Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Eine Impfstraße je 70.000 Einwohner
NRW will in zwei Schritten bis zum Sommer Risikogruppen, medizinisches Personal und Beschäftigte der kritischen Infrastruktur impfen. Danach ist die Restbevölkerung dran.
DÜSSELDORF Das Land NRW arbeitet mit Hochdruck an der Einrichtung der 53 Impfzentren in den Kreisen und kreisfreien Städten. Nun wurden aus Kreisen der Landesregierung weitere Details zum Ablauf bekannt. Nordrhein-Westfalen rechnet damit, dass ab Mitte Dezember der Impfstoff von Biontech und Pfizer zur Verfügung steht, ab Februar/März folge das Vakzin von Astrazeneca. Beide Impfstoffe müssen zweimal verabreicht werden. Sie sollen an einem zentralen, nicht näher benannten Ort gelagert werden. Da der Astrazeneca-Impfstoff deutlich weniger aufwendig zu lagern ist, könnte er direkt an die Impfzentren geliefert werden. Das Mittel von Biontech muss zuvor von den Apotheken aufbereitet werden – 100.000 Impfdosen könnten diese am Tag herstellen.
In den Impfstellen selber sollen in der Frühphase von Mitte Dezember bis etwa April 2021 ausschließlich Pflegebedürftige, die daheim betreut werden, sowie Senioren geimpft werden. Erstere Gruppe bekommt dafür ein Attest des Hausarztes, bei zweiter Gruppe reicht das Vorzeigen des Personalausweises. Zeitgleich machen sich mobile Teams, die entweder an den Impfzentren stationiert sind oder sich aus beauftragten Hausärzten rekrutieren, auf den Weg, um die Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen zu impfen. Die Kreise und kreisfreien Städte müssen dafür die Pflegeeinrichtungen mit der Zahl der Bewohner und Beschäftigten den Impfzentren melden. Bis Ende des ersten Quartals 2021 soll die Arbeit der mobilen Teams abgeschlossen sein. In dieser ersten Phase rechnet das Land damit, dass monatlich etwa 10.000 Impfungen pro 100.000 Einwohner in der Impfstelle erfolgen, die mobilen Teams und Krankenhäuser sollen etwa 4000 je 100.000 Einwohner schaffen.
In der zweiten Phase von März bis Juli 2021 können sich ambulant tätige Pflegekräfte und Personal der kritischen Infrastruktur – etwa Feuerwehrleute und Polizisten – in den Impfstellen impfen lassen. Die Massenimpfung der Bevölkerung erfolgt ab Mitte 2021 über die Hausärzte.
Für den Betrieb der Zentren rekrutieren die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) derzeit das Personal. Bei der KV Nordrhein hieß es dazu, bis Donnerstag hätten fast 1900 Praxen in Aussicht gestellt, ärztliches Personal für Impfzentren oder mobile Impfteams bereitzustellen, knapp 1100 Praxen würden medizinisches Fachpersonal
zur Verfügung stellen. Im Schnitt könnten die Praxen im Rheinland damit etwa 1,3 Ärzte und 2,2 Fachangestellte bereitstellen.
Der Geschäftsführer des Städtetags NRW, Helmut Dedy, sagte, die Kommunen stünden vor ähnlichen Herausforderungen wie bei der Flüchtlingswelle: „Die Erfahrungen von damals helfen.“Die Kosten, die den Kommunen beim Aufbau der Impfzentren entstünden, müsse das Land ausgleichen, soweit nicht der Bund oder die Krankenkassen dafür aufkämen, sagte Dedy und kritisierte, dass bisher eine Weisung des Gesundheitsministers fehle, mit der die Kommunen verpflichtet würden, Impfzentren zu errichten. „Dieses Papier ist überfällig. Alle Beteiligten stehen unter erheblichem Zeitdruck.“Das Land müsse deshalb unverzüglich eine klare Weisung erteilen: „Die Städte brauchen diese Grundlage, damit sie Container bestellen, Immobilien anmieten, Mobiliar kaufen und Sicherheitspersonal beauftragen können. Das braucht alles Zeit.“
Leitartikel