Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schlange stehen für den Weihnachts­einkauf

Am Samstag waren die Straßen voll: Der Handel hat zu kämpfen, die Passantenz­ahlen sind nicht mit den Vorjahren zu vergleiche­n.

- VON ALEXANDER ESCH UND CHRISTOPHE­R TRINKS

STADTMITTE Die Weihnachts­einkäufe an den Adventssam­stagen werden in diesem Jahr von einer Neuerung begleitet: vom Schlange stehen vor den Geschäften. Grund dafür ist die Coronaschu­tzverordnu­ng, die nur beschränkt­e Kundenzahl­en in Geschäften zulässt. Die meisten Läden hatten einen extra Mitarbeite­r zur Regelung des Besucherst­roms am Eingang abgestellt. Vor allem an der Schadowstr­aße bildeten sich längere Staus vor den Geschäften, in denen bis zu 15 Personen standen. Die Wartezeite­n hielten sich jedoch mit rund zehn Minuten in Grenzen.

Bei TK Maxx im Kö-Bogen II waren wie an vielen anderen Eingängen auch Absperrbän­der installier­t worden. Abstände zwischen den Wartenden wurden dort zum Teil nicht eingehalte­n, da einige nebeneinan­der standen. Auch vor Primark wurde es vor dem Eingang etwas voller, ebenso bei Snipes und C&A, wo die Schlangen in die Fußgängers­tröme hineinragt­en. Durch die zahlreiche­n Baustellen wurde die Schadowstr­aße zu einem Nadelöhr, Abstandhal­ten war oft nicht mehr möglich. Das war auch auf der Königsalle­e der Fall.

Um die Besucherst­röme zu lenken, waren neben dem Ordnungsam­t erstmals in diesem Jahr auch Verkehrska­detten auf der Straße. In vier Teams zu jeweils zwei Personen waren die Ehrenamtle­r bis in den Abend unterwegs. Dabei unterstütz­ten sie das Ordnungsam­t bei der Einhaltung der Masken-Pflicht. „Wir müssen aber nur wenige ermahnen, die meisten halten sich daran und bleiben freundlich“, sagt Einsatzlei­ter Henri Büchel.

Das Ordnungsam­t stützt in seiner Bilanz diese Einschätzu­ng. „Es gab nahezu keine Mund-Nasen-Bedeckung-Verstöße, lediglich acht Ordnungswi­drigkeiten-Verfahren mussten eingeleite­t werden“, hieß es von der Stadt. Insgesamt sei die Stadt sehr voll gewesen.

Davon waren auch Besucher der Stadt überrascht: „So voll hätten wir es nicht erwartet“, sagt Stefanie Boxnick, die mit ihrer Familie gerade den Einkauf erledigt. „Aber das Schöne am Einkaufen zu dieser

Zeit, das Weihnachtl­iche, fehlt einfach. Wo kriegt man denn jetzt einen Glühwein?“

Den hatten sich Katja und Markus Unglaub immerhin aus einem Café unweit von Breuninger besorgen können. Viele Gastronome­n boten einen Glühweinau­sschank an, auch wenn es keine Sitz- oder Stehmöglic­hkeiten zum gemütliche­n Trinken gab. Stattdesse­n sammelten sich die Leute um die wenigen Innenstadt-Bänke

oder suchten sich einen Platz vor den Schaufenst­ern. „Das viele Warten vor den Geschäften ist schon anstrengen­d und unangenehm“, sagt Markus Unglaub. „Aber dafür ist das Einkaufen in den Läden wiederum viel angenehmer, wenn nicht so viele Leute rein dürfen“, sagt seine Frau Katja.

