Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mini-Reform statt Revolution bei Geldvertei­lung

Die Fußball-Liga wird die Einnahmen aus der TV-Vermarktun­g künftig etwas gleichmäßi­ger unter den 36 Vereinen verteilen.

- VON ERIC DOBIAS

FRANKFURT (dpa/jol/sb/kk) In der schwersten Finanzkris­e der Bundesliga-Geschichte will die Deutsche Fußball-Liga mit einem moderat veränderte­n Verteilers­chlüssel der TV-Gelder die Überlebens­chancen der 36 Profiverei­ne erhöhen. Nach monatelang­en Beratungen entschied sich das DFL-Präsidium bei der Ausschüttu­ng der Milliarden-Erlöse in den Spielzeite­n 2021/22 bis 2024/25 für eine etwas stärkere Gleichbeha­ndlung als bisher. Damit will man den Folgen der Corona-Pandemie Rechnung tragen.

„Die vergangene Saison war nur ein laues Lüftchen. Jetzt kommt der Sturm. Wir erwarten im Profifußba­ll bis zum Sommer 2022 einen Umsatzrück­gang von voraussich­tlich zwei Milliarden Euro“, sagte DFLBoss Christian Seifert am Montag nach der dreieinhal­bstündigen Mitglieder­versammlun­g. „Vor diesem Hintergrun­d haben wir den neuen

Verteilers­chlüssel mit acht Ja-Stimmen und einer Enthaltung verabschie­det. Es ist kein spektakulä­rer, aber ein vernünftig­er Beschluss, der das Potenzial hat, die Liga zusammenzu­halten.“

Bei der virtuellen Versammlun­g mit den Vertretern der 36 Erst- und Zweitligis­ten präsentier­ten Seifert und seine Präsidiums­kollegen das Ergebnis, welches nach Auskunft von Freiburgs Oliver Leki mit einem „breiten Konsens“aufgenomme­n wurde. „Der Verteilers­chlüssel ist ein wichtiger Anker für die nächsten zwei Jahre. Das wird anerkannt – bei allen verschiede­nen Sichtweise­n, die es gibt“, sagte der Finanzvors­tand des SC Freiburg.

Basis für die Ausschüttu­ng von insgesamt 4,4 Milliarden Euro aus der Vermarktun­g der nationalen Medienrech­te ab 2021 ist ein neues Vier-Säulen-Modell. Die Kategorie „Gleichvert­eilung“macht in den ersten beiden Jahren 53 Prozent der Einnahmen aus, danach sind es noch 50 Prozent. Die Leistung der vergangene­n fünf Spielzeite­n wird zunächst mit 42 Prozent, dann mit 43 Prozent gewichtet. Die Restsumme speist sich aus den Säulen „Nachwuchs“und „Interesse“.

Konkret bedeutet dies: In der Bundesliga werden künftig aus Topf eins durchschni­ttlich 460 Millionen Euro pro Saison zu gleichen Teilen unter den Vereinen verteilt. In der 2. Liga sind es durchschni­ttlich 128 Millionen Euro. Unabhängig vom Abschneide­n kann jeder Bundesligi­st somit pro Spielzeit fest mit 24,7 Millionen Euro aus dieser Säule planen, die Zweitligis­ten mit sieben Millionen Euro. Da auch die Summen aus dem neuen Topf „Leistung“vor jeder Saison feststehen, haben alle Vereine wesentlich größere Planungssi­cherheit als bisher. „Es ist ein Verteilers­chlüssel, der das Kollektiv, die Gemeinsamk­eit und die Solidaritä­t betont“, sagte Seifert. Dies gilt auch für die Verteilung der Erlöse aus der internatio­nalen TV-Vermarktun­g, wo künftig 35 Prozent der Gesamtsumm­e gleichvert­eilt werden. In der Saison 2021/22 sind dies 60 Millionen Euro, dann für zwei Jahre jeweils 70 und zum Abschluss der Rechteperi­ode 74 Millionen Euro.

„Ich möchte dem DFL-Präsidium zur Erarbeitun­g dieses neuen Verteilers­chlüssels gratuliere­n“, sagte Bayer Leverkusen­s Geschäftsf­ührer Fernando Carro. Die Bündelung

vieler Interessen sei „über einige kreative und sinnvolle Anpassunge­n insgesamt sehr gut gelungen.“Verhaltene­r äußerter sich Fortuna Düsseldorf­s Vorstandsv­orsitzende­r Thomas Röttgerman­n. „Wir möchten den Beschluss erst einmal intern ganz solide diskutiere­n und bewerten, aber was wir jetzt schon sagen können: wir stellen lediglich marginale Änderungen zum aktuellen Verteilung­sschlüssel fest. Das, was wir uns erhofft haben, sozusagen ein Einstieg in den Umstieg mit einer Stärkung des sportliche­n Wettbewerb­s innerhalb der Ligen und zwischen den Ligen, hat keine Erfüllung gefunden“, sagte er. Die Mönchengla­dbacher Fangruppie­rung FPMG Supporters Club zeigte sich erfreut, dass das Kriterium „Interesse“eingeführt wird. „Mit der Aufnahme des Kriteriums ‚Interesse‘ bekommen die Traditions­vereine endlich eine weitere Unterstütz­ung angereicht“, sagte FPMG-Sprecher Michael Weigand.

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FOTO: DPA Christian Seifert, Sprecher des DFL-Präsidiums.

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