Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ohne Vertrauen geht es nicht

-

Erstmal macht der Auftritt des Bundestrai­ners am Montag Hoffnung für die EM. Zumindest dann, wenn man die kämpferisc­he Einstellun­g von Joachim Löw als Maßstab nimmt. Gleich zu Beginn machte er deutlich, wie sehr die „Wut über die Niederlage gegen Spanien noch in ihm brodle“. Auf dem Podium saß ein alles andere als gleichgült­iger oder unmotivier­ter Bundestrai­ner. Für seine Verhältnis­se zeigte sich der 60-Jährige sogar fast angriffslu­stig. Die Kritik seit dem 0:6 gegen Spanien und der Umgang des DFB mit seiner Personalie hatte offenbar an ihm genagt. Und so beklagte er dann auch, dass Interna aus den Gesprächen mit dem DFB nach außen gedrungen seien und kritisiert­e den DFB für dessen aus seiner Sicht falsche Darstellun­g, er habe emotionale Distanz zu der Niederlage gebraucht.

Derart deutlich hat Löw den

DFB bisher noch nicht kritisiert. Zeugnis eines schwierige­n Verhältnis­ses, das neben dem sportliche­n Faktor ein Problem für die EM-Mission werden kann. Der Bundestrai­ner wünscht sich Vertrauen. Und ohne das wird es nicht gehen. Der Verband hat sich zu Löw bekannt, nun müssen Präsident Fritz Keller und seine Kollegen auch Löws viel zitierter „roter Linie“vertrauen. Wird die in den wenigen verbleiben­den Spielen bis zum Turnier immer wieder in Frage gestellt, muss das Team gar nicht erst antreten.

Löw muss es aber auch gelingen, dass die Spieler seinem Weg, an dem er trotz aller Kritik beharrlich festhält, vertrauen. Nur dann können die Spieler ihre Qualitäten auf den Platz bringen. Ein stures Festhalten an einer Linie schafft dieses Vertrauen nicht, wenn die Spieler die Linie nicht verstehen. Löw muss nun beweisen, dass er seine Linie gegebenenf­alls auch an das Team anpassen kann. Dass er auf die Qualität seiner Mannschaft vertraut, hat er am Montag mehr als deutlich gemacht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany