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Warnungen in Richtung Sachsen-Anhalt

Eine Lösung im Streit um die Rundfunkbe­itragserhö­hung ist nicht in Sicht. CSU-Chef Söder hält das Vorgehen der CDU für falsch.

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BERLIN (dpa/kd) In Sachsen-Anhalt steht die einzige schwarz-rotgrüne Koalition Deutschlan­ds wegen eines Streits über die Erhöhung des Rundfunkbe­itrags und den Umgang mit der AfD weiter auf der Kippe. CSU-Chef Markus Söder hält den Kurs der CDU-Schwesterp­artei dort für falsch. Diese will gegen die von allen anderen Bundesländ­ern beschlosse­ne Gebührener­höhung um 86 Cent stimmen und beruft sich auf einen Passus im Koalitions­vertrag. Ein Problem dabei ist der Umgang

mit der AfD, die ebenfalls eine Beitragsan­hebung ablehnt. Beide Parteien zusammen hätten eine Mehrheit. Ministerpr­äsident Reiner Haseloff (CDU) will nun bei den Koalitions­partnern SPD und Grünen für eine Einigung werben.

Die Vorsitzend­e der Länder-Rundfunkko­mmission, Malu Dreyer, warnte vor einem gemeinsame­n Veto von CDU und AfD. „Darüber sind wir in der Länder-Familie sehr einig: Wenn CDU und AfD den Medienstaa­tsvertrag verhindern würden, wäre das ein politische­r Dammbruch“, sagte Dreyer (SPD), die Ministerpr­äsidentin von Rheinland-Pfalz ist. Stimmt Sachsen-Anhalt dem umstritten­en Staatsvert­rag und damit der Beitragser­höhung auf 18,36 Euro nicht zu, ist er insgesamt gekippt. Söder mahnte: „Wegen 86 Cent der AfD diese Bühne zu verschaffe­n, halte ich für eine politische Fehlentsch­eidung.“CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r sagte: „Die Entscheidu­ng liegt jetzt insbesonde­re bei SPD und Grünen, die sich ihrer staatspoli­tischen Verantwort­ung bewusst werden müssen.“Grünen-Chef Robert Habeck erwiderte bei n-tv.de, damit fordere Kramp-Karrenbaue­r Grüne und SPD auf, den Rundfunkst­aatsvertra­g zu kippen. Die Partei- und Fraktionsc­hefin der Linken in Thüringen, Susanne Hennig-Wellsow, sagte unserer Redaktion: „Dass die AfD die Demokratie mit den Mitteln der Demokratie aushebeln will, sollte spätestens seit dem 5. Februar jeder und jede wissen.“Damals hatte die CDU-Landtagsfr­aktion zusammen mit der AfD einen FDP-Politiker zum Ministerpr­äsidenten gewählt, um die Wiederwahl von Bodo Ramelow (Linke) zu verhindern. Hennig-Wellsow erklärte: „Es ging deshalb in Wirklichke­it niemals nur um den Rundfunkbe­itrag, sondern auch um die Frage, wie es die CDU mit den Feinden der Demokratie von rechts hält.“Teile der CDU hätten ihr Verhältnis zur AfD trotz des „Dammbruchs in Erfurt“nicht geklärt.

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FOTO: MARCO URBAN Olaf Scholz, SPD-Kanzlerkan­didat (r.), und Peter Brandt, Historiker und Sohn von Willy Brandt.

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