Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Führungskultur in der digitalen Welt
Die Digitalisierung der Arbeitswelt erfährt durch Corona einen deutlichen Schub. Das wirkt sich natürlich auf die Leitungsstrukturen in Unternehmen aus. Führung verändert sich im Rahmen der digitalen Transformation.
Es mag sich zunächst seltsam anhören, aber die Corona-Pandemie hat auch gute Seiten. Schließlich hat sie – trotz der von dem Virus ausgelösten gigantischen Gesundheits- und Wirtschaftskrise – positive Veränderungen gebracht und beispielsweise der Digitalisierung der Arbeitswelt zu einer rasanten Entwicklung verholfen. „Die Digitalisierung der Arbeitswelt erfährt durch Corona einen deutlichen Schub: 85 Prozent der Befragten glauben, dass Homeoffice und mobile Arbeit sich als alternative Arbeitsform etablieren wird und das digitale (Kommunikations-)Tools zum allgegenwärtigen Arbeitsmittel werden“, heißt es in einer Studie der Bertelsmann-Stiftung.
92 Prozent der Befragten gehen laut der Untersuchung davon aus, dass die Krise die digitale Transformation in Unternehmen beschleunigen werde. „Sie erwarten, dass vor allem digitale Dienstleistungen und Kundenkommunikationskanäle auch nach der Krise noch verstärkt zum Einsatz kommen werden. Sowohl die räumliche wie auch die zeitliche Verteilung der Arbeit wird sich langfristig an den in der Krise neu etablierten Standards orientieren“, heißt es.
Diese Tendenzen wirken sich natürlich auf die Führungsstrukturen in Unternehmen und anderen Organisationen aus. Der Frage, wie sich Führung im Rahmen der digitalen Transformation verändert, kommt höchste Bedeutung zu. Bei der Beratungsgesellschaft Deloitte heißt es dazu: „Anders denken, anders handeln, (bü) Fehlt eine Arbeitnehmerin einen Tag unentschuldigt, so rechtfertigt das auch in der Probezeit keine fristlose Kündigung durch den Arbeitgeber. In dem konkreten Fall hatte eine Rechtsanwalts- und Notargehilfin zwei Tage gearbeitet, bevor sie – vom Chef genehmigt – zwei Tage für die Eingewöhnung ihres Sohnes in einem Kindergarten frei hatte und in dieser Zeit die fristgerechte Kündigung erhielt. Am folgenden, also ihrem dritten, Arbeitstag blieb sie der Arbeit unentschuldigt fern. Der Arbeitgeber kündigte ihr daraufhin fristlos. Für Tag vier und fünf reichte sie schließlich Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ein. Das Gericht machte deutlich, dass ein unentschuldigter Fehltag nicht den „Grad der beharrlichen Arbeitsverweigerung“erreiche. Ohne Abmahnung hätte nicht fristlos gekündigt werden dürfen. Die in Probezeiten übliche Kündigungsfrist von zwei Wochen musste eingehalten werden. (LAG Schleswig-Holstein, 1 Sa 72/20)
(bü) Auch wenn das häusliche Arbeitszimmer eines selbstständigen Ingenieurs, das zum Betriebsvermögen zählt, während der Tätigkeit im Rahmen der Absetzung für Abnutzung (AfA) nicht voll abziehbar war (unter anderem, weil es nicht den Mittelpunkt der Tätigkeit gebildet hat), so sind bei einer anders reagieren: Die Digitalisierung erfordert eine Transformation nicht nur von Technologien und Geschäftsmodellen, sondern auch im kognitiven Bereich, im Verhalten und im emotionalen Profil der Führung.“
Wesentliches Schlagwort ist „Digital Leadership“. Darunter versteht man einen wissenschaftlichen Ansatz zur Definition der Aufgaben und Werkzeuge der Führung in späteren Entnahme des „Wirtschaftsguts Arbeitszimmer“die vollen Abschreibungsbeträge anzusetzen. Das wiederum lässt den zu versteuernden Entnahmegewinn größer werden. (BFH, VII R 15/17)
