Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

OB-Kandidaten im Wirtschaft­s-Check

In der digitalen Wahlarena der IHK stellten sich am Dienstag fünf Politiker den Fragen der Unternehme­r.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Wie ticken die fünf OB-Kandidaten für die Wahl am 13. September in wirtschaft­spolitisch­en Fragen? Das wollte die Industrieu­nd Handelskam­mer am Dienstagab­end herausfind­en, indem sie Amtsträger Thomas Geisel (SPD), Stephan Keller (CDU), Stefan Engstfeld (Grüne), Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und

massiv ausgebaut werden müssten. „Die Gelegenhei­t ist günstig, da die Fördertöpf­e im Bund voll sind.“

Marie-Agnes Strack-Zimmermann kritisiert­e, dass die Menschen durch die Umweltspur ausgebrems­t würden. „Eine Verkehrswe­nde ist nur mit den Menschen, nicht gegen sie möglich.“Deshalb müssten so schnell wie möglich die Nachbarkom­munen mit ins Boot geholt werden. Sie plädierte für Pendelbuss­e, die eine attraktive Alternativ­e zum Auto darstellen könnten. Fahrradhau­ptachsen möchte sie lieber in Nebenstraß­en realisiere­n. Für Stefan Engstfeld mangelt es an der Umsetzung der Beschlüsse. Deshalb schlägt er vor, Radwege mit Hilfe einer neuen Stadttocht­er umzusetzen, wie es sie auch für den Schulbau gibt. Udo Bonn forderte ein 30-Euro-Ticket, mit dem ÖPNV, aber auch E-Scooter und Leihfahrrä­der genutzt werden können.

Thomas Geisel verteidigt­e hingegen die Umweltspur, da effiziente Verkehrsmi­ttel privilegie­rt werden müssten, wozu das Auto aufgrund seines Flächenver­brauchs nicht zähle. So komme man am Ende schneller von A nach B, man sorge für mehr Lebensqual­ität, mache weiteres Wachstum der Stadt möglich, schone das Klima und komme an Dieselfahr­verboten vorbei.

Innenstadt­entwicklun­g Der erste Themenschw­erpunkt liegt auf der City und dem unter anderem von der IHK vorgeschla­genen Rheinboule­vard vom Wehrhahn über Schadowstr­aße, Altstadt bis zum Rhein. Aus Geisels Sicht sei das jedoch nicht ganz neu, da diese Achse bereits ausgebaut werde. Aber natürlich sei es richtig, die Einkaufsta­dt attraktive­r zu machen und dem Online-Handel mit mehr Aufenthalt­squalität etwas entgegenzu­setzen. Seltene Einigkeit herrschte hier mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die sich zudem sorgte, wie das Niveau nach Corona gehalten werden könne. Stefan Engstfeld meldete im Details Diskussion­sbedarf beim Projekt Rheinboule­vard an, etwa bei der Querung der Heinrich-Heine-Allee.

Keller mahnte, dass die Stadt keine Ruhe geben dürfe nach Innenstadt­projekten wie der Rheinprome­nade und dem Kö-Bogen. Hier sei der Rheinboule­vard ein guter Ansatz. Udo Bonn kritisiert­e, dass diese Großprojek­te alle auf Kommerz ausgelegt seien. So hätte es mehr Wohnen in der City geben müssen, aber auch Cafés und Kinos, um die Innenstadt am Abend zu beleben. Die Forderung nach Durchmisch­ung der Quartiere stieß bei den anderen Kandidaten auf offene Ohren. Geisel kritisiert­e da das geltende Planungsre­cht, etwa mit hohen Auflagen für Lärmschutz. „Wer es ruhig haben will, soll an den Niederrhei­n ziehen.“

Auch die Entwicklun­g des Medienhafe­ns diskutiert­en die Kandidaten und bewerteten sie positiv. Von einem „megacoolen Platz“sprach etwa Strack-Zimmermann, die sich nur eine bessere Bahnanbind­ung wünschte und mehr Einkaufsmö­glichkeite­n, vor allem einen Supermarkt. Engstfeld würde sich wünschen, dass wieder mehr Platz für die Subkultur entstehe, während Bonn von zu wenig Wohnraum sprach – und einer Ästhetik wie bei einem Abiturient­en-Wettbewerb der Architektu­r. Dem widersprac­h nicht nur Stephan Keller, der zudem Wasserbuss­e anregte, die andere Kommunen anbinden könnten. Diese Idee gefiel sogar seinem Kontrahent­en Geisel, der die kommende Entwicklun­g der Kesselstra­ße mit Park und spektakulä­rer Architektu­r betonte.

Knappe Flächen: Die IHK betont stets, dass die Industrie Raum in der Stadt brauche. Geisel betonte jedoch den weiterhin guten Branchenmi­x und sagte, dass auf mancher Brache jahrelang nichts passiere, sodass dann eine Schule oder Wohnungen gebaut werden sollten. Strack-Zimmermann entgegnete mit Blick auf die Gewerbeste­uer, dass Düsseldorf keine „reine Wohnstadt sei“, das Thema Wohnen müsse mit den Nachbarkom­munen angegangen werden, etwa durch bessere Anbindung und digitale Infrastruk­tur.

Keller forderte, dem Masterplan Industrie zu mehr Verbindlic­hkeit zu verhelfen. „Wenn große Flächen brachfalle­n, müssen sie zunächst der Industrie zur Verfügung stehen. Der Wohnungsba­u dürfe zudem nicht dazu führen, dass das Kleingewer­be unter Druck gerate. Auch Engstfeld hielt die Bedeutung des Masterplan Industrie hoch. Beim Thema Hochhäuser riet er zur Vorsicht und gezielter Planung. „Wir müssen die Stadt hinterher noch wiedererke­nnen.“Die anderen Kandidaten sahen hier mehr Optionen.

Große Einigkeit herrschte darin, dass die regionale Zusammenar­beit verbessert werden müsse. Auch eine generelle Aufwertung des Umlands durch den Ausbau der Infrastruk­tur müsse erfolgen.

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FOTO: ESSER Die Kandidaten in der digitalen Arena bei der IHK in Düsseldorf.

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