Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ein Neusser kocht für Genießer auf Sylt
Wenn Alexandro Pape von der Insel Sylt nach Hause fährt, dann geht es für den ehemaligen Sternekoch und (heute) erfolgreichen Gastro-Unternehmer nach Neuss. Sein Elternhaus, in dem er am 3. Dezember 1973 geboren wurde, steht in Neuss-Grimlinghausen. Eine Spurensuche.
NEUSS / LIST Für Genießer, die nach Sylt zum Schlemmen reisen, ist Alexandro Pape eine der besten Adressen auf des Deutschen liebster Nordseeinsel. Sie alle kennen Pape aus dem „Fährhaus“in Munkmarsch, sie alle kennen ihn aus den Sylter Genusswelten in List, aber nur die wenigsten wissen, dass sein Elternhaus in Neuss steht. Alle zwei Monate fährt er „nach Hause“, besucht seine Familie und die Familie seiner Frau Filiz, trifft sich mit alten Freunden. In Grimlinghausen wurde er geboren, in Gnadental ging er zur Schule, im Swissôtel beim legendären Chefkoch Slahedinne Sabbagh ließ er sich ausbilden, bei Erich Tiefenbacher im „Herzog von Burgund“reifte sein großes Potenzial.
In Alexandro Pape, neben Holger Bodendorf, Johannes King, Jürgen Gosch oder Herbert Seckler einer der Stars der Sylter Gastroszene, steckt viel rheinisches Neuss. „Ich werde das Kochen niemals aufgeben“, sagt Pape, der aber nicht mehr Sterne jagt, sondern mit unkonventionellen Ideen lustvoll für seine Gäste den Genuss inszeniert. Sein neustes Projekt: 2022 wird er sein Angebot um eine Brennerei erweitern – die gibt es auf Sylt noch nicht.
Die Anfänge seines heutigen Geschäfts gehen ins Jahr 2013 zurück. Damals gründete er seine Sylter Meersalz Manufaktur in List, in der er heute neben Meersalz auch Pasta und „WATT“-Bier produziert. Seine hochwertigen Produkte werden längst nicht mehr nur von den bis zu sieben Millionen Touristen, die jährlich nach Sylt eilen, vor Ort gekauft, sondern Papes Online-Shop gewinnt zunehmend an Bedeutung. „Gerade während der Corona-Pandemie springt der digitale Verkauf richtig an“, sagt Pape, dessen Sortiment
auch im Rhein-Kreis Neuss zu haben ist: im Genuss-Shop, den Carmen und Franjo Stappen in Liedberg-Steinhausen betreiben.
„Liedberg gewinnt durch die Stappens“, sagt Alexandro Pape, der im gleichnamigen Familien-Gasthaus auch schon als Gastkoch am Herd stand. „Alexandro steckt voller Ideen, ist perfektionistisch, vernetzt Menschen und hilft Kollegen“, gibt Carmen Stappen das Kompliment zurück. Seit sie gemeinsam 1997/98 im Essener Restaurant „Résidence“gearbeitet haben, blieben sie im freundschaftlichen Kontakt. „Mein Mann und ich haben zwei Lieblingsinseln“, verrät Carmen Stappen,
„Mallorca und eben Sylt.“
Das Herz der gastronomischen Aktivitäten des Alexandro Pape schlägt im 900 Quadratmeter großen Markt in List, der nördlichsten Stadt Deutschlands. Seit Mai gehört auch wieder ein Restaurant dazu. Gemeinsam mit seinem Partner Sven Pietschmann betreibt er das „Synder“, das mit einer modernen indo-pazifischen Küche zum Sü(y) ndigen einlädt. Auch die „Kochinsel“, ein Kochstudio in dem ausschließlich hochwertige Produkte der friesischen Region verarbeitet werden, komplettiert seit Sommer Papes Gastro-Reich.
Wer Alexandro Pape begegnet, der spürt: Dieser Mann will gestalten, nicht verwalten. „Ich mag ein Wort nicht“, sagt er, „und das heißt: hätte. Entweder versuchen wir es oder wir lassen es.“Er ist entschieden. So war es auch 2016. Als Küchenchef schmückten ihn im „Fährhaus“zwei Michelinsterne, der dritte blieb ihm und seinem Team trotz jahrelanger Anstrengungen verwehrt. Er hatte es versucht, und er ließ es. Daraufhin kreierte er 2016/18 das Projekt „Brot & Bier“in Keitum. Noch heute kehrt er jährlich zu 26 Veranstaltungen als Koch ins „Fährhaus“zurück.
Im Haus Nummer 88 an der Erftstraße in Neuss sitzt einer, der sehr aufmerksam und wohlwollend den
Weg seines ehemaligen Mitarbeiters (1993 bis 1996) verfolgt: Erich Tiefenbacher. „Mich rief 1993 Slahedinne Sabbagh an und kündigte an, er wolle mir einen jungen Mann mit ungeheuer großem Potenzial und einigen Flausen im Kopf schicken.“So kam Alexandro Pape in den „Herzog von Burgund“, und Tiefenbacher lobt seinen Kollegen noch heute: „Alexandro Pape hat gehalten, was Slahedinne Sabbagh versprochen hatte.“Damals im „Herzog“, anschließend in der Essener „Résidence“und im „Hummerstübchen“in Lörick, und seit 1999 als Koch, Gastgeber und Unternehmer auf Sylt.