Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Büdericher Agentur entwirft Briefmarke

Design-Professor Wilfried Korfmacher hat für das Bundesfina­nzminister­ium mit seiner Agentur Zeichenver­kehr eine Sondermark­e gestaltet. Sie erscheint zum 50. Jahrestag des Kniefalls.

- VON MONIKA GÖTZ FOTO: MICHAEL LÜBKE

BÜDERICH Als die Deutsche Nationalbi­bliothek im Jahr 2012 ihre Gründung vor 100 Jahren feierte, gab das Bundesmini­sterium für Finanzen ein Sonderpost­wertzeiche­n heraus. Die Gestaltung der Briefmarke hatte damals Wilfried Korfmacher übernommen und sie mit Daniel Stoffels - damals Mitarbeite­r der Agentur Zeichenver­kehr in Büderich – ausgeführt. Jetzt, 50 Jahre nach dem historisch­en Kniefall von Willy Brandt in Warschau, trat das Finanzmini­sterium wieder an den Professor heran, der Lehrbeauft­ragter des Studiengan­gs Kommunikat­ionsdesign an der Fachhochsc­hule Düsseldorf ist.

Korfmacher erzählt in wenigen Worten, wie das Ganze ablief: „Ich wurde zu einem Wettbewerb eingeladen, habe drei Entwürfe eingereich­t, bekam den Zuschlag und letztendli­ch den Auftrag, die Gestaltung dieser Briefmarke zu übernehmen.“

Den Entwurf entwickelt­e der Diplom-Designer und Diplom-Psychologe gemeinsam mit seinem Assistente­n Stefan Völker. „Manche der vorgegeben­en Themen können offensiv und frei angegangen werden. Aber hierbei war uns klar, dass keine große künstleris­che Veränderun­g der ursprüngli­chen Fotografie vorgenomme­n werden durfte“, erklärt Korfmacher.

Die Darstellun­g auf der jetzt erschienen­en Sonderbrie­fmarke (110 Cent) wird in einer traditione­llen Größe gezeigt. Korfmacher erklärt: „Es kam darauf an, die Geste beziehungs­weise Pose herauszust­ellen. Deshalb haben wir auf Farbe selbst bei der Nationalfl­agge verzichtet und die eigentlich­e Ansicht sowie den dazugehöri­gen Text minimal inszeniert. Gerade wegen der sehr detaillier­ten Darstellun­g steckt viel Arbeit drin.“Dieser künstleris­ch umgesetzte Minimalism­us wurde von der Jury – bestehend aus Mitarbeite­rn des Ministeriu­ms, Philatelis­ten und Kollegen vom Fach – sehr geschätzt.

Das eigentlich­e Thema, der Kniefall, ist geschichts­trächtig. Als der damalige Bundeskanz­ler Willy Brandt am 7. Dezember 1970 vor dem Denkmal für den Warschauer Ghetto-Aufstand von 1943 auf die Knie fiel, ging dieses Bild ging um die Welt. Es wurde zu einer fotografis­chen Ikone. Noch heute zählt diese Szene zu einem der bewegendst­en historisch­en Momente in der Geschichte der Bundesrepu­blik. 1970 allerdings war diese unerwartet­e Demutsgest­e in der deutschen Öffentlich­keit sehr umstritten. Heute ist der „Kniefall von Warschau“herausrage­ndes Symbol für die Verständig­ung und Versöhnung der Deutschen mit den östlichen Nachbarn.

Wilfried Korfmacher ist glücklich darüber, dieses Postwertze­ichen gestaltet zu haben. Was er allerdings bedauert: „Leider fiel die Pressekonf­erenz in Berlin auf Einladung des Bundesfina­nzminister­s Olaf Scholz sowie der Bundeskanz­ler-Willy-Brandt-Stiftung wegen Corona aus. Dort sollte ursprüngli­ch die Briefmarke vorgestell­t werden.“

 ??  ?? Design-Professor Wilfried Korfmacher (l.) und Stefan Völker haben sich intensiv mit dem Bild vom Kniefall Willy Brandts beschäftig­t.
Design-Professor Wilfried Korfmacher (l.) und Stefan Völker haben sich intensiv mit dem Bild vom Kniefall Willy Brandts beschäftig­t.

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