Bord. Das Hochfahren des Werkes in neun Tagen sei „sehr schnell“gewesen. Die Lieferketten stünden „wie eine eins“. Nun berate man mit dem Betriebsrat über eine Samstagsschicht, mit der eine Zeit lang die Produktion erhöht werden könnte. Der Betriebsratsvorsitzende Helmut Stengel jedoch sagt, dass die Zusatzschicht vom Tisch sei, da der Vertrieb nicht die Notwendigkeit sehe.
Das daneben wichtigste Ziel für Willy: Infektionen so gut es geht zu vermeiden. Tagtäglich habe er mit seinem Team unter Hochdruck daran gearbeitet. 122 Maßnahmen sind laut Willy herausgekommen. Plakate