Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Im Friseursalon steht jetzt ein Raumluftfilter
Mit dem neuen Gerät möchte Friseurmeister Werner Jung aus Büderich seine Kunden und Mitarbeiter im Salon vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen.
BÜDERICH Die meisten Kunden von „Friseur Werner“merken gar nicht, dass es etwas Neues im Salon gibt. Ganz am Ende des Raumes steht ein großer, aber unscheinbarer Apparat, der kaum Geräusche von sich gibt. Es ist der neue Raumluftfilter, mit dem Friseurmeister Werner Jung nicht nur seine Kunden, sondern auch seine Mitarbeiter vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen möchte.
Das Gerät entkeimt die Luft mit UV-Filtern zu 99,9 Prozent und macht dabei nicht nur den Coronaviren den Garaus, sondern bekämpft auch Influenza A, das Kolibakterium und Legionella pneumophila. Gleichzeitig zeigt das Gerät mit einem Ampelsystem an, wie verbraucht die Luft ist und wann es Zeit zum Lüften ist. „Stufe Rot haben wir aber noch nie erreicht“, sagt Jung. „Ich bin wahrscheinlich der einzige Friseur in Meerbusch der ein derartiges Gerät hat. Es ist zurzeit auch gar nicht mehr lieferbar. Zum Glück konnte ich es leasen. Hätte ich es kaufen müssen wäre ich pleite gewesen“, erzählt er.
„Auch, wenn es viele Einschränkungen
gibt, sind wir froh, dass wir wieder arbeiten dürfen und diesmal nicht geschlossen wurden“, sagt der Friseurmeister. Den ersten Lockdown im Frühjahr hatte er für eine Renovierung genutzt. „Meine Tochter hat gesagt, ich müsse mal etwas moderner werden, also habe ich das getan“, erzählt der 65-Jährige und lacht.
Seit dem Ende des ersten Lockdowns habe er rund 50 Prozent Umsatzeinbußen. Zehn bis 15 Kunden am Tag habe er weniger, berichtet der Friseur. „Der Terminkalender ist voll, aber es dürfen immer nur vier Kunden gleichzeitig im Geschäft sein. Früher konnten wir während der Wartezeiten bei Dauerwellen oder Färbungen andere Kunden bedienen. Das geht jetzt nicht mehr“, erzählt er. Daran ändert auch der Raumluftfilter nichts. Aber der Friseurmeister hofft, dass sich seine älteren Stammkunden jetzt wieder in sein Geschäft trauen. „Viele sind weggeblieben, weil ihre Kinder sie aus Sorge gebeten haben, nicht zum
Friseur zu gehen.“Gerne fängt das Team dann auch schon mal früher an zu arbeiten oder macht länger. „Dann sind wir abends aber wirklich platt“, erzählt Jung.
Eigentlich könnte der Friseurmeister langsam an die Rente denken, aber selbst die Probleme, die die Pandemie mit sich gebracht hat, haben ihn nicht in Betracht ziehen lassen, aufzuhören. „Dafür liebe ich meinen Beruf viel zu sehr. Solange es mir persönlich gutgeht, mache ich weiter. Und ich liebe meine Angestellten. Die Älteste ist schon seit 33 Jahren bei mir“, versichert der geborene Büdericher.
Seine Berufswahl hat Jung nie bereut, dafür war sein Leben mit Landesmeisterschaften und Tourneen viel zu spannend. Seine Eltern waren allerdings entsetzt über seine Entscheidung. „Die wollten, dass ich Elektriker werde, weil sie ein Elektrogeschäft hatten.“Jetzt wartet er erst einmal auf das Weihnachtsgeschäft, ist aber skeptisch. „Ich denke, das wird nicht so gut wie sonst. Viele machen keinen Urlaub und verbringen die Tage zu Hause. Da sieht es ja keiner, wenn die Haare nicht gestylt sind oder ein langer Bart wächst“, lacht der 65-Jährige, der seinen Humor nie verliert. Eines stört ihn aber immens. „Dass es in Büderich keine Weihnachtsbeleuchtung mehr gibt, ist eine Katastrophe und macht mich sehr traurig. Ich erinnere mich noch genau daran, wie schön es war als wir sie damals zum ersten Mal im Licht des Vollmondes angemacht haben“, erzählt der Büdericher, der 26 Jahre den Vorsitz der Werbegemeinschaft innehatte.