Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Polizei verweist Hooligans der Corona-Demo
Die Stimmung bei der „Querdenken“-Kundgebung mit 1200 Teilnehmern war angespannt. Auch der Gegenprotest war groß.
DÜSSELDORF Eine Gruppe Hooligans hat sich am Sonntag unter die Corona-Demonstration der Gruppe „Querdenken 211“in Düsseldorf gemischt. Im Rheinpark in Golzheim versammelten sich Schätzungen zufolge 1200 Menschen, um gegen die Corona-Maßnahmen der Politik zu protestieren.
Die Hooligans und Rechtsextremen trugen Banner der „Hooligans gegen Salafisten“(Hogesa) bei sich, gaben sich als Anhänger der rechtsextremen „Bruderschaft Deutschland“zu erkennen und traten teilweise nicht mit Maske, sondern vollständig vermummt mit Sturmhaube auf. Teilnehmer hielten auch ein Banner mit dem Wehrmachts-Spruch „Klagt nicht, kämpft“in die Höhe.
Hogesa hatte zuvor in sozialen Medien für die Teilnahme an der Versammlung geworben. Die Polizei war mit einem entsprechend großen Aufgebot präsent. Ein Hubschrauber kreiste am Himmel, eine Reiterstaffel war vor Ort, Wasserwerfer standen bereit, kamen aber nicht zum Einsatz.
Unter den „Querdenken“-Demonstranten sorgte die Anwesenheit der Hooligans teilweise für Verunsicherung. Mehrfach sprachen Teilnehmer die Polizisten auf die offenkundig Rechtsextremen an und äußerten ihre Angst vor Ausschreitungen. Der Polizei zufolge kam es zu einigen kleineren Zwischenfällen. So wurde etwa vor der Rede von „Querdenken“-Gründer Michael Ballweg vor der Bühne ein Mann, der ein rechtsextremistisches Plakat hochgehalten hatte, von Polizisten überwältigt und abgeführt.
Michael Schele, Anmelder der Kundgebung, kritisierte die Strategie der Polizei zwischenzeitlich. Die Beamten täten nicht genug dafür, die Hooligans von den anderen Demonstranten fernzuhalten. Er forderte ein, die Gruppe von der Versammlung auszuschließen. Schließlich sammelten sich die geschätzt 80 Hogesa-Anhänger in einer Traube auf der Wiese, wurden von Polizisten eingekesselt und der Demonstration verwiesen. Begleitet von Dutzenden Polizisten bewegten sich die Hooligans zur Haltestelle Golzheimer Platz und stiegen in die Straßenbahn Richtung Hauptbahnhof.
Doch auch auf der Bühne kam es zu fragwürdigen Szenen. So verglich ein Redner die Corona-Krise mit dem Jahr 1933. Ein anderer Redner behauptete, Bewegung an der frischen Luft und gesundes
Essen reichten, um sich gegen die Pandemie zu schützen. Ein Musiker sprach sich in einem Lied gegen das Impfen von Kindern aus. Gleichzeitig hielten Demonstranten Plakate mit Friedenstauben und Herzchen-Luftballons in die Höhe.
In den vergangenen Tagen war eine Diskussion entbrannt, ob die „Querdenken“-Bewegung vom Verfassungsschutz beobachtet werden sollte, berichtete die Deutsche Presse-Agentur. Zuvor waren Hinweise auf eine Radikalisierung und Unterwanderung durch Extremisten aufgetaucht.
Insgesamt waren in der Stadt zehn Versammlungen angemeldet, neun davon hatten mit der Corona-Pandemie zu tun. Die angekündigte Teilnahme der Hogesa hatte auch zu einem großen Gegenprotest geführt. Das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“hatte mehrere Versammlungen angemeldet und zunächst zu einer Kundgebung am Grabbeplatz aufgerufen, wo etwa 800 Menschen zusammenkamen. Später zogen die Demonstranten weiter zur Reuter-Kaserne. Unterstützt wurde diese Demonstration vom Düsseldorfer Appell, einem Bündnis von Kirchen, Gewerkschaften und Parteien. Der Düsseldorfer Stadtsuperintendent Heinrich Fucks mahnte in seinem Redebeitrag einen demokratisch verantwortungsvollen Umgang mit der Krise an. „Dazu passt es nicht, die Krise zu leugnen, zu verharmlosen
und sich mit der extremen Rechten gemein zu machen“, sagte Fucks.
Nach Polizeiangaben verliefen die Demonstrationen ansonsten friedlich und ohne gravierenden Verstöße gegen die Maskenpflicht und Abstandsregeln. Während der Kundgebungen kam es auch zu Verkehrsbeeinträchtigungen. Zwischenzeitlich waren der Rheinufertunnel, das Joseph-Beuys-Ufer und die Cecilienallee gesperrt.