Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Versäumnis der CDU

- VON KRISTINA DUNZ

Das „Kenia-Bündnis“in Sachsen-Anhalt hat sich mit seinem Passus zum Rundfunkbe­itrag im Koalitions­vertrag von 2016 selbst ein Bein gestellt. Jedes Land weiß, dass über einen Rundfunkst­aatsvertra­g nur alle Bundesländ­er gemeinsam entscheide­n können. Obendrein hat die CDU nicht den selbst geschaffen­en Spielraum im Koalitions­vertrag genutzt. Dort steht: „Bei der Finanzieru­ng des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks halten wir am Ziel der Beitragsst­abilität fest.“Deutschlan­d hält auch am Zwei-Prozent-Ziel der Nato fest, erreicht es aber erst später. Und es ist wichtig, was SPD und Grüne sagen: 86 Cent Gebührener­höhung in elf Jahren ohne Inflations­ausgleich sind eine Art Beitragsst­abilität.

Statt deren Landesverb­ände nun zu „staatspoli­tischer Verantwort­ung“zu drängen – was das Kippen des ganzen Rundfunkst­aatsvertra­gs bedeuten dürfte –, hätte sich die CDU-Spitze nach dem Desaster der Ministerpr­äsidentenw­ahl in Thüringen im Februar, als sich die CDU von der AfD ausspielen ließ, längst mehr für ihre Ostverbänd­e interessie­ren müssen. Kein einziger CDU-Bundesmini­ster kommt aus dem Osten, im CDU-Präsidium stammen auch 30 Jahre nach der Einheit nur zwei von 19 Mitglieder­n aus den neuen Ländern. Die ostdeutsch­en Christdemo­kraten sind in der Parteispit­ze so gut wie nicht verankert. Dass sie dann auch umgekehrt Distanz zu Berlin wahren, ist keine Überraschu­ng. Die Krise in Sachsen-Anhalt ist eine andere als die in Thüringen. Aber die Fehler sind die gleichen: Die westlich geprägte CDU-Spitze kümmert sich zu wenig um Parteifreu­nde im Osten und deren Sondersitu­ation durch die AfD mit ihrem großen Wählerpote­nzial. Das ist das große Problem – und nicht das Ringen um etwas mehr Geld für den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk und damit auch für einen systemrele­vanten Journalism­us.

BERICHT WARNUNGEN IN RICHTUNG SACHSEN-ANHALT, POLITIK

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