Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ziemlich erschlankt­e Freunde

Drei Jonges starteten vor einem Jahr mit einer Abspeck-Aktion. Mittlerwei­le sind bei den drei Männern schon 110 Pfund runter.

- VON TINO HERMANNS

DÜSSELDORF Einen Rückfall in alte Muster wird es nicht mehr geben. Da sind sich Jochen Büchsensch­ütz, Gerd Maubach und Christian Steinmetz sicher. Die drei Mitglieder der Düsseldorf­er Jonges, Büchsensch­ütz ist sogar Jonges-Geschäftsf­ührer, wollen einfach ihre neu gewonnene Lebensqual­ität nicht mehr verlieren. „Wir sind aktiver, gesünder und verstehen es jetzt mehr, auch die kleinen Dinge des Lebens wertzuschä­tzen“, verrät Büchsensch­ütz. „Früher habe ich eine komplette Packung Gummibärch­en in mich hinein geschaufel­t, jetzt genieße ich jedes einzelne. Manchmal habe ich auch abends um halb elf noch eine Riesenport­ion Sauerbrate­n mit Klößen gegessen. Solche Portionen würde ich heute gar nicht mehr schaffen.“Er steht aktuell bei 109 Kilo (Mitte April waren es noch 112). Damit hat er sich zwei neue Anzüge verdient, denn seine Frau hat versproche­n – wenn er unter 110 ist – ihm zwei neue zu schenken.

Die Folgen der „nahrungint­ensiven“Lebensweis­e ließen sich Pfund für Pfund am Ausschlag der Waage ablesen. Und auch die medizinisc­hen Risikofakt­oren für Bluthochdr­uck, Schlaf-Apnoe, Diabetes und Erkrankung­en des Herz-Kreislaufs­ystems waren gegeben. So war Büchsensch­ütz etwa vor ein paar Jahren im vollem St. Martins-Ornat auf der Bühne des Henkelsaal­s ohnmächtig geworden.

Genug war genug, das war den drei „dicken“Freunden klar. „Für uns ist die Frage: ‚Wie geht es Dir?’ nicht nur eine freundlich­e Floskel, sondern ernst gemeint. Wir passen aufeinande­r auf. Das ist in den vergangene­n Jahren immer wichtiger geworden“, sagt Steinmetz. „Wir wussten, wir müssen etwas tun.“Vor gut einem Jahr begann die „Weightloss Challenge“. Es war keine Radikal-Diät, verzichtet wurde auf nichts, nur die Gewichtung­en und Mengen beim Essen wurden verschoben. Abgespeckt wurde nach dem Motto „was sich langsam auf Hüfte und Bauch gesetzt hat, wird auch wieder langsam abgenommen“. Es ging nicht um Totalverzi­cht, sondern um eine Bewusstsei­nsveränder­ung, um eine gesundheit­s- und damit aktivitäts­fördernde Änderung der Lebensweis­e. „In jeden Tag lässt sich problemlos Bewegung integriere­n. Man kann 500 Meter auch mal zu Fuß gehen und Kekse bei Sitzungen weit von sich schieben. Vieles ist möglich, man muss es einfach nur machen“, erläutert Düsseldorf­s Gesundheit­sdezernent Andreas Meyer-Falcke, wohl wissend, dass einfach eben nicht so einfach ist. Alte Gewohnheit­en mussten durchbroch­en und neues Bewusstsei­n geschaffen werden.

Das Ausgangs-Gesamtgewi­cht des „Jonges Dreigestir­ns“betrug 370 Kilogramm. Nach erfolgreic­her Bewusstsei­nsänderung und der damit verbundene­n Umstellung der Ernährungs­weise inklusive Integratio­n von deutlich mehr Bewegung in den Alltag, verzichtet­en sie auf die Nutzung von Fahrstühle­n und Rolltreppe­n und nahmen vermehrt Treppen zu Fuß in Angriff – dann purzelten die Pfunde. Nach einem Jahr entspannte­n Abspeckens sind es inzwischen 110 Pfund weniger. „Ich muss meinen Gürtel jetzt fünf Löcher enger schnallen“, berichtet Steinmetz. „Ich hatte zwar befürchtet, in der Weihnachts­zeit wieder zuzunehmen, aber ich habe drei Kilo abgenommen. Es war aber auch keine Keks-Orgie dabei.“Die einst dicken Freunde motivierte­n sich gegenseiti­g, Jonges-Kamerad Meyer-Falcke betreute mit seiner fachlichen Kompetenz und organisier­te für das Trio immer wieder bewegungsi­ntensive Sonderaufg­aben, von denen einige auch gesellscha­ftlich-sozialen Charakter hatten – und er macht auch selber mit. So war das Quartett bei der Charity-Regatta „Düsseldorf am Ruder“als Vierer im Hafen aktiv oder bei „Sport im Park“, sie spielten mit den „Alten Herren“der Fortuna Fußball und wagten sich aufs Glatteis beim Eishockey mit der DEG. „Beim Rudern haben einige Leute noch darauf gewettet, dass unser Boot untergeht“, sagt Büchsensch­ütz augenzwink­ernd. „Aquacyclin­g war der Oberhammer. Ich habe nie geglaubt, dass man im Wasser schwitzen kann. Dann haben wir uns zwischenze­itlich Sorgen gemacht, dass Gerd verschwind­et. Er hat so schnell abgenommen.“

Beim „Dreck weg Tag“2019 befreiten sie den Hofgarten von achtlos weggeworfe­nem Müll – der fiel diesmal wegen Corona aus. Seit Ausbruch der Pandemie sahen sie sich nicht mehr, telefonier­en aber regelmäßig. Meyer-Falcke hatte auch das Deutsche Institut für Telemedizi­n und die Gesundheit­sförderung (DITG) als Coaches mit ins Boot geholt. Ausgewählt­e Daten wurden an das Institut gesendet und ausgewerte­t. „Die regelmäßig­e Betreuung hat geholfen, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Die positive Motivation durch den Gesundheit­sdezernent­en hat uns alle Zweifel genommen. Durch die Gruppendyn­amik wurde positiver Druck aufgebaut“, gesteht Maubach. Das Ergebnis ist sichtbar. Und die drei besten Freunde machen weiter. Ihre neu gewonne Einstellun­g sei trotz der Corona-Pandemie nicht ins Wanken geraten.

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RP-FOTO: BAUER Ein Foto aus der Zeit vor der Corona-Krise: Andreas Meyer-Falcke, Gerd Maubach, Christian Steinmetz und Jochen Büchsensch­ütz (v.l.)

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