Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Müller treibt die Bayern an

Der Torjäger bewahrt den Tabellenfü­hrer beim mitreißend­en 3:3 gegen starke Leipziger vor der Niederlage.

- VON KLAUS BERGMANN

MÜNCHEN (dpa) Bayern-Retter Thomas Müller präsentier­te sich nach seinen zwei schönen Tor-Grüßen an Joachim Löw beim 3:3-Spektakel gegen bärenstark­e Leipziger als cleverer Selbstverm­arkter. Der ausgemuste­rte Ex-Weltmeiste­r ließ mal wieder große Taten für ein DFB-Comeback sprechen, biederte sich beim Bundestrai­ner aber nicht an, sondern warb sogar für diesen. Alle Deutschen müssten alles dafür tun, „dass wir wieder Schwung reinbringe­n in die Bude“, sagte Müller zur Fußball-Nationalma­nnschaft und beendete den Satz bei Sky mit den Worten: „Mit Joachim Löw bringen wir auch wieder Schwung rein!“

Wie man als Champion und Anführer Schwung in ein zum Ende des Triple-Jahres körperlich und auch mental ausgelaugt­es Münchner Starensemb­le bringt, demonstrie­rte Müller in einem „wilden Spiel“, wie Hansi Flick den Schlagabta­usch des wankenden Serienmeis­ters gegen einen Herausford­erer einordnete, der das Etikett Bayern-Jäger vollauf verdient. Müller trieb pausenlos verbal an, wie beim lautstarke­n „Schieß“-Befehl an Youngster Jamal Musial beim 1:1. Er riss seine Kollegen mit und bewahrte wankende Bayern gerade mit seinem zweiten Tor zum Endstand vor dem Sturz von Platz eins.

„Ich versuche, in der Mannschaft, in der ich auf dem Platz stehe, zu helfen. Das klappt ganz gut“, bemerkte

Müller zum Thema Nationalel­f, das für ihn in der aktuellen Saisonphas­e „ganz weit weg“sei. Listig fügte der 100-malige Nationalsp­ieler hinzu: „Ich bleibe dran, den Rest schauen wir mal...“Flick lobte seinen Leader, aber er blieb der loyale Löw-Helfer aus gemeinsame­n DFB-Zeiten. „Der Jogi weiß schon, was er macht“, sagte der einstige Assistent. Flick hat ja gerade auch seine eigenen Sorgen als Vereinscoa­ch. Sein Ensemble

zeigt sich verwundbar, vor allem in der Abwehr. Sie lud den Gegner – nun sogar inklusive des beim 0:1 patzenden Torhüters Manuel Neuer – zu den überhaupt ersten Leipziger Toren in München durch Christophe­r Nkunku, Justin Kluivert und Emil Forsberg förmlich ein.

Von Schläfrigk­eit in der Abwehrarbe­it sprach Kapitän Neuer. „Die Abstimmung stimmt nicht immer so“, stöhnte Flick auch wegen ständiger

Umstellung­en. Diesmal musste Abwehrchef David Alaba links aushelfen. Offensiv trumpften ausnahmswe­ise ebenfalls nur drei Spieler auf, neben Müller der dreifache Torvorbere­iter Kingsley Coman sowie der 17-jährige Musiala. „Jamal spielt befreit auf“, schwärmte Flick.

Beeindruck­end war, wie der ehrgeizige Herausford­erer aus Leipzig trotz seines gewaltigen Wochenpens­ums mit zweimal Champions

League und Bundesliga auftrat. „Das sind Maschinen“, rühmte Julian Nagelsmann seine Profis. Der RB-Coach trieb diese 90 Minuten an, lauter noch als „Radio Müller“auf dem Rasen. „Bayern ist die Mannschaft, die in der Bundesliga strahlt. Da ist es gut, mithalten zu können“, sagte Nagelsmann. Leipzig hielt nicht nur mit, sie hätten das Remis sogar als Punkt-Verlust einordnen dürfen. Die Spieler grämten sich aber nicht groß über die verpasste Tabellenfü­hrung. „Es war geil, auf dem Platz zu stehen. Für solche Spiele lebt man“, jauchzte Forsberg. Die Sachsen schicken sich an, die Kraftprobe mit dem Branchenfü­hrer aus München neben dem deutschen Clásico zwischen Bayern und Dortmund als Neo-Klassiker zu etablieren. Es war das vierte Unentschie­den nacheinand­er zwischen den beiden neuen Rivalen. „Man muss sagen: Das ist – neben Dortmund – eine Topmannsch­aft“, sagte Neuer.

Neben Doppeltors­chütze Müller rettete die Bayern womöglich auch, dass Nagelsmann das noch „wichtigere Spiel“um das Weiterkomm­en in der Champions League gegen Manchester United am Dienstag „im Auge haben musste“, wie er anmerkte. Hätte er sonst den bärenstark­en Forsberg nach einer Stunde ausgewechs­elt? „Es gibt einem Team immer ein gutes Gefühl, wenn man gegen eine europäisch­e Top-Mannschaft so einen starken Auftritt hinlegt“, freute er sich.

 ?? FOTO: SVEN HOPPE/AP ?? Bayern Münchens Routinier Thomas Müller trifft mit seinem zweiten Tor des Tages gegen RB Leipzig zum 3:3, das dann auch der Endstand im Topspiel war.
FOTO: SVEN HOPPE/AP Bayern Münchens Routinier Thomas Müller trifft mit seinem zweiten Tor des Tages gegen RB Leipzig zum 3:3, das dann auch der Endstand im Topspiel war.

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