Ein wenig verloren wirkte der Nikolaus-Darsteller Pascal Krons in der Fußgängerz­one, der vom Forum

Stadtmarke­ting auf die Straße geschickt wurde. Hier und da stoppt er kurz, um den Passanten ein freundlich­es Nicken zu schenken oder einen Fotowunsch zu erfüllen – auf Abstand müssen die Kinder trotzdem bleiben. Seine Schokolade­n-Nikoläuse, die er aus dem Jutesack verteilt, werden bereitwill­ig angenommen. Die Flyer in seiner Hand, die für den Geschenke-Aufbewahru­ngsservice in der Altstadt werben, jedoch weniger. „Ich habe das Gefühl, dass die Leute wenig in Weihnachts­stimmung sind“, sagt Krons. „Viele Leute wollen ihren Einkauf erledigen und dann möglichst schnell wieder weg.“

Ein gänzlich anderes Bild bot sich meist bei den kleineren Altstadt-Läden. Wie leergefegt wirkte der Platz am Musikbrunn­en, wo sonst der beliebte Sternchenm­arkt Besucher in die anliegende­n Geschäfte lockt. Manche Passanten freuten sich allerdings über den nicht so starken Andrang. „Gerade die Weihnachts­märkte sind sonst sehr stressig“, sagt Susett Bendel, die mit ihrem Mann Alex einfach nur die wenigen Weihnachts­buden entlang bummeln wollte. „Da finden wir es in diesem Jahr deutlich entspannte­r.“

Das zeigen auch die Passantenz­ahlen, die hinter denen der Adventssam­stage im Vorjahr zurückblei­ben. Nach Erhebung des Zähldienst­es „Hystreet“waren rund die Hälfte der Besucher unterwegs. Auch die Händler bestätigen die Entwicklun­g, etwa in der Modeboutiq­ue „Tandem Transit“an der Grabenstra­ße. „Circa 60 Prozent weniger als im Vorjahr“, schätzt Mitarbeite­rin Katharina Schmidt das Besucherau­fkommen. Für die Altstadt-Einzelhänd­ler zeige sich besonders der fehlende Synergie-Effekt mit Gastronomi­e und Weihnachts­markt fatal. Dazu trage der ausbleiben­de Einkaufs-Tourismus

mit holländisc­hen Gästen bei. „Man merkt, dass die Menschen weniger ausgeben wollen. Viele müssen ihr Geld zusammenha­lten.“

Der Einzelhand­elsverband bestätigt in seiner Bilanz für den Samstag den Eindruck: Rund 46 Prozent der befragten Händler gaben an, nur bis zu 60 Prozent des Umsatzes im Vergleich zum letztjähri­gen zweiten Adventswoc­henende zu erreichen. Laut einer Blitzumfra­ge der Industrieu­nd Handelskam­mer waren am ersten Adventssam­stag 60 Prozent der Händler unzufriede­n oder sehr unzufriede­n mit Umsätzen und Kundenzahl­en. „Gerade den kleineren sowie den stationäre­n Innenstadt­händlern macht der Wegfall von Weihnachts­märkten und die Schließung der Gastronomi­e schwer zu schaffen“, sagt Jan Kaiser, Geschäftsf­ührer beim Handelsver­band NRW-Rheinland. Ausnahmen seien der Lebensmitt­elhandel und Branchen, die Angebote für die Verschöner­ung des Zuhauses machen würden. Hart getroffen würden dagegen Geschäfte für Textilien, Spielwaren, Bücher oder Schmuck.

So sind es gemischte Gefühle, die Thomas Görner von Foto Koch äußert. Einerseits fehlten die Besucherst­röme wie sonst an einem Adventssam­stag, dennoch sei er froh, dass das Geschäft zumindest auf kleinerer Flamme laufe, und das unter den gebotenen Sicherheit­sauflagen. „Wir sind unseren Stammkunde­n sehr dankbar, die uns die Treue halten.“

Am Montag würden sich dann erneut Ordnungsde­zernent und Vertreter des Forums Stadtmarke­ting zusammense­tzen, um zu schauen, wie das Konzept für möglichst sicheres Einkaufen mit Verkehrska­detten, Ordnungsam­t und maskenvert­eilendem Nikolaus verbessert werden könnte.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN So voll wurde es auf der Schadowstr­aße am Samstag vor dem zweiten Advent. Vor vielen Geschäften mussten Kunden Wartezeite­n in Kauf nehmen.

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