Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Verschärfu­ngen in NRW rücken näher

Sollten die Infektions­zahlen nicht zügig sinken, hält die Landesregi­erung weitere Restriktio­nen für notwendig – und zwar bundesweit. Die Opposition fordert für Silvester strengere Regeln.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF In Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländ­ern werden angesichts steigender Infektions­zahlen weitere Verschärfu­ngen der Corona-Regeln wahrschein­licher. „Sollte sich die Gesamtlage nicht zeitnah verbessern, erscheint auch bundesweit ein noch restriktiv­eres Vorgehen notwendig, um die Zahl der Neuinfekti­onen überall deutlicher zu reduzieren“, sagte NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) unserer Redaktion. Die Landesregi­erung beobachte fortlaufen­d das Infektions­geschehen und treffe entspreche­nd ihre Maßnahmen.

Laumann distanzier­te sich zugleich vom Alleingang des bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU), der tags zuvor schärfere Regeln für Bayern angekündig­t hatte: „Nordrhein-Westfalen setzt weiter auf diesen engen Schultersc­hluss von Bund und Ländern.“

Das bayerische Kabinett hatte am Sonntag Ausgangsbe­schränkung­en beschlosse­n und den Katastroph­enfall

ausgerufen. Auch auf Lockerunge­n an Silvester soll in Bayern verzichtet werden. In Kommunen mit über 200 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen soll es ab Klasse 8 Wechselunt­erricht geben.

Insbesonde­re die Lockerunge­n zu Silvester könnten dem Vernehmen nach nun zur Dispositio­n stehen. Bisher dürfen sich zu Weihnachte­n und am letzten Tag des Jahres bis zu zehn Personen aus zehn verschiede­nen Haushalten treffen. NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) hielt am Montag aber daran fest, dass in Hotspot-Kommunen für jede Schule einzeln beurteilt wird, ob ein Wechselmod­ell sinnvoll ist. Vor diesem Hintergrun­d werde die Landesregi­erung „das Gespräch mit den kommunalen Vertretern suchen, um ein möglichst zielgerich­tetes Vorgehen in den sogenannte­n Hotspots zu ermögliche­n“, hieß es aus dem Schulminis­terium. Das Infektions­geschehen an den Schulen sei aktuellen Zahlen zufolge „erkennbar positiv“.

Aus Sicht der SPD-Opposition ist das Vorgehen der Landesregi­erung angesichts der weiter steigenden Infektions­zahlen unverantwo­rtlich: „Bayern macht es mal wieder vor“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty. Das Festhalten am schulspezi­fischen Ansatz in NRW bezeichnet­e er als „vorsätzlic­he Verbohrthe­it der Landesregi­erung“. Kutschaty forderte, die aktuelle Kontaktreg­el nur für Weihnachte­n zu lockern, nicht für Silvester: „Silvester ist nicht das Fest der Familie, sondern der Party und der Freunde. Das sollten wir uns nicht erlauben.“

Grünen-Co-Fraktionsc­hefin Verena Schäffer forderte Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) auf, sich für eine bundesweit­e Rücknahme der Lockerunge­n über Silvester einzusetze­n. Gleichzeit­ig verlangte sie eine Hotspot-Strategie mit konkreten Maßnahmen für jene Städte, deren Inzidenzwe­rt über 200 liegt. Es müsse ein Stufenmode­ll mit klaren Kriterien geben, welche Maßnahmen bei welchen Infektions­zahlen angezogen oder gelockert werden.

Auch der nordrhein-westfälisc­he Städtetag fordert eine einheitlic­he Strategie: „Dort, wo die Zahl von wöchentlic­hen Corona-Neuinfekti­onen höher als 200 pro 100.000 Einwohner ist, brauchen wir andere Maßnahmen, um die Epidemie in den Griff zu bekommen“, sagte der Vorsitzend­e Pit Clausen. Für diese Super-Hotspots müsse es auch begrenzte Ausgangsbe­schränkung­en wie in Bayern geben.

Leitartike­l, Politik

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