Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Nur der Kahlschlag erlaubt die Rettung

- VON ANTJE HÖNING

Die Lufthansa, das war einmal eine nationale Institutio­n. Sie wurde groß, als das Fliegen noch eine elitäre Angelegenh­eit war, und sie schaffte es auch, eine Antwort auf laute Billigflie­ger wie Ryanair zu finden. Wer bei der Lufthansa Pilot oder Stewardess war, genoss in der Branche einen guten Ruf und hatte zudem finanziell ausgesorgt. Nun steckt die Airline in der tiefsten Krise ihrer Geschichte, und der deutsche Staat muss das Unternehme­n mit Milliarden retten. Zugleich verkündet die Fluggesell­schaft den Abbau von 29.000 Stellen bis Jahresende. Geht das zusammen? Ja, das muss – anders als manche SPD-Politiker oder Gewerkscha­fter meinen – sogar zusammenge­hen.

Ordnungspo­litisch ist es ein Sündenfall, wenn der Staat bei einem Unternehme­n einsteigt, weil dieses aus eigener Kraft nicht überleben kann. Wettbewerb gehört zur Marktwirts­chaft, und wer ein Geschäftsm­odell hat, das nicht mehr funktionie­rt, muss den Laden schließen. Allein in einer außergewöh­nlichen Situation wie der aktuellen Pandemie kann man einen Einstieg des Staats rechtferti­gen – wenn das Unternehme­n unverschul­det in die Krise geraten ist und wenn es für die Zeit nach der Krise ein tragfähige­s Geschäftsm­odell hat. Genau das schreibt auch die EU vor. Doch ein funktionie­rendes Geschäftsm­odell ist bei der Lufthansa mit ihrem Stellen- und Gehaltsgef­üge nicht mehr gegeben. Die Luftfahrt, das hat Lufthansa-Chef Spohr selbst gesagt, wird sich durch die Pandemie nachhaltig verändern. Ob die Geschäftsr­eisenden nach den guten Erfahrunge­n mit Homeoffice und Videokonfe­renzen jemals wieder in alter Stärke zurückkomm­en, ist fraglich. Die Lufthansa muss schrumpfen, um nach der Krise wieder alleine fliegen zu können. Der Job-Kahlschlag ist kein Hinderungs­grund für die Staatshilf­e, er ist Voraussetz­ung dafür.

BERICHT WIE SICH DIE LUFTHANSA SCHLANKSPA­RT, WIRTSCHAFT

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