Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Corona kostete uns 120.000 Euro pro Woche“

Es ist wieder Leben im Kunstpalas­t, die Lindbergh- und Kauffmann-Schauen sind verlängert. Ein Gespräch mit dem Direktor.

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Herr Krämer, was hat Corona den Kunstpalas­t gekostet?

FELIX KRÄMER Viel. Mit Blick auf Kunstpalas­t und NRW-Forum waren das 120.000 Euro Umsatz pro Woche, die wir verloren haben.

Wie kommt diese hohe Summe zustande?

KRÄMER Es ist ein Mix aus Einnahmeve­rlusten wie fehlenden Ticketund Katalogver­käufen sowie ausgefalle­nen Veranstalt­ungserlöse­n. Dies betrifft natürlich auch den Robert-Schumann-Saal.

Seit dem 14. März waren die Museen in Düsseldorf dicht, acht Wochen lang durfte kein Besucher mehr hinein. Kommt denn das Publikum jetzt wieder in den Kunstpalas­t?

KRÄMER Ja, was uns natürlich freut. Wir sind nicht so stark von Touristen abhängig. Unser Kernpublik­um stammt überwiegen­d aus der Region. In der ersten Woche nach der coronabedi­ngten Schließung hatten wir etwa 4000 Besucher in unserem Haus. Das entspricht etwa der Hälfte der Vor-Corona-Zeit.

Wie ist der Zutritt von Menschen reglementi­ert?

KRÄMER Momentan dürfen sich nur 70 Personen in den jeweiligen Ausstellun­gssälen aufhalten.

Der Favorit unter Ihren drei Ausstellun­gs-Angeboten dürfte die Lindbergh-Schau sein.

KRÄMER So ist es. Zum Glück können wir die Fotoausste­llung, die Peter Lindbergh noch kurz vor seinem Tod selbst kuratiert hat, bis Mitte Juli verlängern. Und auch Angelika Kauffmann, die nach London weiterreis­en soll, wird nun bis zum selben Datum verlängert, weil die Royal Academy wegen der Corona-Maßnahmen vorerst geschlosse­n bleibt.

Dafür fällt in Düsseldorf „Die Große“aus, die traditione­lle Jahresauss­tellung, die für die regionalen Künstler besonders wichtig ist…. KRÄMER Es ist bedauerlic­h. Ich kann die Enttäuschu­ng der Künstler nachvollzi­ehen. Die Ausstellun­g wird im nächsten Jahr nachgeholt.

Und was macht „Die Kleine“, zu deren Erstauflag­e sich mehr als 81 Grundschul­klassen angemeldet hatten?

KRÄMER Diese von uns neu konzipiert­e Ausstellun­gsform im Juni werden wir in jedem Fall durchführe­n. Leider ohne das geplante Sommerfest. Es ist großartig, dass trotz der Schulschli­eßungen etwa 20 Klassen mitmachen; wir werden das mit erhöhter digitaler Präsenz begleiten.

Ist während der Schließung­sphase Digitales besser als zuvor gelaufen?

KRÄMER Die Klickzahle­n in den sozialen Medien sind um 76 Prozent gestiegen, dank unserer verstärkte­n Aktivitäte­n auf Facebook, Twitter und Instagram. Zudem haben wir bei den Followern deutlich zugelegt, was mich sehr freut.

Die internatio­nale Presse ist sogar auf Sie aufmerksam geworden wegen des digitalen Angebots, das Sie extra für Kinder entwickelt und eingesetzt haben. Ein sympathisc­hes Rhinozeros tanzt auf der Startseite Ihres Hauses über die Texte und holt die Kinder spielerisc­h ab.

KRÄMER Unser digitaler Rhino wird – wie das Kunstwerk auf der Wiese – von den Kindern geliebt und sehr gut angenommen. Gleichzeit­ig haben wir diverse neue Formate wie etwa den „Kunst-Click“ins Leben gerufen; eine heitere, pädagogisc­he Kunststund­e, die auch von Erwachsene­n mit Begeisteru­ng verfolgt wird.

Über die Corona-Pandemie und die tiefgreife­nden Folgen darf man perspektiv­isch die Baufortsch­ritte nicht vergessen. Wann wird denn die Sammlung endlich wiedereröf­fnet?

KRÄMER Noch ist die Sammlung ja nicht geschlosse­n. Wenn alles nach Plan läuft, dann erfolgt die Wiederöffn­ung im Sommer 2022.

Wann öffnet wohl das versproche­ne Café unter der Aurora?

KRÄMER Das Café ist fester Bestandtei­l der anvisierte­n Baumaßnahm­e und lässt sich nicht getrennt durchführe­n. Insofern gilt auch hier: Sommer 2022.

Sie haben die gemütliche­n Liegestühl­e am Teich im Ehrenhof aufgestell­t, die gut frequentie­rt werden. Gibt es auch Kaffee?

KRÄMER Der Food Truck ist zu den Besucherze­iten da mit Essen und Trinken im Angebot. Die Kristallba­r ist auch wieder geöffnet.

Auf welche Ausstellun­g dürfen wir uns nach der Kunstpause freuen?

KRÄMER Auch während der Bauphasen

werden wir Sonderauss­tellungen präsentier­en, darunter die Caspar-David-Friedrich-Ausstellun­g in diesem Herbst. Es ist wichtig, dass der Kunstpalas­t auch weiterhin als aktives Museum mit attraktive­m Angebot wahrgenomm­en wird.

Corona hat allen Menschen, aber im Besonderen der Kunst und den Museen viel abverlangt. Was haben Sie persönlich in der Abstinenz und Isolation für Schlüsse ziehen können?

KRÄMER Ein geschlosse­nes Museum ist Mist, da es natürlich für seine Besucher da sein sollte. Meine Hoffnung ist, dass manche durch die Schließung vielleicht erst bemerkt haben, wie wichtig ihnen der Zugang zur Kunst ist. Ich selbst war jeden Tag im Museum und hatte, auch zur eigenen Überraschu­ng, eigentlich mehr zu tun als vorher.

ANNETTE BOSETTI FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

 ?? FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Die Ausstellun­g „Untold Stories“mit Fotos von Peter Lindbergh können Interessie­rte bis zum 12. Juli besuchen.
FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Ausstellun­g „Untold Stories“mit Fotos von Peter Lindbergh können Interessie­rte bis zum 12. Juli besuchen.

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