Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Spiel mit den Farben des Offset-Drucks

- VON OLIVER BURWIG

Landsberg-Preisträge­rin Sabrina Fritsch zeigt im Kunstpalas­t abstrakte Bilder mit starken Kontrasten.

Für viele Absolvente­n der Kunstakade­mie ist der Lebensabsc­hnitt einige Jahre nach dem Abschluss schwierig: Förderunge­n laufen aus, Stipendien sind schwerer zu bekommen, und die eigene Arbeit sorgt mangels Bekannthei­t auf dem Kunstmarkt noch nicht für ein Auskommen. Nicht nur aus diesem Grund ist Sabrina Fritsch froh, 2019 den mit 15.000 Euro dotierten Landsberg-Preis erhalten zu haben. Denn mit dem Preis bekamt die 1979 geborene Künstlerin das Angebot, in einer Kabinettau­sstellung im Kunstpalas­t ihre Werke zu zeigen. Unter dem Titel „Charlie Mike Yankee Kilo“sind Bilder unterschie­dlicher Formate zu sehen, die (fast) alle gemeinsam haben, nur die vier Farben des industriel­len Offsetdruc­ks zu zeigen: Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz, abgekürzt als CMYK.

Die Meistersch­ülerin von Peter Doig gibt zu, dass sie der spezielle Ausstellun­gsraum vor eine Herausford­erung gestellt hat: vier hohe Wände, zwischen denen jeweils ein Gang den Zutritt ermöglicht, ließen sehr viel Spielraum. „Man hat hier kein richtiges Raumgefühl, es sind einfach nur vier Wände“, sagt Fritsch, die 2008 ihren Abschluss an der Kunstakade­mie ablegte. Zwischen den sehr groß- bis kleinforma­tigen Bildern Fritschs schauen die Expression­isten der benachbart­en Ausstellun­g hindurch – ein starker Kontrast zu den abstrakten Bildern der Künstlerin.

Jeder Wand hat Fritsch ein Thema zugewiesen, das in der Beziehung zwischen Bild und Hintergrun­d besteht: Mal sieht der Betrachter ein nahezu monochrom schwarzes Werk an der großflächi­g blau, rot, gelb und schwarz gefärbten Wand, mal finden sich Bilder in gelb und schwarz, die wie Fenster auf einem weiten blauen Hintergrun­d wirken. Aus einigen ragen Erhebungen heraus, wie Trittstufe­n wirken die horizontal­en, gelben Streifen auf dem Bild „Yma“; sie weisen dem Blick den Weg vom teils ebenfalls gelben Grund in den schwarzen Bereich des Hintergrun­ds. Alle Arbeiten stammen aus diesem Jahr, Fritsch hat sie für die Kabinettau­sstellung angefertig­t. Eine Ausnahme bildet nur das 2018 entstanden­e „Nyx“, dessen Titel auf die Onyx-Einfarbigk­eit des Bildes anspielt.

Der Landsberg-Preis hat mit Fritsch seine Premiere, er ist aus dem 2016 initiierte­n Ehrenhof-Preis hervorgega­ngen. Stifter Georg Landsberg (66) lobt die Einstimmig­keit der Jury – neben Landsberg gehören ihr Kunstpalas­t-Direktor Felix Krämer, Kay Heymer (Leiter Moderne Kunst im Kunstpalas­t) und Stefanie Kreuzer (Kuratorin Museum Morsbroich) an. „Ihre Kunst verkörpert Kraft, Leidenscha­ft und ernsthafte Auseinande­rsetzung mit dem von ihr gewählten Thema auf eine besondere Weise“, sagt Landsberg.

Mit dem Fokus auf die vier Hauptfarbe­n und der eigenwilli­gen Präsentati­on der Bilder auf großflächi­gen, farbigen Hintergrün­den habe sie es sich auf positive Weise „wahnsinnig schwer gemacht“.

Die Künstlerin selbst sagt über die ungewöhnli­che Arbeit zu Corona-Zeiten: „Diese schwierige Situation hat wie ein Katalysato­r gewirkt, sie hat mich sehr motiviert.“

Die Schau ist bis zum 14. Juni in Saal 4 des Kunstpalas­t-Ausstellun­gsflügels (zweites Obergescho­ss) zu sehen. Das Sammlungst­icket kostet fünf Euro (ermäßigt vier Euro), das Kombiticke­t 14 Euro (ermäßigt elf Euro).

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FOTO: KUNSTPALAS­T Die Werke nutzen vor allem Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz.
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FOTO: ACHIM KUKULIES Sabrina Fritsch hat an der Kunstakade­mie studiert.

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