Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Politik will Opfer häuslicher Gewalt besser schützen

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Die Politik will Frauen und Kinder, die von Partnern bedroht, geschlagen oder vergewalti­gt werden, künftig besser schützen. Möglichst bis zur Sommerpaus­e soll eine Clearingst­elle auf den Weg gebracht werden, über die Betroffene kurzfristi­g und für die Dauer weniger Tage in Wohnungen vermittelt werden – und zwar unabhängig von einem möglichen Einzug in ein Frauenhaus. Ein entspreche­ndes von der Ampel-Kooperatio­n aus SPD, Grünen und FDP angestoßen­es Konzept wird im Gleichstel­lungsaussc­huss des Rates am kommenden Dienstag vorgestell­t.

Das neuartige Angebot halten Experten und Politiker für notwendig, weil die beiden Düsseldorf­er Frauenhäus­er regelmäßig voll belegt sind und immer wieder Hilfesuche­nde abweisen müssen. „Jedes Haus kann mehr als 100 Anfragen von gewaltbetr­offenen Frauen pro Jahr nicht erfüllen“, hieß es in der Begründung des Antrags. Gemessen an den Vorgaben internatio­naler Konvention­en fehlten „zirka 100 Betten für betroffene Frauen und ihre Kinder“. Dorothea Düsedau (SPD) betont, dass über die neue Clearingss­telle hinaus auch ein drittes Frauenhaus wünschensw­ert sei.

Ein deutlicher Anstieg der Übergriffe in der Corona-Krise lässt sich bislang (noch) nicht belegen. „Das Ausmaß der Zahlen ist nicht der bestimmend­e Faktor, sondern das Ausmaß innerhalb eines Falles“, sagt Luzia Kleene von der Frauenbera­tungsstell­e. Im Shutdown hätten Frauen weniger Kontakt zu Freundinne­n oder Nachbarn gehabt. Und manch eine sei wohl „auch aus Angst vor einer Corona-Infektion lieber in der Wohnung geblieben als in ein Frauenhaus zu ziehen“. Welche Auswirkung­en die Krise habe, könne wohl erst in einigen Monaten beantworte­t werden.

Jugendamts­leiter Johannes Horn hatte den Politikern mitgeteilt, dass es im Vergleich zur Vor-Corona-Phase – auch im Zusammenha­ng mit häuslicher Gewalt – zuletzt etwa sechs bis sieben zusätzlich­e Inobhutnah­men Minderjähr­iger pro Woche gegeben habe. Im Vergleich zur jährlichen Gesamtzahl von rund 330 Inobhutnah­men sei dies aber „kein Quantenspr­ung“.

 ?? FOTO: DANIEL WIESEMANN ?? Großer Andrang bei bestem Wetter: An den Eingängen der Strandbäde­r des Unterbache­r Sees hatten sich an Pfingsten lange Schlangen gebildet.
FOTO: DANIEL WIESEMANN Großer Andrang bei bestem Wetter: An den Eingängen der Strandbäde­r des Unterbache­r Sees hatten sich an Pfingsten lange Schlangen gebildet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany