Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Den eigenen Garten naturnah gestalten
Jeder Gartenbesitzer kann einen Beitrag zu Artenvielfalt und Naturschutz leisten. Dabei gibt es zehn Tipps zu beachten.
NEUSS Garten- und Balkonbesitzer können im Spätherbst und Winter einiges tun, um ihr Fleckchen Grün artenvielfältiger und umweltfreundlicher zu machen.
Tipp 1 Laub liegen lassen „Alles muss weg“– so lautet die Devise im Spätherbst für viele Gartenbesitzer. „Wenn die Blätter von den Bäumen fallen, werden sie schnell zusammengekehrt häufig sofort entsorgt“, sagt Ingeborg Arndt, Vorsitzende der Neusser Ortsgruppe des BUND und Stadtverordnete der Grünen. „Das ist aber der falsche Ansatz, weil das Laub sowohl Pflanzen als auch Tiere vor der Kälte schützt.“Zudem wandeln kleine Gartenlebewesen das Laub in natürlichen Dünger um. Laubbläser sind daher schlimme Feinde von Regenwürmern, Käfern oder Pilzen. Die lauten Geräte entziehen den kleinen Gartenhelfern eine ganze Menge Blattwerk, das sie zerkleinern, unter die Erde ziehen, fressen und als Humus wieder ausscheiden. „Wer nachts einen Regenwurm beobachtet, sieht, dass er Blätter in den Boden zieht“, erklärt Ingeborg Arndt. Haben sich die Blätter im Boden zersetzt, frisst sie der Regenwurm, vermischt sie im Darm mit Bakterien und anderen Kleinst-Lebewesen und scheidet besonders nährstoffreiche Erde aus.
Tipp 2 Schlafzimmer für Igel und Co. einrichten Arndt empfiehlt, in einer Ecke des Gartens einen möglichen Winterschlafplatz für Igel einzurichten. „Dazu erst Reisig und dann Laub aufschichten – übrigens verkriechen sich auch Vögel wie Rotkehlchen oder Zaunkönige gerne in solchen Blätterhaufen.“
Tipp 3 Viel Obst hilft viel Obstbäume liefern nicht nur leckere Früchte, sondern bieten Lebensraum. „Wer Artenvielfalt in seinen Garten locken will, sollte also Obstbäume pflanzen, auch weniger bekannte Sorten wie Pfirsich, Zierapfel oder Zierquitte“, rät die BUND-Vorsitzende.
Tipp 4 Nicht zurück in die Steinzeit Artenvielfalt gilt es auch in den Vorgarten zu zaubern. Das sei auch ohne nährstoffreichen Boden mit wenig Aufwand möglich, erklärt Henrike Mölleken, Leiterin des Amts für Stadtgrün, Umwelt und Klima. „Schotterwüsten verwandeln sich schnell in schöne Steingärten.“Denn besonders robuste und weniger anspruchsvolle Stauden gedeihen auch in Böden mit weniger Nährstoffen, etwa in einem mit Lehm oder Feinerde angereicherten Schotterbeet. Klar davon abzugrenzen seien komplett versiegelte Vorgärten.
Tipp 5 Leben in den Garten holen Wer Bienen, Schmetterlinge und Vögel in seinen Garten locken möchte, sollte die Bepflanzung vielseitig gestalten. „Ein Kräuterbeet, ein Hochbeet mit Gemüse, bienenfreundliche Gehölze – und vielleicht sogar ein Teich“, sagt Henrike Mölleken. „Bei Tümpeln oder Teichen mit Flachwasserzone lassen Molche oder Frösche nicht lange auf sich warten.“Auch einen Familiengarten könne man ökologisch gestalten, etwa durch Obstbäume, Beerensträucher oder Kletterpflanzen. Gut für kleine Gärten eigne sich Spalierobst; für Balkone sogar Säulenobst wie Kirsche, Apfel, Birne oder Mirabellen. „Ein Bienenhotel bietet Wildbienen im Winter einen Unterschlupf“, sagt Miriam Selders, Inhaberin des Garten- und Landschaftsbetriebs Selders in Neuss.
Tipp 6 Mut zur wilden Wiese Auch Rasenbesitzer können ihren Beitrag zum naturnahen Garten leisten. „Warum nicht ein kleines Stück, vielleicht in einer Ecke, als wilde Wiese stehen lassen“, sagt Miriam Selders. „In einer solchen Ecke mit Wildblumen flattert und summt es ganz bestimmt im Frühjahr.“
Tipp 7 Umweltfreundlich streuen Um Wege bei Schnee und Glätte begehoder befahrbar zu machen, sei kein Streusalz notwendig, bemerkt Henrike Mölleken. „Über die Kanalisation gelangt das Salz ins Grundwasser. „Das schadet den Bäumen, die das salzreiche Wasser aus dem Boden aufnehmen.“Zudem leiden
Blätter, Äste und Stämme von Pflanzen, die in direkten Kontakt kommen mit dem Streusalz, in dem Chloride enthalten sind. „Ökologischer sind Sand, Splitt, Asche oder Granulat.“
Tipp 8 Winterfit für Vögel Viele heimische Singvögel, die nicht in den Süden fliegen, finden in naturnahen Gärten Unterschlupf und Futter. Rotkehlchen hocken in Hecken oder im Gebüsch und ernähren sich von Beeren und Früchten, aber auch von den Samenständen von Stauden. Auch Blaumeisen ernähren sich von Samen, etwa von samentragenden Stauden. „Stauden daher im Herbst nicht abschneiden“, sagt Mölleken. Bei Frost und Schnee nehmen Vögel ein Futterhäuschen oder einen Meisenknödel, der am Baum hängt, gerne in Anspruch, genau wie einen Nistkasten. Daher mit dem Aufhängen von Nistkästen nicht bis zum Frühjahr warten!
Tipp 9 Stauden nicht schneiden Ein weiterer Grund, Stauden im Herbst stehen zu lassen anstatt sie zu schneiden: „Im Holz überwintern zahlreiche Insekten, beispielsweise Schmetterlinge“, weiß Mölleken. Daher empfiehlt sie, diesen Gehölzen erst im Frühling einen Schnitt zu verpassen. „Wenn es tatsächlich schneit, sorgen die ungeschnittenen Stauden außerdem für ein tolles Relief im Garten“, sagt Mölleken.
Tipp 10 Blumenzwiebeln setzen Wer sich gleich zu Beginn des neuen Jahres Leben in den Garten holen möchte, setzt noch schnell einige Blumenzwiebeln in die Erde, bemerkt Henrike Mölleken. „Die gelben Winterlinge etwa locken viele Insekten an.“
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