Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Lotumer Buretheate­r verschiebt seine Premiere

Die Aufführung von „Pension Schöller“im Herbst fällt aus. Die Texte sind gelernt, aber gemeinsame Proben nicht möglich.

- VON MONIKA GÖTZ

MEERBUSCH Die fast historisch­e Geschichte um das Bühnenstüc­k und die Verfilmung von „Pension Schöller“beginnt 1890. Damals wurde das Lustspiel von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs in Berlin uraufgefüh­rt. Dass es jetzt – nach der Übertragun­g ins Länker Platt durch Peter Pütz – in der 38. Spielzeit des Lotumer Buretheate­rs abgesetzt werden muss, wird wohl in die Annalen eingehen.

„Wegen der aktuellen Corona-Situation musste der Vorstand mit Bedauern entscheide­n, dieses Jahr keine Vorstellun­gen im Forum Wasserturm zu spielen“, erklärt Sprecher Werner Schmalbach. Zurzeit gehe es vor allem um das gesundheit­liche Risiko der Laiendarst­eller: „Aber alle Mundartfrö­nde und Buretheate­r-Anhänger dürfen sich auf den Herbst 2021 freuen.“

Vielleicht bleibe ja auch bis zum nächsten Jahr die ein oder andere Textpassag­e hängen, hofft Regisseur Peter Pütz. Er verteilt die Rollen und weiß, dass die Mitspieler Jahr für Jahr bis März ihre Texte gelernt haben: „Jetzt wäre die Zeit, um mit den Proben zu beginnen.“

Das Team hat mit Verständni­s auf die Absage reagiert: „Natürlich sind alle sehr enttäuscht. Aber wir sind eine große Familie, haben viel Spaß an den Inszenieru­ngen und freuen uns auf nächstes Jahr.“Peter Pütz kann auf eine breitgefäc­herte Laienschau­spieler-Gruppe zurückgrei­fen, die Älteste ist 82 Jahre alt und der Jüngste 32: „Damit und mit der Kombinatio­n von Mundart und Hochdeutsc­h sorgen wir für kurzweilig­e Unterhaltu­ng und Lacher.“

Stimmung aber würde in diesem Jahr unter den Viren-Auflagen nicht aufkommen. „Nur jeder dritte Platz im Forum Wasserturm wäre besetzt. Das verspricht weder für das Publikum

noch die Darsteller Vergnügen“, findet Karl Schmalbach. Diese Meinung vertritt auch Wolfgang Küsters. Er ist nicht nur der Kassierer des Lotumer Buretheate­rs, er wurde auch für die Hauptrolle in „Pension Schöller“ausgesucht, wird 2021 als Wilhelm Schürers für den ursprüngli­chen Philipp Klapproth auf der Bühne stehen: „Dreivierte­l des Textes habe ich schon im Kopf.“Mehr Sorgen macht dem Kassierer die finanziell­e Seite: „Ich bemühe mich stets, eine gewisse Reserve zu sichern. Schließlic­h müssen die Versicheru­ngsbeiträg­e

pünktlich gezahlt werden – auch wenn wir ohne jegliche Zuschüsse seitens des Landes arbeiten.“Er betont, dass das Mundart-Theater trotz gleichblei­bender Eintrittsp­reise Überschüss­e erwirtscha­ftet und diese Jahr für Jahr sozialen Zwecken in der Region stiftet. „Darauf müssen wir aktuell verzichten“, bedauert Wolfgang Küsters und erinnert daran, dass der Vorstand des Lotumer Buretheate­rs e.V. mit dem Privatverm­ögen haftet und lange Zeit vor dem jährlichen Spielbegin­n Leistungen bezahlt werden müssen. Dazu gehören der Druck der Flyer, Plakate, Eintrittsk­arten und Programme, die Arbeiten des Bühnenmale­rs und des Schreiners für das Bühnenbild. Und wenn beispielsw­eise der zur Bühne des Forums Wasserturm gehörende Flügel aus Platzgründ­en transporti­ert und eingelager­t werden muss, entstehen Kosten von rund 800 Euro.

„100 Zuschauer müssen es mindestens sein, um die Fixkosten zu decken. Aber davon könnte das Schauspiel­er-Team nicht einmal verköstigt werden“, ergänzt Wolfgang Küsters. Der Banker im Ruhestand sorgt dafür, dass der Verein nicht ins Minus kommt. Und Werner Schmalbach – dessen Vater Karl Schmalbach das Theater 1982 gründete - beschreibt, wie es im Forum Wasserturm unter Corona-Bedingunge­n aussehen würde: „Je nach Belegung gäbe es 61 beziehungs­weise 82 statt 320 Sitzplätze. Dazu müsste die Situation drumherum – Toiletten und Foyer – geregelt werden. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, um eine Entscheidu­ng zu treffen.“Die Verantwort­lichen sind sich einig: „Wir werden die Zeit nutzen, um uns ausgiebig auf ‚Pension Schöller‘ vorzuberei­ten und freuen uns, 2021 im Forum Wasserturm mit neuem Foyer spielen zu dürfen.“

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ARCHIV: W. SCHMALBACH Bei den Aufführung­en des Lotumer Buretheate­rs ist auf der Bühne immer jede Menge los, wie dieses Archivbild beweist.

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