Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Mehrheit will sich impfen lassen
NRW treibt den Aufbau der Impfzentren voran: 100 ausgewählte Apotheken im Land sollen den Impfstoff vorbereiten. 19 Prozent der NRW-Bürger lehnen Impfungen aber generell ab, wie eine Umfrage der Barmer ergab.
DÜSSELDORF Mit jeder neuen Nachricht zu Impfstoffen wächst die Hoffnung, dass die Pandemie irgendwann zu Ende geht. Nun sorgte der US-Entwickler Moderna für Erleichterung. Er kündigte an, als erstes Unternehmen die Zulassung für einen Corona-Impfstoff in der EU beantragen zu wollen. Der Antrag sollte noch am Montag bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur Ema gestellt werden, auch in den USA ist ein Antrag geplant.
Wie ist der Stand bei Impfstoffen?
Moderna setzt wie die Konkurrenten Biontech/Pfizer auf einen so genannten mRNA-Impfstoff, bei dem Botenstoffe des Virus geimpft werden, die den Geimpften zur Bildung von Antikörpern anregen soll. Biontech/Pfizer haben zwar bereits in den USA eine Notfall-Zulassung beantragt, in der EU aber noch nicht. Doch dies ist geplant – und für Deutschland besonders wichtig, denn hier hat die Bundesregierung ein deutlich höheres Kontingent reservieren können als bei Moderna. Das Tübinger Unternehmen Curevac, das ebenfalls einen mRNA-Impfstoff entwickelt, ist dagegen abgeschlagen. Die globale wichtige Phase 2/3-Studie startet in Kürze, kündigte das Unternehmen bei Vorlage seiner Quartalszahlen an. Pikant: Der Bund ist just bei dem Unternehmen eingestiegen, das im Rennen weit zurückliegt. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann will nicht spekulieren, welches Mittel am Ende genutzt wird. Er sieht sich in der Verantwortung, dass die Impfzentren stehen.
Wer will sich überhaupt impfen lassen?
Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung (53 Prozent) ist bereit, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Krankenkasse Barmer hervor. In NRW ist die Impfbereitschaft noch etwas höher: Hier wollen sich 57 Prozent impfen lassen, mehr als die Hälfte davon „sofort“oder „so schnell es geht“. Ältere Personen stehen dabei einer Impfung offener gegenüber als jüngere. So wollen sich knapp zwei Drittel der über 60-Jährigen impfen lassen. Bei den 16- bis 39-Jährigen hingegen ist sich nur knapp ein Viertel vollkommen sicher. „An der Impfung führt kein Weg vorbei, um die Corona-Pandemie zu überwinden. Je höher die Bereitschaft, desto besser“, sagt Heiner Beckmann, Landes-Chef der Barmer. Gemessen an den schweren Folgen einer Covid-Erkrankung ist es gleichwohl überraschend, dass fast ein Fünftel (19 Prozent) der NRW-Bürger an ihrer generell ablehnenden Haltung gegen das Impfen festhalten. Aufklärung sei das beste Mittel, um die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen, so Beckmann.
Wie funktioniert das Impfen in NRW konkret?
„Die Apotheken stehen bereit, bei der Corona-Impfung mitzuwirken. 100 der 4500 Apotheken in NRW werden den Impfstoff so vorbereiten können, dass er in den Impfstellen sofort verimpft werden kann“, sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, unserer Redaktion. Diese 100 Apotheken würden über die nötigen Reinräume, die nötigen Kühlräume und das Fachpersonal verfügen, das für diese Arbeit notwendig sei. „Denn vermutlich wird es als erstes den Biontech/Pfizer-Impfstoff geben, der bei minus 70 Grad gekühlt werden muss“, so Preis. Diese spezialisierten Apotheken sind flächendeckend in ganz NRW angesiedelt. Oft sind es Apotheken und Krankenhausapotheken, die auch Zytostatika herstellen.
Die Verteilung erfolgt dann laut Preis so: Es ist geplant, dass die 100 Apotheken den Impfstoff aus den zentralen Impflagern angeliefert bekommen und ihn dann zur direkten Verimpfung in den Impfstellen vorbereiten. Die Impfstellen wie die in der Düsseldorfer Arena verabreichen ihn dann vor Ort oder statten mobile Impf-Teams aus, die etwa Alten- und Pflegeheime aufsuchen.
Wann geht es los?
„Es wird alles so geplant und vorbereitet werden, dass nach der erwarteten Zulassung des Impfstoffs im Dezember sofort mit den ersten Impfungen begonnen werden kann“, sagt Preis.
Im neuen Jahr sollen die Impfkapazitäten kontinuierlich gesteigert werden. Einen Stufenplan hierfür gibt es auch schon: „Ziel ist, dass durch die Impfstellen in NRW monatlich 14.000 Impfungen pro 100.000 Bürger durchgeführt werden können.“Für einen Impfschutz muss jeder Bürger zweimal geimpft werden. „Damit kämen wir 2021 auf eine Impfquote von über 60 Prozent. Die brauchen wir auch, um eine Herdenimmunisierung zu erreichen“, sagt der Chef des Apothekerverbands. Das allerdings sei eine Kraftanstrengung für alle Beteiligten.