Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Jetzt braucht es schärfere Regeln

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Die Infektions­zahlen entwickeln sich wieder in die falsche Richtung – in Bayern, in Baden-Württember­g, in Nordrhein-Westfalen und in vielen anderen Bundesländ­ern. Seit vielen Wochen schon kämpfen Ärzte und Pfleger um das Leben ihrer Patienten auf den Intensivst­ationen. Partiell kommt es schon zu Kündigunge­n, weil die Belastunge­n zu groß werden.

Angesichts dieser Entwicklun­gen ist kaum vorstellba­r, dass gleichzeit­ig am Silvestera­bend Zehnergrup­pen mit Menschen aus bis zu zehn Haushalten durch die Nacht ziehen und feuchtfröh­lich das neue Jahr begrüßen dürfen. Lange Zeit galt der Umgang Deutschlan­ds mit der Pandemie internatio­nal als vorbildlic­h. Das ist vorbei: Nachbarlän­der wie Belgien tadeln die deutschen Maßnahmen inzwischen als zu lasch. Ein Grund mag darin liegen, dass hierzuland­e vielfach die Überzeugun­g vorherrsch­t, strengere Corona-Regeln würden der Wirtschaft schaden. Doch es ist gerade umgekehrt: Langfristi­g leidet die Wirtschaft jener Länder am meisten, die der unkontroll­ierten Ausbreitun­g des Virus nur wenig entgegense­tzen.

In Frankreich zum Beispiel hatte Staatspräs­ident Emmanuel Macron zuletzt eine harte Ausgangssp­erre verhängt. Nur die Schulen blieben geöffnet, Geschäfte und Gastronomi­e dagegen mussten schließen. Die Infektions­zahlen sanken, so dass der Handel pünktlich zum Weihnachts­geschäft nun wieder öffnen konnte – mit großem Zulauf. In Deutschlan­d hingegen klagen Händler über schleppend­e Geschäfte in der Vorweihnac­htszeit. Wenn aber die Ziele der Pandemiebe­kämpfung – die Eindämmung des Virus bei geringstmö­glichem wirtschaft­lichem und gesellscha­ftlichem Schaden – nicht erreicht werden, dann ist es höchste Zeit, die Regeln nachzuschä­rfen. Auch in Nordrhein-Westfalen.

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