Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Über 80-Jährige und Pflegekräf­te sollen zuerst geimpft werden

Die Ständige Impfkommis­sion hat Empfehlung­en für die Verabreich­ung der Corona-Vakzine vorgelegt, denn die Verfügbark­eit ist anfangs begrenzt.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Wer kommt bei der Corona-Impfung als Erstes an die Reihe? Die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) hat hierzu am Montag den Entwurf ihrer Empfehlung­en an die Länder versendet, der unserer Redaktion vorliegt. Danach sollen als erste Gruppe Bewohner von Seniorenun­d Pflegeheim­en, das in der stationäre­n und ambulanten Altenpfleg­e tätige Personal und Menschen über 80 Jahre geimpft werden. Ebenfalls zur ersten Gruppe zählt die Stiko das Personal in Krankenhäu­sern, das einem hohen Risiko ausgesetzt ist, wie Ärzte und Pfleger für Covid-19-Patienten, in der Notaufnahm­e und der Transplant­ationsmedi­zin. Die erste Gruppe umfasst 8,6 Millionen Menschen.

In einer zweiten Gruppe sollen dann die 75- bis 80-Jährigen geimpft werden sowie Personen mit Demenz oder geistiger Behinderun­g, die in Einrichtun­gen leben, ebenso wie das dort tätige Personal. Diese zweite Gruppe umfasst 6,7 Millionen Menschen.

In einer dritten Gruppen sieht die Stiko Menschen im Alter zwischen 70 und 75 Jahren, Menschen mit riskanten Vorerkrank­ungen wie

Diabetes und deren Kontaktper­sonen sowie Menschen, die Kontakt zu Schwangere­n haben. Zur dritten Gruppe zählt die Stiko auch Bewohner von Asylbewerb­er- und Obdachlose­n-Unterkünft­en sowie das Personal im öffentlich­en Gesundheit­sdienst. Diese Gruppe umfasst 5,5 Millionen Menschen.

In einer vierten Gruppe folgen dann Personen im Alter von 65 bis 70 Jahren, Lehrer und Erzieher sowie Personen mit prekären Arbeitsbed­ingungen wie Saisonkräf­te und Arbeiter in der Fleischind­ustrie. Hinzu kommen Vorerkrank­te mit moderatem Risiko. Diese Gruppe umfasst 6,9 Millionen Personen. In einer fünften Gruppe sind dann Personen zwischen 60 und 65 Jahren, „Personal in Schlüsselp­ositionen der Landesund Bundesregi­erungen“, wie es heißt, sowie Beschäftig­te bei Polizei, Feuerwehr, Müllabfuhr und anderer kritischer Infrastruk­tur an der Reihe. Diese Gruppe umfasst neun Millionen Menschen.

Nun haben Länder und medizinisc­he Fachgesell­schaften bis Donnerstag Zeit, ihre Meinung zu sagen. Dann legt das Bundesmini­sterium für Gesundheit per Rechtsvero­rdnung fest, wer zuerst an die Reihe kommt. Gesundheit­spolitiker Karl

Lauterbach (SPD) begrüßte die Empfehlung­en und betonte: „Bis März werden wir nur Impfstoff für fünf Millionen Menschen zur Verfügung haben, daher müssen wir priorisier­en.“Es sei richtig, zuerst die über 80-Jährigen, die zu Pflegenden und das medizinisc­he und pflegerisc­he Personal mit besonderem Risiko zu impfen. Er verteidigt­e, dass niedergela­ssene Ärzte nicht vorrangig geimpft werden sollen: „Niedergela­ssene Ärzte sind erst mal nicht an der Reihe, sie haben zum Glück auch kein deutlich erhöhtes Risiko.“

Aktuell prüft die europäisch­e Zulassungs­behörde den Antrag des

Unternehme­ns Biontech. „Es wird die Zulassung und Verfügbark­eit eines ersten Impfstoffs (BNT162b2 der Firma Biontech) in Europa Ende 2020 oder Anfang 2021 erwartet“, schreibt die Stiko. Jeder benötigt zwei Impfungen innerhalb von 21 Tagen. Wer bereits an Covid-19 erkrankt war, soll zunächst nicht geimpft werden.

Die klinische Studie hatte eine Wirksamkei­t von 95 Prozent ergeben. Noch offen ist, ob Geimpfte die Krankheit dennoch übertragen können. Deshalb sollen laut Stiko auch Geimpfte die Abstands- und Hygienereg­eln einhalten.

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