Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ein Spiel mit den Farben des Offset-Drucks
Landsberg-Preisträgerin Sabrina Fritsch zeigt im Kunstpalast abstrakte Bilder mit starken Kontrasten.
Für viele Absolventen der Kunstakademie ist der Lebensabschnitt einige Jahre nach dem Abschluss schwierig: Förderungen laufen aus, Stipendien sind schwerer zu bekommen, und die eigene Arbeit sorgt mangels Bekanntheit auf dem Kunstmarkt noch nicht für ein Auskommen. Nicht nur aus diesem Grund ist Sabrina Fritsch froh, 2019 den mit 15.000 Euro dotierten Landsberg-Preis erhalten zu haben. Denn mit dem Preis bekamt die 1979 geborene Künstlerin das Angebot, in einer Kabinettausstellung im Kunstpalast ihre Werke zu zeigen. Unter dem Titel „Charlie Mike Yankee Kilo“sind Bilder unterschiedlicher Formate zu sehen, die (fast) alle gemeinsam haben, nur die vier Farben des industriellen Offsetdrucks zu zeigen: Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz, abgekürzt als CMYK.
Die Meisterschülerin von Peter Doig gibt zu, dass sie der spezielle Ausstellungsraum vor eine Herausforderung gestellt hat: vier hohe Wände, zwischen denen jeweils ein Gang den Zutritt ermöglicht, ließen sehr viel Spielraum. „Man hat hier kein richtiges Raumgefühl, es sind einfach nur vier Wände“, sagt Fritsch, die 2008 ihren Abschluss an der Kunstakademie ablegte. Zwischen den sehr groß- bis kleinformatigen Bildern Fritschs schauen die Expressionisten der benachbarten Ausstellung hindurch – ein starker Kontrast zu den abstrakten Bildern der Künstlerin.
Jeder Wand hat Fritsch ein Thema zugewiesen, das in der Beziehung zwischen Bild und Hintergrund besteht: Mal sieht der Betrachter ein nahezu monochrom schwarzes Werk an der großflächig blau, rot, gelb und schwarz gefärbten Wand, mal finden sich Bilder in gelb und schwarz, die wie Fenster auf einem weiten blauen Hintergrund wirken. Aus einigen ragen Erhebungen heraus, wie Trittstufen wirken die horizontalen, gelben Streifen auf dem Bild „Yma“; sie weisen dem Blick den Weg vom teils ebenfalls gelben Grund in den schwarzen Bereich des Hintergrunds. Alle Arbeiten stammen aus diesem Jahr, Fritsch hat sie für die Kabinettausstellung angefertigt. Eine Ausnahme bildet nur das 2018 entstandene „Nyx“, dessen Titel auf die Onyx-Einfarbigkeit des Bildes anspielt.
Der Landsberg-Preis hat mit Fritsch seine Premiere, er ist aus dem 2016 initiierten Ehrenhof-Preis hervorgegangen. Stifter Georg Landsberg (66) lobt die Einstimmigkeit der Jury – neben Landsberg gehören ihr Kunstpalast-Direktor Felix Krämer, Kay Heymer (Leiter Moderne Kunst im Kunstpalast) und Stefanie Kreuzer (Kuratorin Museum Morsbroich) an. „Ihre Kunst verkörpert Kraft, Leidenschaft und ernsthafte Auseinandersetzung mit dem von ihr gewählten Thema auf eine besondere Weise“, sagt Landsberg.
Mit dem Fokus auf die vier Hauptfarben und der eigenwilligen Präsentation der Bilder auf großflächigen, farbigen Hintergründen habe sie es sich auf positive Weise „wahnsinnig schwer gemacht“.
Die Künstlerin selbst sagt über die ungewöhnliche Arbeit zu Corona-Zeiten: „Diese schwierige Situation hat wie ein Katalysator gewirkt, sie hat mich sehr motiviert.“
Die Schau ist bis zum 14. Juni in Saal 4 des Kunstpalast-Ausstellungsflügels (zweites Obergeschoss) zu sehen. Das Sammlungsticket kostet fünf Euro (ermäßigt vier Euro), das Kombiticket 14 Euro (ermäßigt elf Euro).