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Hybridmasken fürs Max-Planck-Institut
Das Start-Up Kluba Medical hat mit Krefelder Nähereien und Stoffen neuartige Gesichtsmasken konzipiert. Diese überzeugten im Test beim Max-Planck-Institut so, dass dieses gleich eine Großbestellung für den Eigenbedarf aufgab.
Eine neuartige Mund-Nasenmaske, die mit Krefelder Knowhow und Textilien aus Krefeld entwickelt wurde, hat Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut so überzeugt, dass sie gleich 600 Masken bestellt haben. Die Maske wurde vom Start-up Unternehmen Kluba Medical entwickelt. Corona hat der Firma das eigentliche Geschäft kaputtgemacht – die jungen Unternehmer haben dann aus der Not eine Tugend gemacht und sich an die Entwicklung einer „Hybrid-System-Mund-Nasen-Maske“gemacht.
Die Stoffmasken des Unternehmens werden fast vollständig in Kooperation mit Firmen aus Krefeld erstellt und wurden auf Betreiben einer Mitarbeiterin vom Max-Planck-Institut getestet. Dort schnitten die Masken in den Bereichen Abscheideeffizienz bei Aerosolen und relativer Druckabfall so gut ab, dass das Institut gleich besagte 600 Masken für die eigene Verwendung bestellte. Das Institut war neben den Ergebnissen insbesondere von dem sozialen und ökologischen Ansatz überzeugt. Die Masken übergab Firmengründerin Nicole Klingen nun persönlich.
Dabei sind Gesichtsmasken nicht der Geschäftsgegenstand von Kluba Medical. Eigentlich vertreibt das Unternehmen einen als Medizinprodukt zertifizierten Lagerungsring zur Vorbeugung von Kopfverformungen bei Neugeborenen. Durch den Lockdown kam dieses Geschäft fast zum Erliegen. Kurzerhand schwenkte das Unternehmen um, und eine Mitarbeiterin kam auf die Idee, viele positive Dinge miteinander zu verbinden.
„Wir haben entschieden, dass wir uns einbringen wollen, als Masken zu Mangelware wurden. Doch wir wollten nicht einfach irgendwie produzieren, sondern uns lokal engagieren und nur hier produzieren. Wenig später kam der Gedanke auf, auf Rohstoffe zu setzen, die komplett nachhaltig sind“, sagt Klingen. Kurzerhand kontaktierte das Unternehmen nicht nur viele Krefelder Nähereien, sondern auch den
Krefelder Stoffhersteller Oceansafe. Dieser produziert Stoffe, die rückstandslos biologisch abbaubar sind und zu keinem Zeitpunkt der Produktion mit giftigen Substanzen in Kontakt kommen. Die Stoffe sind nach der strengen Cradle-to-Cradle-Einstufung mit Gold zertifiziert. Die Materialgesundheit ist sogar mit Platin bedacht. „Gerade durch den Kontakt zur sensiblen Gesichtshaut und angefeuchteten Atemluft sind die schadstofffreien Stoffe für diesen Einsatz ideal“, sagt Klingen.
Dabei war der Start alles andere als leicht. Zu Beginn fehlte es an Stoffen und Nähereien. Außerdem gestaltete sich der Versand schwierig. So verschwanden mehrere hundert Masken auf dem Postweg. „Wir haben das natürlich sofort bei der Post angezeigt. Die Vermutung ist, dass sie gestohlen wurden. Auf den Umschlägen stand ja der Name Kluba Medical und Masken haben seit Wochen einen hohen Wert“, vermutet die Betriebswirtin, die mit Kluba
bereits ihr zweites Unternehmen gegründet hat. Der Schaden allein durch den vermuteten Diebstahl liegt im hohen vierstelligen Bereich.
Über die positiven Prüfungsergebnisse des Max-Planck-Instituts freute die Unternehmerin sich sehr. Immerhin schlossen die Masken mit einer Abscheideeffizienz über der von OP-Masken, sowie einem hervorragenden relativen Luftstromabfall (das bedeutet, es lässt sich sehr gut durch sie atmen), in Bereichen ab, die sie zu einem Premiumprodukt machen. Dafür sorgt vor allem der verwendete Meltblown-Filter, der derzeit noch nicht biologisch abbaubar ist. Hier sucht Kluba noch nach Alternativen und steht in aussichtsreichen Gesprächen. Auch haben die Masken eine perfekte Passform durch einen verformbaren Nasenbügel und individuell einstellbare Gummibänder, wodurch auch der Luftdurchfluss an den Seiten verringert wird. Das aber ist noch nicht zertifiziert.
„Wir erreichen in den beiden vom Max-Planck-Institut gemessenen Werten tolle Ergebnisse. Allerdings erfüllen unsere Masken offiziell noch keinen medizinischen Standard. Dafür brauchen wir weitere Tests und ein Zertifikat. Diese sind leider sehr aufwendig und teuer. Das gestaltet sich für ein StartUp wie unseres auch aufgrund der Verluste durch die verschwundenen Masken sehr schwierig. Hier suchen wir gerade nach Labors, die diese Tests günstiger für uns durchführen würden“, sagt die 39-Jährige.
Parallel hat Kluba auch Kontakt zur Hochschule Niederrhein aufgenommen. Dort erarbeiten Studenten des Fachbereichs Design nun Aufdrucke mit kreativen Mustern. Gedruckt wird auch mit Cradle-to-Cradle zertifizierten Farben.