Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Schlange stehen für den Weihnachtseinkauf
Am Samstag waren die Straßen voll: Der Handel hat zu kämpfen, die Passantenzahlen sind nicht mit den Vorjahren zu vergleichen.
STADTMITTE Die Weihnachtseinkäufe an den Adventssamstagen werden in diesem Jahr von einer Neuerung begleitet: vom Schlange stehen vor den Geschäften. Grund dafür ist die Coronaschutzverordnung, die nur beschränkte Kundenzahlen in Geschäften zulässt. Die meisten Läden hatten einen extra Mitarbeiter zur Regelung des Besucherstroms am Eingang abgestellt. Vor allem an der Schadowstraße bildeten sich längere Staus vor den Geschäften, in denen bis zu 15 Personen standen. Die Wartezeiten hielten sich jedoch mit rund zehn Minuten in Grenzen.
Bei TK Maxx im Kö-Bogen II waren wie an vielen anderen Eingängen auch Absperrbänder installiert worden. Abstände zwischen den Wartenden wurden dort zum Teil nicht eingehalten, da einige nebeneinander standen. Auch vor Primark wurde es vor dem Eingang etwas voller, ebenso bei Snipes und C&A, wo die Schlangen in die Fußgängerströme hineinragten. Durch die zahlreichen Baustellen wurde die Schadowstraße zu einem Nadelöhr, Abstandhalten war oft nicht mehr möglich. Das war auch auf der Königsallee der Fall.
Um die Besucherströme zu lenken, waren neben dem Ordnungsamt erstmals in diesem Jahr auch Verkehrskadetten auf der Straße. In vier Teams zu jeweils zwei Personen waren die Ehrenamtler bis in den Abend unterwegs. Dabei unterstützten sie das Ordnungsamt bei der Einhaltung der Masken-Pflicht. „Wir müssen aber nur wenige ermahnen, die meisten halten sich daran und bleiben freundlich“, sagt Einsatzleiter Henri Büchel.
Das Ordnungsamt stützt in seiner Bilanz diese Einschätzung. „Es gab nahezu keine Mund-Nasen-Bedeckung-Verstöße, lediglich acht Ordnungswidrigkeiten-Verfahren mussten eingeleitet werden“, hieß es von der Stadt. Insgesamt sei die Stadt sehr voll gewesen.
Davon waren auch Besucher der Stadt überrascht: „So voll hätten wir es nicht erwartet“, sagt Stefanie Boxnick, die mit ihrer Familie gerade den Einkauf erledigt. „Aber das Schöne am Einkaufen zu dieser
Zeit, das Weihnachtliche, fehlt einfach. Wo kriegt man denn jetzt einen Glühwein?“
Den hatten sich Katja und Markus Unglaub immerhin aus einem Café unweit von Breuninger besorgen können. Viele Gastronomen boten einen Glühweinausschank an, auch wenn es keine Sitz- oder Stehmöglichkeiten zum gemütlichen Trinken gab. Stattdessen sammelten sich die Leute um die wenigen Innenstadt-Bänke
oder suchten sich einen Platz vor den Schaufenstern. „Das viele Warten vor den Geschäften ist schon anstrengend und unangenehm“, sagt Markus Unglaub. „Aber dafür ist das Einkaufen in den Läden wiederum viel angenehmer, wenn nicht so viele Leute rein dürfen“, sagt seine Frau Katja.
Ein wenig verloren wirkte der Nikolaus-Darsteller Pascal Krons in der Fußgängerzone, der vom Forum
Stadtmarketing auf die Straße geschickt wurde. Hier und da stoppt er kurz, um den Passanten ein freundliches Nicken zu schenken oder einen Fotowunsch zu erfüllen – auf Abstand müssen die Kinder trotzdem bleiben. Seine Schokoladen-Nikoläuse, die er aus dem Jutesack verteilt, werden bereitwillig angenommen. Die Flyer in seiner Hand, die für den Geschenke-Aufbewahrungsservice in der Altstadt werben, jedoch weniger. „Ich habe das Gefühl, dass die Leute wenig in Weihnachtsstimmung sind“, sagt Krons. „Viele Leute wollen ihren Einkauf erledigen und dann möglichst schnell wieder weg.“
Ein gänzlich anderes Bild bot sich meist bei den kleineren Altstadt-Läden. Wie leergefegt wirkte der Platz am Musikbrunnen, wo sonst der beliebte Sternchenmarkt Besucher in die anliegenden Geschäfte lockt. Manche Passanten freuten sich allerdings über den nicht so starken Andrang. „Gerade die Weihnachtsmärkte sind sonst sehr stressig“, sagt Susett Bendel, die mit ihrem Mann Alex einfach nur die wenigen Weihnachtsbuden entlang bummeln wollte. „Da finden wir es in diesem Jahr deutlich entspannter.“
Das zeigen auch die Passantenzahlen, die hinter denen der Adventssamstage im Vorjahr zurückbleiben. Nach Erhebung des Zähldienstes „Hystreet“waren rund die Hälfte der Besucher unterwegs. Auch die Händler bestätigen die Entwicklung, etwa in der Modeboutique „Tandem Transit“an der Grabenstraße. „Circa 60 Prozent weniger als im Vorjahr“, schätzt Mitarbeiterin Katharina Schmidt das Besucheraufkommen. Für die Altstadt-Einzelhändler zeige sich besonders der fehlende Synergie-Effekt mit Gastronomie und Weihnachtsmarkt fatal. Dazu trage der ausbleibende Einkaufs-Tourismus
mit holländischen Gästen bei. „Man merkt, dass die Menschen weniger ausgeben wollen. Viele müssen ihr Geld zusammenhalten.“
Der Einzelhandelsverband bestätigt in seiner Bilanz für den Samstag den Eindruck: Rund 46 Prozent der befragten Händler gaben an, nur bis zu 60 Prozent des Umsatzes im Vergleich zum letztjährigen zweiten Adventswochenende zu erreichen. Laut einer Blitzumfrage der Industrieund Handelskammer waren am ersten Adventssamstag 60 Prozent der Händler unzufrieden oder sehr unzufrieden mit Umsätzen und Kundenzahlen. „Gerade den kleineren sowie den stationären Innenstadthändlern macht der Wegfall von Weihnachtsmärkten und die Schließung der Gastronomie schwer zu schaffen“, sagt Jan Kaiser, Geschäftsführer beim Handelsverband NRW-Rheinland. Ausnahmen seien der Lebensmittelhandel und Branchen, die Angebote für die Verschönerung des Zuhauses machen würden. Hart getroffen würden dagegen Geschäfte für Textilien, Spielwaren, Bücher oder Schmuck.
So sind es gemischte Gefühle, die Thomas Görner von Foto Koch äußert. Einerseits fehlten die Besucherströme wie sonst an einem Adventssamstag, dennoch sei er froh, dass das Geschäft zumindest auf kleinerer Flamme laufe, und das unter den gebotenen Sicherheitsauflagen. „Wir sind unseren Stammkunden sehr dankbar, die uns die Treue halten.“
Am Montag würden sich dann erneut Ordnungsdezernent und Vertreter des Forums Stadtmarketing zusammensetzen, um zu schauen, wie das Konzept für möglichst sicheres Einkaufen mit Verkehrskadetten, Ordnungsamt und maskenverteilendem Nikolaus verbessert werden könnte.