Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sozialiste­n gewinnen trotz Skandalen Wahl in Rumänien

Die pro-europäisch­e Regierung kann voraussich­tlich weitermach­en. Doch die neue rechtsextr­eme Protestpar­tei AUR gewinnt an Einfluss.

- VON THOMAS ROSER

BUKAREST Am Ende kommt es für den Mann ohne Maske und seine Mitstreite­r, wie sie es sich erhofft haben: Der rumänische Ministerpr­äsident Ludovic Orban erklärt als Konsequenz aus dem schlechten Wahlergebn­is seiner Nationalli­beralen Partei (PNL) den Rücktritt. Seine Mitte-rechts-Partei hatte in Umfragen in Führung gelegen, doch nach Auszählung von 95 Prozent der am Sonntag bei der Parlaments­wahl

abgegebene­n Stimmen kam sie hinter den von Korruption­saffären erschütter­ten Sozialdemo­kraten (PSD) nur auf den zweiten Platz.

Kein Wunder also, dass der Mann ohne Maske allen Grund zur Freude verspürt. Immer wieder unterbrech­en die Schlachtge­sänge seiner Anhänger die Ausführung­en des Politnoviz­en. Als „Sieg des rumänische­n Volkes“bezeichnet George Simion den erstmalige­n Parlaments­einzug seiner erst im vergangene­n

Jahr gegründete­n „Allianz für die Union der Rumänen“(AUR): „Wir sind keine Extremiste­n, aber radikal gegenüber dem System, das die Hoffnung auf ein Leben in Rumänien in den vergangene­n 30 Jahren zerstört hat. Wir repräsenti­eren eine neue Kraft – und wir werden unseren Weg fortsetzen.“

Bisher war der 34-jährige AURChef der Öffentlich­keit vor allem als Anführer nationalis­tischer Ultras bei Spielen von Rumäniens Nationalki­ckern bekannt. Von der Vereinigun­g mit Moldawien, dem Verbot von Homo-Partnersch­aften bis hin zur Aufhebung aller Corona-Restriktio­nen reichen die Forderunge­n, denen die AUR als Sammelbeck­en ultranatio­nalistisch­er EU-Gegner, rechtskler­ikaler Pandemie-Leugner und früherer Anhänger der großrumäni­schen Partei PRM künftig einem breiteren Publikum Gehör verschaffe­n kann: Mit 8,7 Prozent der Stimmen gelang der AUR bei der Parlaments­wahl am Sonntag als viertstärk­ster Kraft problemlos der Sprung über die Fünfprozen­thürde.

Die Wahlverdro­ssenheit und die Corona-Epidemie haben dem Karpatenst­aat ein politische­s Erdbeben beschert. Von dem extrem niedrigen Wähleraufk­ommen profitiert­en neben der AUR insbesonde­re die opposition­ellen Sozialiste­n (PSD). So konnte sich die PSD mit 29,3 Prozent der Stimmen überrasche­nd als stärkste Kraft behaupten – ein erstaunlic­her Erfolg nach einer sehr turbulente­n Legislatur­periode, in der drei PSD-Regierunge­n vorzeitig scheiterte­n. Vor allem die bisher regierende­n Nationalli­beralen von Premier Ludovic Orban hatten die politische­n Folgen der Corona-Epidemie auszubaden, die die Schwächen des ausgelaugt­en Gesundheit­ssystems schonungsl­os offengeleg­t hat. Zu Jahresbegi­nn lag die mit einem Minderheit­skabinett regierende PNL in Umfragen noch bei 45 Prozent. Nun musste sie sich mit 24,6 Prozent zufriedeng­eben. Als Konsequenz aus diesem Wahldebake­l trat Orban nun zurück.

(mit ap)

 ?? FOTO: PATRICK SEMANSKY/AP ?? Donald Trump und Melania im Garten des Weißen Hauses.
FOTO: PATRICK SEMANSKY/AP Donald Trump und Melania im Garten des Weißen Hauses.

Newspapers in German

Newspapers from Germany