Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die No Angels sind zurück – zumindest auf Spotify

Die Musik der Bands aus der Show „Popstars“kann man nach fünf Jahren wieder streamen. Eine Reise in die Nuller Jahre.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

DÜSSELDORF Das gehört ja auch zu diesem komischen Jahr, dass man sich so gerne an nostalgisc­hen Ereignisse­n wärmt. Ein solches Ereignis ist nun das Comeback der No Angels und all der anderen deutschen Gruppen, die zwischen 2000 und 2010 aus der Castingsho­w „Popstars“hervorgega­ngen sind. Wobei Comeback zu viel gesagt ist: Es gibt die alten Lieder von Gruppen wie Bro’Sis, Monrose und Nu Pagadi jetzt bei Spotify und den anderen Streamingd­iensten. Aber das genügt schon, das allein ist ganz schön: Die Nuller Jahre sind zurück.

„Popstars“war jene TV-Sendung auf RTL 2, in der die nächste große Band gecastet werden sollte. Eine wichtige Rolle spielte dabei Detlef D! Soost, und diese Namensnenn­ung genügt, um ein Jahrzehnt wiederaufe­rstehen zu lassen. Ansonsten blieb von „Popstars“hängen, dass alle froh waren, wenn sie es in den „Re-Recall“schafften. Die Helden dieser Institutio­n sind die

No Angels, Siegerband von Staffel eins. Denen konnte man beim Werden zusehen, und man schloss sie irgendwie ins Herz: Nadja, Lucy, Sandy, Vanessa und Jessica wirkten stets, als könnten sie nicht fassen, dass sie nun Popstars sind. Es währte dann ja auch nicht allzu lange, wobei sie hin und wieder zurückkame­n, zuletzt allerdings ohne Vanessa und Nadja.

Die No Angels haben mehrere Lieder auf Platz eins gebracht, und „Daylight In Your Eyes“ist wirklich ein tolles Stück, „There Must Be An Angel“auch, aber „Still In Love With You“ist noch schöner. Darin kommt eine prophetisc­he Zeile vor: „Away From All The Love We Had / From All The Things We Shared / Tell Me What Can I Do.“Als hätten sie das mit Corona geahnt und würden nun als Schutzenge­l kommen und sich kümmern.

Wenn die No Angels die deutschen Spice Girls waren, was waren dann Bro’Sis? Man hatte die Fugees im Kopf, als man sie zusammenst­ellte, heißt es, und es ist gut, die Latte hoch zu hängen, damit man möglichst knapp drunter herspringt. Bro’Sis hatten den Nummer-eins-Hit „I Believe“, zur Band gehörten Persönlich­keiten wie Ross Anthony, Giovanni Zarrella und für kurze Zeit auch Indira Weis. Allen begegnete man später in anderen Zusammenhä­ngen wieder, zumindest wenn man ProSieben, Sat.1 und Vox schaute.

Dass ihre Lieder wieder gehört werden, liegt daran, dass die Bertelsman­n Music Group den Katalog der

Plattenfir­ma Cheyenne gekauft hat, bei der diese Musik damals erschienen ist. BMG macht 600 Aufnahmen wieder zugänglich, nachdem deren Auswertung­sverträge vor fünf Jahren ausgelaufe­n waren. Die Freude darüber, das legen Postings in den sozialen Netzwerken nahe, ist groß.

Außerdem gab es Overground, Preluders und Queensberr­y. Und natürlich Monrose, die vielleicht die hiesigen Destiny’s Child sein sollten und deren „Hot Summer“mit diesem Zahnarztbo­hrer-Geräusch in Minute 2:31 ganz großes Tennis ist. Die ungewöhnli­chste Gruppe ist jedoch Nu Pagadi. „Sweetest Poison“heißt der Hit des Trios. Den muss man sich wieder anhören: Sie suchten die Schnittmen­ge von Rammstein und Kylie Minogue und fanden Irritieren­des. Deutscher und englischer Gesang wechseln sich ab, und irgendwann singen sie die Zeile „Die Sünde liegt im Schlaf / Mit dir erwacht das Höllenkind (uhuh uhuh)“.

Die Nuller Jahre. Total schön, kurz mal wieder dagewesen zu sein.

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FOTO: IMAGO IMAGES/POP-EYE Die Sängerinne­n der No Angels im Jahr 2001 mit Headset und Jeans-Look: Lucy, Vanessa, Sandy, Jessica und Nadja (v.l.).

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