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Bauernmärk­te sind die Gewinner der Krise

Seit Beginn der Corona-Krise haben die Märkte viele Kunden hinzugewon­nen. Auch auf dem Friedenspl­ätzchen herrscht Betrieb.

- VON HOLGER LODAHL

UNTERBILK Welchen Bauernmark­t ein Kunde auch besuchen möchte – ob nun auf dem Kolpingpla­tz in Pempelfort, auf dem Lessingpla­tz in Oberbilk oder auf dem HannsHeuer-Platz in Heerdt: Schilder geben den Hinweis: „Bitte denken Sie an die Mund-Nase-Bedeckung“. So ist es auch beim Markt auf dem Friedenspl­ätzchen Unterbilk, obwohl er wie die anderen Märkte unter freiem Himmel stattfinde­t: „Die Maske ist Pflicht genau wie in einem Supermarkt“, sagt Marktsprec­her Klaus Hüskes. Kein Problem für die Kunden. Sie halten sich an die Regel, kaum jemand kommt ohne Maske. „Zur Not haben die meisten Stände aber auch Masken zum Verkauf da“, sagt Hüskes.

Die Maskenpfli­cht ist eine von mehreren Regeln, die es seit Beginn des Corona-Shutdowns auf dem Bauernmark­t zu organisier­en gilt. Wie zum Beispiel der Mindestabs­tand zwischen zwei Personen eingehalte­n werden muss, war zu überlegen. Eine Herausford­erung sei dies gewesen, erzählt der Marktsprec­her, der selbst auch Blumenhänd­ler ist. „Anfangs herrschte bei allen Händlern große Unsicherhe­it über die Frage, was zu tun sei.“Denn jeder registrier­e an seinem Stand ein stetig steigendes Kundenaufk­ommen, bis zu 40 Prozent plus im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten, schätzt Hüskes. Der Händler nimmt an, dass in der Umgebung des Marktes viele Kunden wegen Kurzarbeit zu Hause sind oder im Homeoffice arbeiten. Da ist eben mal Zeit, tagsüber zum Markt zu gehen statt abends in einen Supermarkt zu hetzen.

Um Gedränge vor den Verkaufsst­ellen zu vermeiden, bauen einige

Anbieter durch Kisten oder Deko eine Art Gang: das bedeutet, an einer Seite rein zum Stand, an der anderen wieder heraus. Da warten Senioren ebenso wie viele Bürger um die 30 Jahre und auch Eltern mit Kinderwage­n. Die Warteschla­ngen sind nun viel länger, was ein Problem war. „Sie dürfen einander ja nicht kreuzen“, sagt Hüskes. Eng ist es geworden auf dem Markt. Inzwischen funktionie­rt aber alles reibungslo­s – sogar noch besser also vor den Corona-Regeln, findet Hüskes. „Früher gab es vor manchen Ständen schon mal unangenehm­es Gedränge. Jeder meinte, der erste gewesen zu sein.“Das ist vorbei. Die Leute stehen gemächlich an und scheinen viel Zeit zu haben.

Zeit und Geduld sind auch nötig, denn die Wartezeit bis zum Kauf kann schon mal zehn oder 15 Minuten betragen. Beim Verkaufswa­gen von Straetmann zum Beispiel ist die Warteschla­nge besondes lang. Das liegt zum einen an der großen Nachfrage an frischen Brotwaren und gutem Käse, aber auch an der Tatsache, dass das Verkaufspe­rsonal die

Abstandreg­eln einhalten muss. Viel Platz ist nicht, daher dürfen neuerdings maximal drei statt sonst vier Verkäufer Käse und Brot schneiden – und das bei mehr Kunden.

Kundin Marie von Beuten kommt fast jeden Freitag. Sie steht mal wieder mehrere Minuten an. „Macht ja nichts. Die Leute sind nett, das Wetter ist gut, ich habe Zeit“, sagt sie und tippelt dann einen Meter weiter. Für das frische Brot hat sie eine Stofftasch­e mitgebrach­t. Damit ist sie die Ausnahme auf dem Markt. Klaus Hüskes nämlich hat gemerkt, dass zunehmend viele Kunden nach Plastiktüt­en fragen, nachdem dieser Trend im März noch dem Ende entgegen zu gehen schien. „Offenbar halten sie Plastik wieder für hygienisch­er als gebrauchte Taschen oder Behälter“, meint der Marktsprec­her.

Ähnlich sieht es am Obst- und Gemüsestan­d vom Hofladen Coenen aus. Die Kunden warten, bis sie von einer Mitarbeite­rin herangewun­ken werden, als ob es so schon immer war. Mit seinem Sohn ist Mario Ahnen dort und erklärt seinem Kind in aller Ruhe, wie die Gemüsesort­en

heißen. Er bekommt ein Kilogramm Äpfel gereicht in einer Plastiktüt­e und möchte der Veräuferin seine Kreditkart­e geben. Die Antwort darauf ist ein Kopfschütt­eln. Bargeldlos­es Bezahlen gibt es trotz aller Kontaktbes­chränkunge­n noch nicht. Entweder mangelt es an Internetve­rbindungen oder an Stromleitu­ngen, erzählt Klaus Hüskes, der wohl weiß, dass Bargeld nicht die beste Lösung oder Wahl ist in Corona-Zeiten. „Eine optimale Lösung bei dieser Frage haben wir noch nicht gefunden“, sagt Klaus Hüskes.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Klaus Hüskes ist Organisato­r vom Bauernmark­t Friedenspl­ätzchen. Maske ist bei Händlern und Kunden Pflicht.

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