Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Bayer steigt nach US-Zukauf in die Krebstherapie ein
Der Deal bringt Atara bis zu 670 Millionen Dollar ein.
FRANKFURT (rtr) Bayer verstärkt sich im Pharmageschäft durch eine Partnerschaft mit dem kalifornischen Biotechunternehmen Atara Biotherapeutics. „Diese Transaktion ist ein grundlegendes Element der neuen Zell- und Gentherapie-Strategie von Bayer“, sagte Wolfram Carius, Leiter der neuen Zell- und Gentherapie-Plattform bei Bayer, am Montag. Durch die Zusammenarbeit steigt der Konzern in den Breich der sogenannten CAR-T-Zell-Therapien ein und sichert sich unter anderem den Zugriff auf eine vielversprechende Krebs-Immuntherapie von Atara. Dem kalifornischen Unternehmen winken im Gegenzug Zahlungen von bis zu 670 Millionen Dollar von Bayer.
CAR-T-Zell-Therapien können dafür sorgen, dass körpereigene T-Zellen den Tumor als solchen erkennen. Ärzte entnehmen dem Patienten bei dieser Therapie T-Zellen des Immunsystems und verändern diese mit dem Ziel, dass sie die Krebszellen als feindlich erkennen, und verabreichen diese anschließend wieder dem Patienten. Auf diesem Gebiet forschen auch durch die Corona-Impfstoffentwicklung bekannt gewordene Unternehmen wie Novartis oder Johnson & Johnson. Zusammen wollen Bayer und Atara nun neuartige Therapien für schwer zu behandelnde Krebserkrankungen entwickeln.
Atara erhält von Bayer dafür zunächst eine Vorauszahlung von 60 Millionen Dollar und Meilensteinzahlungen von bis zu 610 Millionen Dollar beim Erreichen bestimmter Ziele. Hierzu gehören wichtige Zwischenschritte bei der Entwicklung, Zulassung und Vermarktung. Bayer hatte zuletzt eine Reihe von Deals zur dringend benötigten Stärkung seines Pharmageschäfts eingefädelt. Im Oktober hatte der Konzern die bis zu vier Milliarden Dollar schwere Übernahme der US-Biotechfirma Ask-Bio im lukrativen Gentherapie-Geschäft angekündigt. Dieser Deal ergänzt den Zukauf des US-Biotechunternehmens Blue Rock Therapeutics.
Der Leverkusener Konzern muss seine Pharma-Pipeline unter anderem deshalb stärken, weil die Patente seiner Kassenschlager in diesem Geschäftstszweig – der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmittel Eylea – Mitte dieses Jahrzehnts auslaufen. Dann drohen durch Konkurrenzprodukte erhebliche Umsatzeinbußen. Um dem entgegenzusteuern, hatte Bayer zuletzt besonderes Augenmerk auf Zellund Gentherapien gelegt; diese zählen derzeit zu den teuersten Arzneien der Welt.