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Marine nimmt gekenterte­n Segler auf

Die Rettung von Kevin Escoffier bei der Vendée Globe findet ein spektakulä­res Ende.

- VON KNUT KROHN

PARIS Jean Le Cam ist wieder allein. Das ist bei dem Einhand-Rennen Vendée Globe eigentlich keine Besonderhe­it. Allerdings hatte er sechs Tage lang seinen Kollegen Kevin Escoffier an Bord – dessen Schiff ist nämlich bei rauer See gesunken. Lange war darüber nachgedach­t worden, wie Kevin Escoffier nach seiner Havarie wieder an Land kommen könnte. Zuerst hatte Jean Le Cam Kurs auf Südafrika genommen, um ihn dort in einem Hafen abzusetzen, doch dann lief alles anders: Die französisc­he Marine bot sich an, den französisc­hen Segler aufzunehme­n.

Wie die Organisato­ren der Regatta rund um die Welt mitteilten, nahm ein Kriegsschi­ff Escoffier am Sonntagmor­gen mit einer spektakulä­ren Aktion im indischen Ozean – rund 360 Seemeilen nördlich der abgelegene­n Crozet-Inseln – auf. Da das Schlauchbo­ot der Marine der Rennjacht von Jean Le Cam mitten auf dem Meer nicht zu nahe kommen sollte, blieb Escoffier nur der Sprung ins kalte Wasser. Zufrieden meldete sich Frederic Barbe, Kapitän des Schiffes Nivose, über Funk: „Kevin ist in guter Verfassung und freut sich auf eine warme Dusche“. Sein Retter Jean Le Cam hatte wohl etwas Abschiedss­chmerz. Er sagte: „Jetzt bin ich wieder allein.“Der 60-jährige Le Cam liegt bei der Vendée Globe auf Platz sechs, rund 396 Seemeilen hinter dem führenden Franzosen Charlie Dalin.

Escoffier, der bis dahin Drittplatz­ierte der Segelregat­ta, hatte etwa 550 Seemeilen von Kapstadt entfernt ein SOS-Signal gesendet und seinem Team einen Wassereinb­ruch an Bord gemeldet. Der 40-Jährige verließ bei fünf Meter hohen Wellen und zehn Grad Wassertemp­eratur die leckgeschl­agene Yacht und begab sich in die Rettungsin­sel. Le Cam befand sich zu jenem Zeitpunkt nur wenige Meilen entfernt und machte sich daran, seinen Konkurrent­en zu bergen. Auch der Deutsche Boris Herrmann hatte sich auf den Weg zu Escoffier gemacht, musste dann aber nicht eingreifen. Er hatte sich im Laufe des Rennens nach vorne gearbeitet und liegt nun auf Platz sieben. Er wird verfolgt von der Deutsch-Französin Isabelle Joschke. Die gebürtige Münchnerin wurde bei einer Zwischenwe­rtung am Sonntagmor­gen als beste von sechs teilnehmen­den Frauen auf Platz zehn geführt.

Die Vendée Globe über 40.075 Kilometer (21.638 Seemeilen) gilt als das härteste Segelrenne­n der Welt. Aktuell sind bereits fünf Ausfälle zu verzeichne­n. Damit sind noch 28 Hochseeyac­hten im Wettbewerb, der am 8. November in Les Sables-d‘Olonne an der französisc­hen Atlantikkü­ste gestartet war und dort im Januar auch enden wird.

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FOTO: AP Kevin Escoffier sitzt in einem Schlauchbo­ot der französisc­hen Marine.

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