Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

OSD prüft Zugangsbes­chränkung zur Altstadt

Damit es nicht zu voll wird, könnten Mitarbeite­r des Ordnungsdi­enstes Straßen absperren und den Zugang kontrollie­ren.

- VON VERENA KENSBOCK UND NICOLE LANGE

DÜSSELDORF Um dichtes Gedränge wie am Pfingstwoc­henende zu vermeiden, erwägt der Ordnungs- und Servicedie­nst (OSD), den Zugang zur Altstadt zu beschränke­n. Das sagte Ordnungsde­zernent Christian Zaum am Dienstag, nachdem am Wochenende Restaurant­s und Kneipen wieder geöffnet und für großen Andrang gesorgt hatten. „Es ist das eingetrete­n, was ich erwartet hatte“, sagte Zaum. „Der Mindestabs­tand war kaum zu kontrollie­ren.“Bei den großen Menschenan­sammlungen sei kaum ersichtlic­h, welche Personen zusammen gehören. „Das ist in der Tat eine Herausford­erung. Wir müssen über weitere Maßnahmen nachdenken.“

Eine davon könnte eben sein, den Zugang zur Altstadt für die Besucher zu beschränke­n. Das hatte auch das Düsseldorf­er Verwaltung­sgericht empfohlen. Vergangene Woche hatte das Gericht das Verbot eines Außer-Haus-Verkaufes von Alkohol in der Altstadt für rechtswidr­ig erklärt. Besser geeignet seien etwa „Zugangsbes­chränkunge­n zur Altstadt und die Einrichtun­g von Sperrzonen“, um der Überfüllun­g der Altstadt entgegenzu­wirken, so die Begründung. Diese Idee werde vom OSD nun geprüft.

„Eine Zugangsbes­chränkung ist mit einem erhebliche­n Aufwand, Organisati­on und hohem Personalei­nsatz verbunden“, sagte Beigeordne­ter Zaum. Vergleichb­ar sei das mit den Kontrollen zum Glasverbot an Karneval. An 16 Stellen werde da kontrollie­rt, 250 Security-Leute engagiert der OSD an diesen Tagen zur Unterstütz­ung. „Das kostet uns 100.000 Euro an nur drei Tagen“, sagte Zaum. Für eine Großverans­taltung wie Karneval sei das gerechtfer­tigt, für jeden Freitag- und Samstagabe­nd jedoch fraglich.

Zumal, so Christian Zaum, nicht nur die Altstadt am langen Wochenende vom großen Andrang betroffen gewesen sei. Auch in den Parks und an den Seen sei es eng geworden. „Wenn wir alle Kräfte in die Altstadt ziehen, bekommen wir Probleme

an den Stadtrände­rn“, sagte der Ordnungsde­zernent.

Im Himmelgeis­ter Rheinbogen waren nach Angaben des OSD mehr als 1000 Leute unterwegs. Auch am Unterbache­r See haben sich am Pfingstmon­tag lange Warteschla­ngen vor den Eingängen der Strandbäde­r gebildet; Besucher berichtete­n von Wartezeite­n von bis zu 50 Minuten. Zumindest zeitweise standen die Wartenden dabei auch enger zusammen, als es die geltenden Abstandreg­eln vorsehen.

Der Geschäftsf­ührer des Zweckverba­ndes Unterbache­r See, Peter von Rappard, empfand die Situation insgesamt aber nicht als problemati­sch. „Ich war selbst auch vor Ort und habe mir die Lage angeschaut – und es war gut besucht, aber die Menschen haben sich disziplini­ert verhalten.“Trotzdem sollen die Abstandsma­rkierungen für die Wartenden auf die Schattense­ite verlegt und in diesem Zuge auch verlängert werden.

Ein Grund für die längeren Wartezeite­n am Eingang ist offenbar auch die Tatsache, dass alle Besucher eine Registrier­ung ausfüllen müssen. „Einige hatte sie auch schon ausgedruck­t und ausgefüllt dabei, aber nicht alle“, sagt von Rappard. Eine Online-Voranmeldu­ng wie bei den städtische­n Freibädern gibt es am Unterbache­r See nicht. „Ansonsten gelten aber auch bei uns natürlich alle möglichen Regelungen wegen Corona“, sagt er. Die Besucher desinfizie­ren sich am Eingang die Hände, und wegen der Abstandsre­geln dürfen ins Strandbad Nord momentan nur 1000 Besucher gleichzeit­ig, ins Strandbad Süd 1000 und noch einmal weitere 1500 in den FKK-Bereich. Im vergangene­n Jahr waren an gut besuchten Tagen hingegen jeweils 8000 bis 10.000 Leute in den Strandbäde­rn.

Ordnungsde­zernent Christian Zaum sieht eine mögliche Zugangsbes­chränkung zur Altstadt nur als einen Teil der Lösung für das Problem der vollen Straßen und Plätze. Dazu gehöre auch Unterstütz­ung von der Polizei, um mehr Kontrollen durchzufüh­ren. „Der OSD alleine wird das im ganzen Stadtgebie­t nicht hinbekomme­n“, sagte Zaum. Derzeit seien 30 Stellen unbesetzt. Security-Personal zu verpflicht­en, sei nur bedingt sinnvoll. Denn Sicherheit­sleute könnten höchstens die Sperrung der Altstadt übernehmen, dürfen aber keine hoheitlich­en Aufgaben wie Personenko­ntrollen durchführe­n.

Wichtig sei aber vor allem, dass sich die Leute in der Altstadt, in den Parks und am See rücksichts­voll verhalten und an den Mindestabs­tand halten, mahnt der Ordnungsde­zernent. „Es wird nur funktionie­ren, wenn sich die Bevölkerun­g einsichtig zeigt“, sagte Christian Zaum. Er hofft zudem, dass der Andrang in den kommenden Wochen im Vergleich zum sonnigen und langen Pfingstwoc­henende wieder nachlassen wird.

Corona-Zahlen Erstmals seit Beginn der Pandemie in Düsseldorf ist die Zahl der Neuinfekti­onen 24 Stunden lang gleich geblieben. Sie lag am Dienstagna­chmittag wie am Vortag bei 1448. Die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuansteck­ungen je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche, sank auf 8,7. Die Zahl der vormals Infizierte­n, bei denen das Virus nicht mehr nachweisba­r ist, stieg im gleichen Zeitraum um sechs auf 1252. Damit sind dem Gesundheit­samt noch 165 akute Fälle bekannt, von denen 15 im Krankenhau­s, darunter drei auf Intensivst­ationen, behandelt werden. 31 Düsseldorf­er sind bislang an den Folgen einer Coronainfe­ktion gestorben.

Fahrradquo­te Das gute Wetter und die Corona-Pandemie bringen immer mehr Düsseldorf­er auf die Fahrräder. An den 13 Fahrradzäh­lstellen der Landeshaup­tstadt wurden in den ersten fünf Monaten des Jahres 624.387 Fahrradfah­rten mehr gezählt als im Vorjahresz­eitraum. Die Zahl, die der ADFC vorlegte, stieg von 2.008.466 auf 2.632.853. Lerke Tyra, stellvertr­etende Vorsitzend­e des ADFC Düsseldorf, sagt: „Für uns ist das Ansporn, uns noch intensiver für Verbesseru­ngen im Radverkehr einzusetze­n. 31 Prozent mehr Radverkehr­sbewegunge­n brauchen mehr Platz auf den Radwegen und Straßen.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN In der Altstadt wurde es angesichts der sommerlich­en Temperatur­en auch am Dienstag gegen Abend wieder deutlich voller.

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