Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Aussicht ade an der Fleher Straße?
Auf einem Eckgrundstück in Bilk, wo früher eine Tankstelle stand, soll ein fünfgeschossiges Haus gebaut werden. Das Problem: Den Nachbarn wird damit der Blick aus dem Fenster genommen, die Politik kritisiert zudem den Abstand.
BILK Stellen Sie sich vor, Sie hatten jahrelang freie Sicht aus Ihrem Wohnzimmerfenster, viel Licht und frische Luft – und plötzlich wird Ihnen ein fünfgeschossiges Haus vor die Nase gesetzt. Wenn es ganz blöd kommt, schauen Sie dem neuen Nachbarn bald auch noch auf den Teller. So oder so ähnlich könnte das für die Anwohner der Fleher Straße bald Realität werden – zumindest, wenn es nach den Plänen der Verwaltung geht.
In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung 3 stellte Danny Piwko vom Bauaufsichtsamt Pläne vor für das Eckgrundstück an der Fleher Straße mit der Hausnummer 35. Am Ende seiner Präsentation musste Piwko schlecht gelaunt und unverrichteter Dinge den Saal wieder verlassen, weil die Politik noch viele offene Fragen hatte. Unter anderem bezüglich des Abstands zum Bestandsgebäude. Aber der Reihe nach.
Früher befand sich auch dem Grundstück eine Tankstelle, die gerade abgerissen wird. Zuletzt war dort eine kleine Werkstatt ansässig. Erlaubt ist auf dem vorderen Teil des Areals eine eingeschossige Bebauung, dahinter sind vier Stockwerke zulässig, so war es im Bebauungsplan festgelegt worden. „Eine eingeschossige Bebauung macht in der heutigen Zeit aber keinen Sinn mehr“, so Danny Piwko, der von der Politik Befreiungen benötigt für den fünfgeschossigen Neubau und der betont, dass zum Nachbarhaus ein Abstand von fünf Metern bleibe und in der Lücke eine Art Pergola entstehen soll. Eine Bauvoranfrage wurde der Bezirksvertretung im September 2019 vorgelegt. Diese wurde einstimmig beschlossen.
Doch so richtig glücklich waren die Politiker jetzt beim Bauantrag nicht mehr, Wolfgang Müller von der CDU ergriff als erster das Wort. „Entstehen an der Wand gegenüber des Nachbarhauses auch Fenster?“, fragte Müller, der dann noch wissen wollte, ob sich die Nachbarn gegenseitig in die Wohnung schauen. Eingeplant sind Fenster tatsächlich, aber die seien nur von Nebenräumen, versuchte Piwko die Politiker zu überzeugen, der Neubau halte „den im Baurecht verankerten Sozialabstand“ein.
Das Argument mit den Nebenräumen überzeugte Marko Siegesmund (SPD), zweiter stellvertretender Bezirksbürgermeister, nicht, „seit wann legen wir fest, wie die Nutzung der Räume ist?“, fragte er. Lutz Goebels (SPD) hakte beim Abstand
noch einmal nach, wollte wissen, ob der Garten, der in der Lücke entsteht und keine fünf Meter entfernt zum Nachbarhaus liegt, kein Problem darstelle, „das habe ich anders gehört“, sagt Goebels. „Bis an die Fenster kommen die Terrassennutzer nicht ran“, erklärte Danny Piwko, der mehr und mehr ungehalten wurde. Offenbar steht er unter Zeitdruck. „Sie haben 2019 alle der Vorlage zugestimmt, die eigentlich schon in der letzten Sitzung hätte vorgestellt werden sollen“, sagte Piwko, der dann noch einräumen musste, dass es interne Probleme gegeben hat.
Für die Bezirksvertreter ist das kein Argument, sie meldeten Beratungsbedarf an, weil sie nicht übereilt und unüberlegt ihre Zustimmung geben möchten. Diese werden sie erst geben, wenn alle Fragen geklärt sind, „und dann können wir das auch guten Gewissens“, so Wolfgang Müller.