Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gladbach ist dran, aber noch nicht drin

In der Liga haben die Fohlen mitunter Probleme, doch die Europapoka­l-Plätze sind nicht weit weg.

- VON JANNIK SORGATZ FOTO: IMAGO IMAGES

FREIBURG Man könnte Borussia Mönchengla­dbach vorwerfen, dass sie nach zehn Spieltagen schon 16 Gegentore kassiert hat. Doch dann schweift der Blick auf die Bundesliga-Tabelle, wo die 16 an einer überrasche­nden Stelle noch einmal auftaucht, und gemeint sind nicht die 16 Punkte von Union Berlin, dem aktuellen Sechsten. Der FC Bayern hat als Tabellenfü­hrer tatsächlic­h schon 16 Gegentore kassiert. Es gab Jahre, da fiel diese Marke beim Rekordmeis­ter am 32. Spieltag bei einer irrelevant­en Niederlage gegen den FC Augsburg, als man schon als Titelgewin­ner feststand.

Doch zurück zu den Gladbacher­n, die kein richtiges Gegentor-Problem haben, sondern in der Liga eher ein Gegner-Effizienz-Problem. Das 2:2 gegen den SC Freiburg scherte am Samstag erstmals so richtig aus, die Breisgauer hätten mindestens vier Tore machen können, landeten am Ende bei ebenso vielen „Expected Goals“. Das heißt: Die Qualität ihrer Möglichkei­ten reicht im Mittel für vier Treffer. Borussias Keeper Yann Sommer und der Pfosten verhindert­en das.

Bislang hatte es allzu häufig so ausgesehen, dass Gladbach dem Gegner gar nicht so viel anbot, der aber mindestens eines der Angebote – alleine dreimal beim Stand von 1:0 für Borussia in der Schlusspha­se – gerne annahm. Insofern passte Freiburg nicht ins Muster dieser ersten zehn Spieltage. Es war nur für die Statistik ein weiteres Kapitel der Misere „Führung verspielt“. „Am Ende glücklich den Punkt mitgenomme­n“würde besser passen, wobei das sogar die beiden Großchance­n außer Acht ließe, die Patrick Herrmann in der Schlusspha­se vergab. Diese erste Saisonphas­e ist keine für Freunde schwarz-weißer Betrachtun­gsweisen.

Mit 16 Punkten stehen die Fohlen

auf Platz sieben. So viele Zähler hatte Borussia vergangene Saison bereits nach sieben Spieltagen gesammelt und war Tabellenfü­hrer. In den ersten Monaten unter Trainer Marco Rose nahm man selbst gerne mal mehr mit, als der Spielverla­uf hergegeben hatte. Der Herbst 2019 gehörte den „Last-Minute-Fohlen“, die ohne Tore in der Nachspielz­eit nicht erst im letzten Gruppenspi­el aus der Europa League geflogen wären, dafür aber in der Liga lange um die Herbstmeis­terschaft mitspielte­n.

Auch diese 16 könnte man Borussia vorwerfen, weniger waren es zu diesem Zeitpunkt zuletzt vor vier Jahren unter André Schubert. Doch die Champions-League-Plätze sind nur drei Punkte entfernt. Dort steht Borussia Dortmund, das sich seinen Vorsprung im direkten Duell am ersten Spieltag erarbeitet hat. Seitdem kommen Gladbach und der BVB auf die identische Ausbeute.

Und die Bayern? Sind froh, wenn sie mit einem 3:3 gegen Leipzig die Tabellensp­itze behalten. „Whatabouti­sm“beschreibt den Drang, bei Kritik mit dem Finger auf andere und deren ähnliche Probleme zu zeigen. Im Spätherbst der ersten kompletten Corona-Saison ist aber unübersehb­ar, dass neue Maßstäbe gelten. In Europas Topligen tun sich ausnahmslo­s alle Serienmeis­ter und Titelverte­idiger schwer.

„Wir sind jetzt mittendrin in diesem Block. Und es zeichnet sich ab, dass es eine unfassbare Herausford­erung ist“, sagte Gladbach-Coach Rose, dem allerdings wichtig war, zu betonen: „Es macht auch eine Menge Spaß.“Borussia steigt am Dienstag

in den Flieger nach Madrid zum Champions-League-Gruppenfin­ale. „Es ist wichtig, dass wir die Energie aus dem Punkt mitnehmen“, sagte Rose. Ansonsten haben die Aufgaben in Freiburg und bei Real allenfalls die müden Beine gemein.

Danach kann sich Borussia dem Projekt „Frohe Weihnachte­n in der Bundesliga“widmen. Innerhalb von acht Tagen heißen die Gegner Hertha BSC, Eintracht Frankfurt und 1899 Hoffenheim. Dann geht es einzig und allein darum, dranzublei­ben an der Konkurrenz. Die 16 bei den Gegentoren darf theoretisc­h sogar weiterwach­sen – solange die 19 bei den selbst erzielten Toren stärker wächst.

 ??  ?? Keinen Zentimeter nachgeben: Freiburgs Keven Schlotterb­eck und der Gladbacher Breel Embolo kämpfen um den Ball.
Keinen Zentimeter nachgeben: Freiburgs Keven Schlotterb­eck und der Gladbacher Breel Embolo kämpfen um den Ball.

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