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Japanische Sonde wirft Asteroiden-Probe in Australien ab
Sechs Jahre lang war „Hayabusa 2“im All unterwegs. Jetzt soll sie wertvolle Informationen über den Ursprung unseres Sonnensystems liefern.
SYDNEY Fünf Milliarden Kilometer hat die japanische Raumsonde „Hayabusa 2“in sechs Jahren im All zurückgelegt. Am Wochenende lieferte sie nun plangemäß Proben von einem Asteroiden auf der Erde ab. Die Kapsel mit den Proben wurde in rund 220.000 Kilometern Entfernung von der Sonde getrennt, ein Feuerball am Himmel über Südaustralien kündigte die besondere Fracht schließlich an. Als die Kapsel mit ihren wertvollen Asteroiden-Proben der Erdoberfläche näherkam, verlöschten die Flammen schließlich. In etwa zehn Kilometern Höhe öffnete sich dann ein Fallschirm und bremste den rasanten Fall Richtung Erde ab.
Als die Kapsel am frühen Sonntagmorgen schließlich in der Nähe von Woomera in Südaustralien ins einsame Outback stürzte, wurde sie von Wissenschaftlern aus Japan und Australien sehnsüchtig erwartet. Denn nachdem eine erste Sonde bereits einen kleineren erdnahen Asteroiden besucht hatte, bringt das Nachfolgemodell nun Proben von dem fernen, 4,6 Milliarden Jahre alten Asteroiden Ryugu.
Diese waren im vergangenen Jahr in mehreren aufwändigen Aktionen von der Sonde eingesammelt worden. Einmal war die Sonde dafür auf dem Asteroiden gelandet und hatte eine Kugel in den Boden geschossen, um möglichst viel Staub aufzuwirbeln. Zwei Monate später sprengte sie dann sogar einen Krater in den Kleinplaneten. Ein Hubschrauber spürte die abgeworfene Kapsel mit ihren Proben schließlich rund 500 Kilometer nördlich von Adelaide auf – nach einer Durchführung und Landung wie aus dem
Bilderbuch. Die Proben könnten der Wissenschaft nun verraten, wie sich Leben auf unserer Erde gebildet hat, wie sich das Sonnensystem formte und woher die Elemente wie beispielsweise Wasser kamen, sagte die japanische Raumfahrtagentur Japan Aerospace Exploration Agency (Jaxa) in einer Erklärung.
„Der heutige Tag ist ein historisches Ereignis“, schrieb der schweizerisch-US-amerikanische Astrophysiker Thomas Zurbuchen auf Twitter. Zurbuchen, der Wissenschaftsdirektor der Nasa ist, bezeichnete die Proben vom Asteroiden Ryugu als wertvoll. Er gratulierte Japan, das damit als erste Nation gleich zweimal eine erfolgreiche Asteroiden-Bergungsmission durchgeführt habe, wie der Wissenschaftler betonte. Auch der japanische Astronaut Soichi Noguchi verfolgte das Manöver von der
Internationalen Raumstation (ISS) aus, wo Noguchi sich derzeit aufhält. „Gerade entdeckt #hayabusa2 von #ISS!“, schrieb der Japaner auf Twitter. Die australische Raumfahrtagentur sagte, die Kapsel sei mit einer Geschwindigkeit von rund zwölf Kilometern pro Sekunde in die Atmosphäre der Erde eingedrungen und sei damit eines der schnellsten von Menschen gebauten Objekte, die je in der Atmosphäre der Erde geflogen seien.
Die Astrophysikerin Lisa Harvey-Smith nannte die Landung beim australischen Sender ABC eine „erstaunliche technologische Leistung“. „Es ist nicht immer gut, wenn Brocken aus dem Weltraum auf die Erde fallen“, sagte die Forscherin. Dies sei aber zum Glück eine sehr kontrollierte Landung gewesen. Harvey-Smith nannte die gesamte Aktion „sehr clever“, denn schließlich sei es der Sonde gelungen, wieder vom Asteroiden abzuheben und auf einer komplizierten Flugbahn zur Erde zurückzukehren.
„Hayabusa 2“war 2014 vom japanischen Raumfahrtzentrum Tanegashima aus gestartet. Vier Jahre war die Sonde im All unterwegs gewesen, bevor sie auf dem entfernten Asteroiden Ryugu gelandet war. Auf dem Himmelskörper sammelte sie etwa ein Gramm Material ein. „Ein Gramm mag sich für einige sehr wenig anhören, aber für Experten reicht ein Gramm aus, um die wissenschaftlichen Fragen zu beantworten, auf die wir uns Antworten erhoffen“, sagte Masaki Fugimoto von der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa. Diese Fragen drehen sich vor allem um den Ursprung unseres Sonnensystems.
Für „Hayabusa 2“ist die spektakuläre Aktion übrigens nicht das Ende der Mission. Nachdem die Sonde die Kapsel mit den Proben über der Erde abgeworfen hat, reist sie nun weiter zu einem kleinen Asteroiden namens 1998KY26. Bis sie ihr neues Ziel erreicht hat, werden aber wohl weitere zehn Jahre vergehen.