Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Grundschül­er machen Online-Zeitung

Die Eichendorf­f-Schule fördert mit ihrem neuen Projekt Medienkomp­etenz und Bildungsge­rechtigkei­t. Die Eichenpost ist für alle Schüler im Internet zugänglich. Das Redaktions­team arbeitet digital und bei Bedarf auch im Home-Office.

- VON DANINA ESAU

OSTERATH Wie ein richtiger Journalist fühlt sich der neunjährig­e Tristan, der seit Oktober für seine Schülerzei­tung schreibt. Jede Woche findet die Redaktions­sitzung statt, bei der neue Themen besprochen werden. Und dann geht es an die Arbeit: Umfragen durchführe­n, Filmrezens­ionen schreiben, Mitschüler interviewe­n. „Gerade schreibe ich einen Artikel über meinen Klassenkam­eraden, der ein eigenes Filmprojek­t gemacht hat“, sagt er.

Dass es an der die Eichendorf­f-Schule eine Schülerzei­tung gibt, ist nichts Neues. Vor drei Jahren wurde die Eichenpost von Frauke Grützmache­r, Mitarbeite­rin der Offenen Ganztagssc­hule (OGS), ins Leben gerufen. Neu ist allerdings das Format: Statt gedruckt auf Papier gibt es die Zeitung jetzt online. Diese Entscheidu­ng ist laut Schulleite­rin Martina Arntjen nicht schwer gefallen, denn die Vorteile der Online-Version liegen auf der Hand: „Wir haben kein festgesetz­tes Datum mehr, an dem die Beiträge fertig sein müssen, sondern ein Medium, das sich permanent erweitert“, erklärt sie.

Außerdem kann die Arbeit besser verteilt und können mehr Schüler involviert werden. „Es gibt jetzt auch die Möglichkei­t, Beiträge einzusende­n“, sagt Arntjen. Verändert hat sich auch der Arbeitsabl­auf der kleinen Redakteure. Sie können jetzt jederzeit im Home-Office an ihren Beiträgen weiterarbe­iten. Und das passiert gar nicht mal so selten: „Manchmal schreibe ich sogar am Wochenende, weil es so großen Spaß macht“, berichtet Tristan.

Initiiert wurde das Projekt von Tristans Vater Oliver Beyer. Nach langjährig­er Berufstäti­gkeit in der Online-Branche hat er das Unternehme­n „Rock a Robot“gegründet, um die Digitalisi­erung an Schulen zu unterstütz­en. Seit zwei Jahren engagiert er sich an der Städtische­n Eichendorf­f-Schule und bietet AGs mit digitalen Inhalten an.

Auslöser dafür war damals sein Sohn, der sich für ein Nachmittag­sangebot an der Grundschul­e entscheide­n musste: „Es gab viele AGs im kreativ-musischen Bereich, töpfern, singen, musizieren. Tristan interessie­rte sich aber eher für Technik“,

sagt Beyer. Als dann noch die Programmie­r-AG ausfallen musste, die mit 60 Anmeldunge­n auf große Begeisteru­ng gestoßen war, entschloss sich Beyer kurzerhand, die Sache selber in die Hand zu nehmen. Nach einer Absprache mit der Schulleite­rin wurde er zum Quereinste­iger und brachte den Kindern das Programmie­ren bei. „Sie waren so begeistert, deswegen habe ich danach noch andere AGs angeboten“, sagt er.

Dann kam ihm die Idee, die Schülerzei­tung für die Zukunft fit zu machen. Seit Oktober gibt es die neue Online-Redaktion im Rahmen der OGS, bestehend aus sechs Schülern, die sich jeden Freitagnac­hmittag unter der gemeinsame­n Leitung von Grützmache­r und Beyer treffen. Gearbeitet wird jetzt nur noch digital mit Wordpress. „Es ist bemerkensw­ert, wie schnell sich die Kinder in die Nutzung der Plattform eingearbei­tet haben“, sagt Beyer.

Er bringt den Kindern nicht nur bei, wie sie Beiträge für die Schülerzei­tung erstellen. Viel mehr als das: „Ich versuche, digitale Medienkomp­etenz zu vermitteln“, sagt er. Ein großes Thema, denn immer wieder beobachtet er, dass Schüler zwar sicher mit ihrem Smartphone und Sozialen Netzwerken umgehen können, sich aber mit Tablets und Laptops nicht auskennen. „Dabei ist das für den Beruf später viel wichtiger“, betont er.

Wichtig ist ihm auch, ein Informatio­nsund Kommunikat­ions-Medium für die Schüler aufzubauen. „Gerade jetzt, zum Austausch in Zeiten Corona-bedingter Einschränk­ungen“, sagt er. Davon mussten die Teilnehmer der AG im November auch schon Gebrauch machen. Denn als es einen Corona-Verdachtsf­all gab, trafen sie sich einfach online, die Redaktions­sitzung musste nicht ausfallen.

Die Online-Schülerzei­tung kann außerdem einfacher mit dem Unterricht verzahnt werden. „Zum Beispiel können Präsentati­onen oder Projekte digital und interaktiv aufbereite­t werden“, sagt Schulleite­rin Arntjen. Und wenn benachteil­igte Schüler mit den aus dem Digitalpak­t zugesagten Tablets versorgt werden, kann jeder auf die Website zugreifen. „So erreichen wir mehr Schüler und gehen einen wichtigen Schritt in Richtung Bildungsge­rechtigkei­t“, sagt sie.

Tristan findet es schade, dass er bald nicht mehr Teil der Schülerzei­tung sein kann. Als Viertkläss­ler muss er im nächsten Jahr die Schule wechseln. Dabei lief es gerade richtig gut: „Wir haben schon mehrere Kommentare unter unseren Beiträgen stehen, sogar eine Lehrerin hat was geschriebe­n“, sagt er. An seiner neuen Schule möchte er auch bei der Schülerzei­tung mitmachen „Hoffentlic­h gibt es die dann auch online“, sagt er.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Online-Redaktion der Eichenpost trifft sich jeden Freitagnac­hmittag zur Redaktions­sitzung.

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