(tmn) Auch in Zeiten von Corona kann ein Arbeitgeber dem Konzernbetriebsrat nicht einfach die Durchführung einer Präsenzsitzung untersagen. Wegen der Pandemie hatte ein Unternehmen dienstliche Treffen untersagt, darunter auch eine Präsenzsitzung des Konzernbetriebsrats. Das wollte dieser nicht akzeptieren, da alle gesetzlichen Maßgaben zum Infektionsschutz eingehalten würden. Das Gericht sah keine Grundlage für ein Verbot. Es sei der Vorsitzende des Betriebsrats, der über die Einberufung der Sitzung und den Sitzungsort entscheidet – und damit auch darüber, ob eine Sitzung als Video- oder Telefonkonferenz stattfindet. Dies sei bei der anstehenden Sitzung jedoch nicht möglich, weil geheime Wahlen anstünden. Nach der am Tagungsort geltenden Verordnung sei die Präsenzsitzung auch zulässig. Die Verantwortung für die Einhaltung der Regeln tragen vor allem der Betriebsrat und seine Vorsitzenden. Das verbleibende erhöhte Risiko einer Ansteckung berechtige nicht zum Verbot der Sitzung. (AG Berlin, 7 BVGa 12816/20)
Zeiten der Digitalisierung allgemein und in Phasen der Transformation in die Digitalisierung im Speziellen. Oder anders gesagt: Im Zeitalter der Digitalisierung müssen sich Führungskräfte besonders mit dem Faktor Mensch beschäftigen. Denn nichts ist wichtiger für den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens und nichts ist stärker betroffen von der digitalen Transformation als die Rolle des Mitarbeiters.
„Gerade auch in Zeiten von Homeoffice, Videokonferenzen und virtuellen Arbeitsstrukturen unterliegen Führung und Kommunikation völlig neuen Anforderungen. Führungskräfte müssen sich deutlich umstellen, wenn sie nicht mehr wie gewohnt mit ihren Mitarbeitern umgehen können, und sind gefragt, eine kooperative und kommunikative Führungskultur für die Zukunft aufzubauen“, sagt Führungskräfteentwickler
Thomas Sablotny. Sie müssten sich mehr und mehr auf agile Projektarbeit, flache Hierarchien und flexible Rollenbilder in den Teams einlassen und die notwendige Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit an neue Herausforderungen vorleben. Und ebenso sei es wichtig zu vermitteln, dass die Ansprüche an jeden einzelnen Mitarbeiter beispielsweise beim Zeitmanagement und bei der Lernfähigkeit
in der digitalen Welt kontinuierlich stiegen.
Digital Leadership bedeutet auch, alte Muster zu verlassen und sich als Führungskraft wirklich auf die Strukturen der neuen Welt einzulassen. Diese sind von flexiblen Arbeitszeiten, flexiblen und mobilen Arbeitsorten, Teamwork ohne persönliche Präsenz und anderen Faktoren geprägt und stehen für Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität über alle Hierarchiestufen hinweg, sagt Martin Stieger, Professor für Wirtschaftspädagogik an der Allensbach Hochschule in Konstanz. „Im Kern geht es um die Entwicklung partizipativer Führungsmodelle, bei denen die Führungskraft Vorschläge von den Mitarbeitern selbst entwickeln lässt. Die Mitarbeiter können auf diese Weise ihre Interessen und Kenntnisse in den Entscheidungsprozess einbringen und Einfluss nehmen.“
In dem Zusammenhang verweist Martin Stieger auch darauf, dass Führung aus dem Homeoffice vor allem Kommunikation bedeute. Führungskräfte müssten jederzeit ansprechbar sein und bei Fragen und Problemen wirkliche Unterstützung bieten. Der regelmäßige Austausch über die fachlichen Themen hinaus sind entscheidend. Zugleich müssen Führungskräfte Wohlbefinden und damit auch die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter gewährleisten.
Gerade im Homeoffice verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit schnell. Dies gilt es, im Sinne der Mitarbeiter und der gesamten Struktur im Blick zu behalten.
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