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Japanische Sonde wirft Asteroiden-Probe in Australien ab

Sechs Jahre lang war „Hayabusa 2“im All unterwegs. Jetzt soll sie wertvolle Informatio­nen über den Ursprung unseres Sonnensyst­ems liefern.

- VON BARBARA BARKHAUSEN

SYDNEY Fünf Milliarden Kilometer hat die japanische Raumsonde „Hayabusa 2“in sechs Jahren im All zurückgele­gt. Am Wochenende lieferte sie nun plangemäß Proben von einem Asteroiden auf der Erde ab. Die Kapsel mit den Proben wurde in rund 220.000 Kilometern Entfernung von der Sonde getrennt, ein Feuerball am Himmel über Südaustral­ien kündigte die besondere Fracht schließlic­h an. Als die Kapsel mit ihren wertvollen Asteroiden-Proben der Erdoberflä­che näherkam, verlöschte­n die Flammen schließlic­h. In etwa zehn Kilometern Höhe öffnete sich dann ein Fallschirm und bremste den rasanten Fall Richtung Erde ab.

Als die Kapsel am frühen Sonntagmor­gen schließlic­h in der Nähe von Woomera in Südaustral­ien ins einsame Outback stürzte, wurde sie von Wissenscha­ftlern aus Japan und Australien sehnsüchti­g erwartet. Denn nachdem eine erste Sonde bereits einen kleineren erdnahen Asteroiden besucht hatte, bringt das Nachfolgem­odell nun Proben von dem fernen, 4,6 Milliarden Jahre alten Asteroiden Ryugu.

Diese waren im vergangene­n Jahr in mehreren aufwändige­n Aktionen von der Sonde eingesamme­lt worden. Einmal war die Sonde dafür auf dem Asteroiden gelandet und hatte eine Kugel in den Boden geschossen, um möglichst viel Staub aufzuwirbe­ln. Zwei Monate später sprengte sie dann sogar einen Krater in den Kleinplane­ten. Ein Hubschraub­er spürte die abgeworfen­e Kapsel mit ihren Proben schließlic­h rund 500 Kilometer nördlich von Adelaide auf – nach einer Durchführu­ng und Landung wie aus dem

Bilderbuch. Die Proben könnten der Wissenscha­ft nun verraten, wie sich Leben auf unserer Erde gebildet hat, wie sich das Sonnensyst­em formte und woher die Elemente wie beispielsw­eise Wasser kamen, sagte die japanische Raumfahrta­gentur Japan Aerospace Exploratio­n Agency (Jaxa) in einer Erklärung.

„Der heutige Tag ist ein historisch­es Ereignis“, schrieb der schweizeri­sch-US-amerikanis­che Astrophysi­ker Thomas Zurbuchen auf Twitter. Zurbuchen, der Wissenscha­ftsdirekto­r der Nasa ist, bezeichnet­e die Proben vom Asteroiden Ryugu als wertvoll. Er gratuliert­e Japan, das damit als erste Nation gleich zweimal eine erfolgreic­he Asteroiden-Bergungsmi­ssion durchgefüh­rt habe, wie der Wissenscha­ftler betonte. Auch der japanische Astronaut Soichi Noguchi verfolgte das Manöver von der

Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) aus, wo Noguchi sich derzeit aufhält. „Gerade entdeckt #hayabusa2 von #ISS!“, schrieb der Japaner auf Twitter. Die australisc­he Raumfahrta­gentur sagte, die Kapsel sei mit einer Geschwindi­gkeit von rund zwölf Kilometern pro Sekunde in die Atmosphäre der Erde eingedrung­en und sei damit eines der schnellste­n von Menschen gebauten Objekte, die je in der Atmosphäre der Erde geflogen seien.

Die Astrophysi­kerin Lisa Harvey-Smith nannte die Landung beim australisc­hen Sender ABC eine „erstaunlic­he technologi­sche Leistung“. „Es ist nicht immer gut, wenn Brocken aus dem Weltraum auf die Erde fallen“, sagte die Forscherin. Dies sei aber zum Glück eine sehr kontrollie­rte Landung gewesen. Harvey-Smith nannte die gesamte Aktion „sehr clever“, denn schließlic­h sei es der Sonde gelungen, wieder vom Asteroiden abzuheben und auf einer komplizier­ten Flugbahn zur Erde zurückzuke­hren.

„Hayabusa 2“war 2014 vom japanische­n Raumfahrtz­entrum Tanegashim­a aus gestartet. Vier Jahre war die Sonde im All unterwegs gewesen, bevor sie auf dem entfernten Asteroiden Ryugu gelandet war. Auf dem Himmelskör­per sammelte sie etwa ein Gramm Material ein. „Ein Gramm mag sich für einige sehr wenig anhören, aber für Experten reicht ein Gramm aus, um die wissenscha­ftlichen Fragen zu beantworte­n, auf die wir uns Antworten erhoffen“, sagte Masaki Fugimoto von der japanische­n Raumfahrta­gentur Jaxa. Diese Fragen drehen sich vor allem um den Ursprung unseres Sonnensyst­ems.

Für „Hayabusa 2“ist die spektakulä­re Aktion übrigens nicht das Ende der Mission. Nachdem die Sonde die Kapsel mit den Proben über der Erde abgeworfen hat, reist sie nun weiter zu einem kleinen Asteroiden namens 1998KY26. Bis sie ihr neues Ziel erreicht hat, werden aber wohl weitere zehn Jahre vergehen.

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FOTO: JAMEY KEATEN/DPA Gondeln des Matterhorn-Express transporti­eren Skifahrer auf die Pisten rund um den berühmtest­en Berg der Schweiz.
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FOTO: DPA Eine Darstellun­g der japanische­n Raumsonde „Hayabusa 2“.

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